Geysir Andernach

Geysir Andernach
Der Geysir Andernach
Der Geysir mit der Anlegestelle am Namedyer Werth und dem Fährschiff Namedy
Das Areal um den Geysir Andernach, im Vordergrund das Bohrloch
Zustand des Geysirs 2005 vor der Freigabe zum Sprudeln – der Geysir befindet sich unter der Betoneinfassung im Vordergrund
Oberbürgermeister Achim Hütten (links) mit der Urkunde zum Eintrag des Geysirs Andernach ins Guinness-Buch der Rekorde als der weltweit höchste Kaltwassergeysir
Das Geysir-Erlebniszentrum in Andernach am Eröffnungstag

Der Geysir Andernach (vormals Namedyer Sprudel) ist mit 50 bis 60 Metern der weltweit höchste Kaltwassergeysir. Der Geysir wurde 1903 erstmals auf dem Namedyer Werth, einer Halbinsel im Rhein bei Andernach, erbohrt. Er ist seit 2006 touristisch erschlossen und eine der Attraktionen im Vulkanpark sowie Teil des nationalen Geoparks Vulkanland Eifel. Von einem „Erlebniszentrum“ in Andernach, das über den Geysir informiert, besteht eine Schiffsverbindung zum Namedyer Werth, wo der Geysirsprung beobachtet werden kann. Die Eruptionsdauer beträgt acht Minuten bei einem natürlichen Intervall von 100 Minuten zwischen den einzelnen Ausbrüchen. Kohlendioxidgas treibt den Geysir an, vergleichbar mit einer geschüttelten Mineralwasserflasche.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1903 sollte auf der Namedyer Halbinsel eine Bohrung von 343 Metern Tiefe Kohlensäurevorkommen zur Gewinnung von Kohlenstoffdioxid für Mineralwasser erschließen. Grund für die Bohrung an dieser Stelle war, dass man im Wasser des alten Rheinarms Blasen aufsteigen sah. Der Kaltwassergeysir wurde dabei erstmals eruptiv und sprang auf eine Höhe von 40 Metern. Der Namedyer Sprudel, so sein damaliger Name und der des abgefüllten Mineralwassers, das durch aufperlendes Kohlendioxid ausgestoßen wird, wurde kommerziell und bald auch touristisch genutzt. Jahrelang war die hohe Fontäne ein Wahrzeichen des Namedyer Werthes. Die Anlage erlitt im Laufe der Jahre erhebliche Schäden und wurde 1957 außer Betrieb gesetzt. Im Zuge des Ausbaus der B 9 wurde das Bohrloch 1967 mit einem Schieber verschlossen. Seit Ende der 1990er Jahre gab es Bestrebungen, den Geysir als Touristenattraktion wieder zu aktivieren, was mit den strengen Naturschutzauflagen kollidierte, denen das Gebiet seit 1985 unterliegt.

1990 wurde die Halbinsel Eigentum der Stadt Andernach. 2001 bohrte man an einer neuen, etwas von der Straße entfernten Stelle das gasdurchlässige Gestein an. Schon bei der ersten Bohrung sprang der Geysir wieder auf eine Höhe von 40 Metern. Danach erhielt das Bohrloch wieder einen Absperrschieber. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) führte einen Rechtsstreit vor dem Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz, um den weiteren Ausbau und die touristische Nutzung des Geysirs innerhalb des Naturschutzgebietes zu verhindern.[1] Im Mai 2005 einigten sich die Stadt Andernach und der BUND außergerichtlich darauf, dass der Geysir unter Naturschutzauflagen wieder springen und auch touristisch genutzt werden darf.[2]

Die Fontäne wird heute aus einem 350 Meter tiefen Bohrbrunnen gespeist. Seit dem 7. Juli 2006 springt der Geysir wieder regelmäßig und im freien Zyklus.[3] Nachts wird er zur Sicherheit mit einem Schieber verschlossen, tagsüber kann er aber natürlich springen. Der Zugang in das Naturschutzgebiet war nur bei wenigen geführten und vorher gebuchten Schiffstouren an einigen Wochenenden während der Sommersaison möglich. Für den Sommer 2008 waren 33 Schiffstouren vorgesehen. Die vollständige touristische Erschließung fand mit der Eröffnung des Erlebniszentrums Geysir Andernach am 29. Mai 2009 mit einer Fahrt zum Geysir auf dem Fahrgast- und Fährschiff Namedy statt. Das Schiff erhielt während der Feierlichkeiten per Schiffstaufe seinen Namen. In dem Erlebniszentrum wird das Naturphänomen den Besuchern spielerisch erklärt.

Am 9. November 2008 wurde der Geysir Andernach offiziell ins Guinness-Buch der Rekorde als höchster Kaltwassergeysir der Welt eingetragen.[4]

Funktionsweise

Der Geysir (isl. geysa = wirbeln, strömen) wird als düsenartiger Geysir betrieben, das heißt, der künstliche Schlot befindet sich frei in der Luft und nicht unter der Wasseroberfläche eines Teichs. In passiven Vulkangebieten wie der Vulkaneifel gibt es mehrere Quellen für Kohlenstoffdioxid (CO2), so genannte Mofetten, die Phänomene wie Kaltwassergeysire ermöglichen. So gibt es in der Vulkaneifel mit dem Geysir Wallender Born einen zweiten, wenn auch erheblich kleineren, Kaltwassergeysir.

Voraussetzung beim Kaltwassergeysir in Andernach ist ein Aufstiegskanal in Form eines 350 Meter tiefen Bohrlochs, in den dann CO2-gesättigtes Grundwasser hineinfließt. Das Bohrloch füllt sich langsam bis zum oberen Ende mit Wasser. Dabei entsteht durch das Gewicht des Wassers am unteren Ende ein Druck von 35 bar. In dem aufsteigenden CO2-gesättigten Wasser löst sich das CO2 in Form von Gasbläschen aus, da der Druck nach oben hin immer weiter abnimmt. Die aufsteigenden Gasbläschen dehnen sich dabei aus. Da weiterhin Grundwasser zuläuft und sich das Volumen der Gasbläschen ausdehnt, wird das Wasser verdrängt, das Bohrloch läuft oben über. Dadurch wird der Druck reduziert und die Löslichkeit des CO2 im Wasser nimmt ab. Dies hat wieder zur Folge, dass sich mehr CO2-Bläschen bilden können und ausdehnen. Das Bohrloch läuft immer mehr über. Es entsteht ein Domino-Effekt, der sich rasant beschleunigt. Wenn die Gasbläschen das gesamte Bohrloch ausfüllen, können diese sich nur noch nach oben hin ausdehnen. Die gesamte Wassersäule wird hinausbefördert, der Geysir springt. Die Eruptionsdauer des Geysirs beträgt ziemlich genau acht Minuten und erreicht bei Windstille eine Höhe von 60 Metern. Danach füllt sich das Bohrloch langsam wieder mit Grundwasser und der Vorgang beginnt in einem Zeitabstand von 100 Minuten erneut.

Der Geysir Andernach funktioniert im Prinzip ähnlich wie eine Mineralwasserflasche, die geschüttelt und dann geöffnet wird. Die bekannten Heißwasser-Geysire hingegen, beispielsweise in Island oder dem Yellowstone-Nationalpark, eruptieren kochend heißes, mit Wasserdampf vermischtes Wasser. Dabei wird Grundwasser im Boden durch Magma erhitzt und durch eine Röhre nach oben gedrückt.

Weblinks

 Commons: Geysir Andernach – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fontäne unter Verschluss in: Die Zeit, 19. Mai 2004
  2. Weltgrößte Kaltwasserfontäne darf springen – Freie Bahn für den Geysir in: Rhein-Zeitung, 11. Mai 2005
  3. Weltweit größter Kaltwasser-Geysir darf wieder sprudeln in: 3sat nano, 19. April 2006
  4. Geysir sprudelt ins Guinness-Buch in: Rhein-Zeitung, 7. November 2008
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