Gewöhnlicher Klettenkerbel

Gewöhnlicher Klettenkerbel
Gewöhnlicher Klettenkerbel
Gewöhnlicher Klettenkerbel (Torilis japonica)

Gewöhnlicher Klettenkerbel (Torilis japonica)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Borstendolden (Torilis)
Art: Gewöhnlicher Klettenkerbel
Wissenschaftlicher Name
Torilis japonica
(Houtt.) DC.

Der Gewöhnliche Klettenkerbel (Torilis japonica) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Gefiedertes Laubblatt

Erscheinungsbild und Laubblätter

Der Gewöhnliche Klettenkerbel ist eine einjährige, krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis 120 Zentimeter. Der Stängel ist rau durch anliegende, nach rückwärts gerichtete starre Borstenhaare.

Die am Grund sowie der unteren Hälfte des Stängels stehenden Laubblätter bestehen aus einem 2 bis 7 Zentimeter langen Blattstiel und einer ein- bis zweifach gefiederten Blattspreite. Die dunkelgrüne, glänzende Blattspreite ist bei einer Länge von zu 20 Zentimeter und einer Breite von bis zu 17 Zentimeter im Umriss dreieckig-eiförmig bis eiförmig-lanzettlich. Die Blattfiedern sind mit einer Länge von 2 bis 6 Zentimeter und einer Breite von 1 bis 2,5 Zentimeter breit eiförmig-lanzettlich, die Endfieder ist verlängert.

Ausschnitt eines Blütenstandes
Fruchtstand

Generative Merkmale

Der rückwärts rauhaarige Blütenstandsstiel (Pedunkulus) sind 3 bis 25 Zentimeter lang; im Gegensatz zu den fast sitzenden Doppeldolden beim Knotigen Klettenkerbel (Torilis nodosa) [1]. In der Doppeldolde finden sich mehr als fünf [2] linealische Hüllblätter am Grund der vier bis zwölf Doldenstrahlen, die borstig sind und eine Länge von 1 bis 3 Zentimeter haben. Die Döldchen werden von fünf bis acht 1,5 bis 7 mm × 0,5 bis 1,5 mm messenden, breit linealischen bis pfriemlichen Hüllchenblättern umgeben. Die Döldchen enthalten vier bis zwölf Blüten, die Döldchenstrahlen sind mit 1 bis 4 Millimetern Länge kürzer als die Hüllchenblätter. Die schmalen Kelchzähne sind deltoid-lanzettlich. Die Kronblätter sind weiß bis rosa.

Die bei Reife häufig schwarz-purpurfarbenen Doppelachäne ist kugelig-eiförmig und misst 1,5 bis 5 mm × 1 bis 2,5 mm. Die zwei Teilfrüchte sind dicht mit gebogenen, rauen Stacheln mit glatter, stechender Spitze ohne Widerhaken besetzt, mit deren Hilfe die Früchte durch Tiere über Klettverbreitung (Epichorie) ausgebreitet werden [2].

Die Blütezeit reicht von April bis Oktober.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.

Vorkommen

Der Gewöhnliche Klettenkerbel kommt im mediterranen bis gemäßigten Europa und in Ostasien, vor allem in Japan und in China (dort in Höhenlagen von 100 bis 3800 Metern) vor, eingeführt auch im östlichen Nordamerika. Weitere Vorkommen gibt es auch im Iran, in Afghanistan, Pakistan und im Himalaja. Er besiedelt mäßig trockene bis mäßig frische, nährstoff- und basenreiche Böden an Wald- und Heckensäumen, Waldwegen, in Schlagfluren und auf Ruderalstellen in halbschattigen Lagen[2].

Systematik

Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 unter dem Namen Tordylium anthriscus durch Carl von Linné in seinem Werk Species Plantarum, 1, S. 240 [3]. Die 1805 veröffentlichte, in älteren Floren oft verwendete Umkombination Torilis anthriscus (L.) C.C.Gmel. ist aber ungültig, weil schon 1788 Torilis anthriscus (L.) Gaertn. mit dem Basionym Scandix anthriscus L., der heute als Hundskerbel (Anthriscus caucalis M.Bieb.) bekannten Art, veröffentlicht worden war. Das Basionym des in der Gattung Torilis gültigen, 1830 veröffentlichten Namens Torilis japonica (Houtt.) DC. ist die 1777 durch Maarten Houttuyn aus Japan beschriebene Caucalis japonica Houtt. Augustin Pyramus de Candolle veröffentlichte 1830 den heute gültigen Namen Torilis japonica (Houtt.) DC. in Prodromus Systematis Naturalis Regni Vegetabilis, 4, S. 219 [4]. [5]

Fressfeinde und Parasiten

Der Gewöhnliche Klettenkerbel ist Futterpflanze für das Landkärtchen. Die folgenden Pilze parasitieren auf dem Gewöhnlichen Klettenkerbel[6]: Erysibe betae, Diaporthe angelicae, Laphiostoma caulicum und Mycosphaerella leptasca. Ferner verursachen die Blattlaus Semiaphis anthrisci sowie die beiden Gallmücken Lasioptera carophila und Schizomyia pimpinellae Gallbildungen auf dieser Pflanze.

Verwendung

Wurzeln und Früchte des Gewöhnlichen Klettenkerbel werden seit alters her in der chinesischen Medizin als Heilmittel gegen Entzündungen, Hautkrankheiten und Impotenz eingesetzt. Neueste Untersuchungen zeigen vielfältige Wirkungen: Kim et al. [7] isolierten aus den Früchten des Gewöhnlichen Klettenkerbels ein Sesquiterpen genannt Torilin, das die Medikamentenresistenz in Krebszellen aufhebt. Cho u.a.[8] berichten über eine antibakterielle Wirkung des Torilins gegen Bacillus subtilis. Yun et al. [9] konnten zeigen, dass Torilin die Melanin-Produktion in Melanomen hemmt. 2010 zeigten Jung und Ghil [10], dass ein Extrakt des Gewöhnlichen Klettenkerbels gegen das Glioblastom (einen Hirntumor) eingesetzt werden kann.

Quellen

Literatur

  • She Menglan & Mark F. Watson: Torilis. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China Volume 14: Apiaceae through Ericaceae. Science Press u.a., Beijing u.a. 2005, ISBN 1-930723-41-5, S. 28.  (online)
  • Wilfried Stichmann: Der große Kosmos-Naturführer. Tiere und Pflanzen., Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, 897 Seiten, 2005

Einzelnachweise

  1. Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. 93. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2006, ISBN 3-494-01413-2, S. 554. 
  2. a b c Werner Rothmaler (Begr.), Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Band 4. Gefäßpflanzen: Kritischer Band. 10., bearb. Auflage. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München, Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2. 
  3. Erstveröffentlichung als Tordylium anthriscus eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  4. DC. 1830 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  5. Eintrag bei Tropicos.
  6. Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band V. Teil 2: Cactaceae – Cornaceae. 2. (unveränderter Nachdruck von 1926 mit Nachtrag) Auflage. Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin und Hamburg 1966, ISBN 3-489-74021-1. 
  7. S.E. Kim, Y.H. Kim, Y.C. Kim & J.J. Lee: Torilin, a sesquiterpene from Torilis japonica, reverses multidrug-resistance in cancer cells. In: Planta Medica Band 64, Nr. 4, 1998, S. 332–334, doi:10.1055/s-2006-957445.
  8. W.I. Cho, J.B. Choi, K. Lee, M.S. Chung & Y.R. Pyun: Antimicrobial activity of torilin isolated from Torilis japonica fruit against Bacillus subtilis. In: Journal of Food Science Band 73, Nr. 2, 2008, S. M37–M46. doi:10.1111/j.1750-3841.2007.00639.x
  9. Cheong-Yong Yun, Dongchun Kim, Won-Hee Lee, Yu Mi Park, Seung Ho Lee, Minkyun Na, Yurngdong Jahng, Bang Yeon Hwang, Mi Kyeong Lee, Sang-Bae Han & Youngsoo Kim: Torilin from Torilis japonica inhibits melanin production in alpha-melanocyte stimulating hormone-activated B16 melanoma cells. In: Planta Medica Band 75, Nr. 14, 2009, S. 1505–1508, doi:10.1055/s-0029-1185803.
  10. Hye-Won Jung und Sung-Ho Ghil: A Torilis japonica extract exerts anti-proliferative activities on the U87MG human glioblastoma cell line. In: Molecular Medicine Reports Band 3, Nr. 6, S. 1041–1045. doi:10.3892/mmr.2010.376

Weblinks

 Commons: Gewöhnlicher Klettenkerbel – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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