Ghost in the Shell (Anime)

Ghost in the Shell (Anime)
Filmdaten
Deutscher Titel Ghost in the Shell
Originaltitel 攻殻機動隊
Kōkaku Kidōtai
Ghostintheshell-logo.svg
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch, Englisch
Erscheinungsjahr 1995
Länge 79 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Mamoru Oshii
Drehbuch Kazunori Ito
Produktion Ken Iyadomi,
Mitsuhisa Ishikawa,
Shigeru Watanabe
Musik Kenji Kawai
Kamera Hisao Shirai
Schnitt Shuichi Kakesu
Synchronisation

Der Film Ghost in the Shell (jap. 攻殻機動隊, Kōkaku Kidōtai) von Mamoru Oshii aus dem Jahr 1995 gilt als klassisches Beispiel eines Science-Fiction-Anime und war zusammen mit Akira maßgeblich für die zunehmende internationale Popularität von Anime verantwortlich. Er basiert auf dem gleichnamigen Manga Ghost in the Shell von Masamune Shirow.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Im Jahr 2029 haben viele Menschen Teile ihres Körpers durch künstliche Bestandteile ersetzen lassen, wurden also zu Cyborgs, um so bestimmte Fähigkeiten zu verbessern oder sich neue anzueignen. Sogar das Gehirn lässt sich teilweise durch ein sogenanntes Cyberbrain ersetzen. Verpackt in einer Biokapsel, der Shell, stecken in jedem Cyborg menschliche Gehirnzellen mit dem Geist (Ghost), der die Identität und Persönlichkeit enthält. Um so bedrohlicher ist das Auftauchen eines unbekannten Hackers, genannt Puppet Master (zu dt. Puppenspieler), der die Sicherheitsbarrieren der Shell überwinden und die Cyborgs kontrollieren kann. Seine Opfer werden mit falschen Erinnerungen manipuliert, verlieren ihre Identität und begehen Verbrechen für den Puppet Master oder seine Auftraggeber.

Nachdem er verschiedene Staatsbeamte unter seine Kontrolle gebracht hat und mit ihnen die Politik manipuliert, wird die geheime, für Cyberkriminaliät zuständige Sektion 9 des Innenministeriums mit der Suche nach dem Puppet Master beauftragt. Doch die gefassten Personen haben keine Erinnerungen an ihre Taten. Major Motoko Kusanagi, die für die Sektion 9 arbeitet und einen fast vollständig künstlichen Körper besitzt, ist auch persönlich bedroht: Ihr künstlicher Körper verleiht ihr übermenschliche Kräfte, macht sie aber gleichzeitig abhängig von der Technik und zu einem potenziellen Ziel für Manipulationen des Puppet Masters. Als menschlicher Wesenskern ist ihr nur ihr Ghost verblieben. Oft denkt sie darüber nach, ob sie überhaupt noch ein Mensch oder nur ein künstliches Wesen mit einem künstlichen Bewusstsein ist.

Wie sich im Zuge der Ermittlungen herausstellt, ist der Puppet Master ein Ghost, der aus unerklärlichen Gründen aus dem Netzwerk selbst entstanden zu sein scheint. Er besitzt kein organisches Gehirn in einer Shell oder in einem bestimmten Körper. Dieses Wesen wird schließlich von der Sektion 9 in einem durch einen Unfall beschädigten weiblichen Cyborg-Körper aufgespürt. Der so verkörperte Puppet Master beantragt politisches Asyl bei Sektion 9. Der Körper wird aber kurz darauf von Sektion 6 entführt. Diese hatte die Software erschaffen, aus der der Puppet Master entstanden war, um damit Hackerangriffe auszuführen. Kusanagi befreit den Puppet Master, auch, weil sie an ihm aufgrund ihrer eigenen Identitätskrise interessiert ist. Er offenbart ihr, dass er durch seine Verbrechen versucht hatte, die Sektion 9 und Kusanagi auf sich aufmerksam zu machen. Sein Wunsch ist es, seinen Ghost mit jenem von Kusanagi zu verschmelzen, um zu erlangen, was ihm zum Leben fehlt. In einer solchen Verschmelzung sieht er eine Möglichkeit der Erneuerung des Lebens, eine Alternative zur biologischen Fortpflanzung, wie sie ihm und auch Cyborgs wie Kusanagi nicht möglich ist.

Letztendlich findet Kusanagi wohl eine Antwort auf ihre Existenzfrage und auf den Wunsch des Puppet Masters. Sie wird, nachdem ihre alte Shell bei dem Befreiungsversuch zerstört wurde, von ihrem Kollegen und Vertrauten Batou im Cyborgkörper eines jungen Mädchens reaktiviert. Sie versucht, sich Batou zu erklären, dankt ihm und sagt ihm, dass sie von nun an immer in seiner Nähe sein wird.

Konzeption

Motoko Kusanagis Antwort bleibt dem Zuschauer verborgen, dennoch gibt es einen deutlichen Hinweis darauf. Am Ende zitiert sie das Hohelied der Liebe:

„Als ich ein Kind war, waren meine Gedanken und Gefühle die eines Kindes. Jetzt bin ich erwachsen geworden und kindliche Weisen sind mir fern. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.“

1. Brief des Paulus an die Korinther 13:11-12[1]

In der neuen deutschen Synchronisation wurden diese Zeilen leicht abgeändert.[2]

Produktion

Der Film wurde 1995 unter der Regie von Mamoru Oshii im Studio Production I.G produziert. Produktionsfirma war außerdem Bandai Visual, die Umsetzung fand unter anderem auch durch Tezuka Production und Toei statt. Das Drehbuch schrieb Kazunori Ito nach dem Manga von Masamune Shirow. Hiroyuki Okiura entwarf das Charakterdesign und die künstlerische Leitung hatte Hiromasa Ogura inne.

Veröffentlichung

Ghost in the Shell kam am 18. November 1995 in die japanischen Kinos. Bandai Channel strahlte den Film im japanischen Fernsehen aus. Der Anime wurde unter anderem in Großbritannien, den USA, Spanien und Frankreich im Kino gezeigt und wurde 1996 auf den Filmfestspielen von Venedig vorgeführt.

Rapid Eye Movies veröffentlichte den Film 1996 auf Deutsch auf VHS-Kassette, am 7. Januar 2005 wurde Ghost in the Shell von arte erstmals im deutschen Fernsehen gezeigt. Am 1. August 2005 wurde der Film von Panini Video auf DVD veröffentlicht.[3]

Synchronisation

Die erste deutsche Synchronfassung von Ghost in the Shell wurde von der Splendid Synchron GmbH aus Köln für die Veröffentlichung auf VHS-Kassette erstellt.[4] Für die DVD-Veröffentlichung des Films wurde vom Berliner Synchronstudio Hermes Synchron GmbH eine neue Übersetzung angefertigt. Hierfür wurden dieselben Sprecher eingesetzt, die später auch für die Fernsehserie Ghost in the Shell: Stand Alone Complex verpflichtet wurden.[4][5]

Rolle Japanische Stimme
(Seiyū)
Deutsche Stimme
(alte Synchronisation)
Deutsche Stimme
(neue Synchronisation)
Motoko Kusanagi Atsuko Tanaka Luise Charlotte Brings Christin Marquitan
Batou Akio Ōtsuka Volker Wolf Tilo Schmitz
Togusa Kōichi Yamadera Gregor Höppner Klaus-Peter Grap
Aramaki Tamio Ōki Hans-Gerd Kilbinger Hasso Zorn
Ishikawa Yutaka Nakano Volker Wolf Erich Räuker
Puppet Master Iemasa Kayumi Renier Baaken Detlef Bierstedt

Musik

Das Hauptthema aus dem Soundtrack von Kenji Kawai erlangte weltweite Bekanntheit in der Drum-’n’-Bass-Szene durch den Hit „Beneath The Mask“ von Makai auf dem Label Precision Breakbeat Research. Die Vinylausgabe gehört durch seinen hohen Wiedererkennungswert zu den Gesuchtesten des Genres und wird zu Preisen teilweise jenseits der 100-Euro-Marke gehandelt.

Das Musikstück im Abspann der internationalen Filmversion ist „One Minute Warning“ von „The Passengers“. Hinter diesem Namen verbergen sich die Rockband U2 und Brian Eno. In der in Japan veröffentlichten Fassung des Films und der neuen deutschen Synchronfassung ist stattdessen ein Lied aus dem Soundtrack von Kenji Kawai zu hören.

Rezeption

Kritiken und Analysen

Patrick Drazen bezeichnet Ghost in the Shell als „bahnbrechenden Film“[6], als thematische Weiterführung von Appleseed, einem anderen Werk Oshiis, und als Reaktion auf die Krise der japanischen Wirtschaft und Politik zu Beginn der 1990er. Auch die zu dieser Zeit auftretenden Sekten wie Aum Shinrikyo hätten einen Einfluss auf den Film gehabt. Im Film bringe besonders die Szene auf dem Boot und die darauf folgende Fahrt durch die Kanäle der Stadt die Frage nach der Identität auf den Punkt. Dabei sieht Drazen den Film einerseits in der Tradition des Themas menschenähnlicher Maschinen, wie zum Beispiel in der Geschichte Konjaku Monogatari aus dem 12. Jahrhundert. Andererseits setze sich GitS gerade dadurch ab, dass die Maschinen, im Gegensatz zu früheren Geschichten, kaum mehr vom Menschen zu unterscheiden sind. Die Antwort auf ihre Fragen finde Kusanagi in einer „Cyborg-Version von Sex“, indem sie sich mit dem Puppet Master vereint und ein neues Wesen erschafft, das ins World Wide Web geboren wird. Den popkulturellen Beweis für ihre Menschlichkeit werde dem Zuschauer am Ende der Szene mit dem Puppet Master durch ihre Tränen gezeigt.[7]

Daniel Kothenschulte bezeichnet den Film als einen der „Türöffner“ des Animes im Westen.[8]

Nach dem Lexikon des internationalen Films ist der Film von „philosophischen Fragen nach dem Sinn der Existenz in einer zusehends virtuellen Welt“ geprägt und „besticht durch stilistische Konsequenz und meditativen Erzählrhythmus“.

Ghost in the Shell erhielt 1997 den International Fantasy Film Award - Special Mention auf dem internationalen Filmfestival Fantasporto.

Einfluss auf die Popkultur

Die Geschichte von Motoko Kusanagi und ihrer Jagd nach dem Puppet Master hat das Genre des Science-Fiction-Films maßgeblich beeinflusst. So bezeichnen sich die Wachowski-Brüder, die Schöpfer der Matrix-Trilogie, ausdrücklich als Ghost in the Shell-Fans und griffen im ersten Matrix-Teil viele Elemente aus Ghost in the Shell wieder auf.[9] Auch US-Regisseur James Cameron war von dem Film begeistert. Auch auf I, Robot hatte Ghost in the Shell, besonders der zweite Teil, großen Einfluss. Das von Spielberg gegründete Studio DreamWorks Pictures hat sogar die Rechte für einen Kinofilm lizenziert und plant die Umsetzung als Realfilm. [10]

Das Musikvideo „King of my castle“ von Wamdue Project besteht aus Sequenzen des Films Ghost in the Shell. Im Musikvideo „Zen Concrete“ werden von Sly & Robbie ebenfalls Sequenzen aus GitS verwendet.

Literatur

  • Brian Ruh: Stray Dog of Anime: The Films of Mamoru Oshii. Palgrave Macmillan, New York 2004, ISBN 1-4039-6334-7
  • Thomas Schnellbächer: Mensch und Gesellschaft in Oshii Mamorus Ghost in the Shell - Technische Spielerei oder engagierte Zukunftsvisionen? In: Nachrichten der Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens / Hamburg, Jg. 77, Nr. 1, 2007, S. 69-96.
  • Susan J. Napier: Anime from Akira to Princess Mononoke: Experiencing Contemporary Japanese Animation. Palgrave, 2001. (englisch)
  • Patrick Drazen: Anime Explosion! - The What? Why? & Wow! of Japanese Animation. Stone Bridge Press, 2003. (englisch)
  • David Werner: Japanische Comics in der deutschen Kinder- und Jugendkultur: Die Präsenz, der Einfluss und die pädagogischen Qualitäten von Anime und Manga. Masterarbeit, Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik, 2007.

Einzelnachweise

  1. Vgl. z.B. Alexander D. Ornella: Das vernetzte Subjekt. Eine theologische Annäherung an das Verständnis von Subjektivität unter den Bedingungen der Informations- und Kommunikationstechnologien, Münster, Lit 2010, S. 168.
  2. "In der Kindheit sind auch die Worte kindlich; ist das Denken kindlich, sind die Ansichten kindlich. Doch wird man erwachsen, wirft man das Kindliche ab." 42 min. zuvor wird formuliert: "Als blickten wir in einen Spiegel, bleibt das, was wir sehen, verschwommen."
  3. Filmdaten von Ghost in the Shell. Online-Filmdatenbank, abgerufen am 16. September 2010.
  4. a b Filmdaten von Ghost in the Shell. Anime News Network, abgerufen am 27. September 2010 (englisch).
  5. Review von Ghost in the Shell – Ultimate Edition. Anime auf DVD, abgerufen am 16. September 2010.
  6. Drazen, 2003, S. 334
  7. Drazen, 2003, S. 338-341
  8. Deutsches Filminstitut - DIF / Deutsches Filmmuseum & Museum für angewandte Kunst (Hg.): ga-netchû! Das Manga Anime Syndrom. S. 50
  9. Chat with the Wachowski Brothers, November 6, 1999
  10. DreamWorks to Make 3D Live-Action Ghost in the Shell (vom 15. April 2008)

Weblinks


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