Gietlhausen

Gietlhausen

Gietlhausen
Koordinaten: 48° 46′ N, 11° 9′ O48.761136411.1558547Koordinaten: 48° 45′ 40″ N, 11° 9′ 21″ O
Einwohner: 145 (31. Dez. 2008)
Postleitzahl: 86633
Vorwahl: 08431

Gietlhausen ist ein Stadtteil von Neuburg an der Donau im oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Das Dorf liegt 5 km nördlich von Neuburg an der Donau, am südlichen Rand des Naturparks Altmühltal.

Gietlhausen war seit den 1820er Jahren Ortsteil der Gemeinde Ried und ging mit dieser 1976 in der Stadt Neuburg an der Donau auf. In den ersten ca. 150 Jahren seines Bestehens zählte Gietlhausen kaum über 100 Einwohner (1989: 137 Einwohner). Die Bevölkerungszahl ist seither angewachsen und zum 31. Dezember 2008 waren 145 Einwohner gemeldet.

Inhaltsverzeichnis

Name und Entstehung

Blick ins Neuburger Land am katholischen Friedhof

Der Ortsname leitet sich von einem Neuburger Bürger Gietl ab. Das „Neuburger Kollektaneenblatt“[1] spricht von einem Bräuer Gietl. Ein Verwaltungsakt aus dem Jahre 1903 über Gietlhausen definiert diesen Mann mit dem Titel „Kurfürstlich Geheimer Landschaftsrat Johann Mathias von Gietl“. Er hat auf dem Gietlhausener Gelände ein 29 bis 30 Tagwerk (etwa 10 Hektar) großes Waldstück, genannt Gietlholz, besessen. Dieses Areal, das aus einem prächtigen Eichenwald bestand, verkaufte er am 3. September 1807 an die Kurfürstin Maria Leopoldina von Baiern, um sie für Kulturzwecke zur Verfügung zu stellen, berichten die Akte. Gemeint war damit eine neue Besiedelung, wie sie zu dieser Zeit auch im Donaumoos vollzogen wurde.

Ein Rechtsstreit über die Kostenübernahme des Gietlhausener Ortsbrunnen, der sich von 1895 bis 1903 dahinzog, gibt einen weiteren Einblick in die Geschichte. Das Königliche Bezirksamt stellte 1903 dabei Untersuchungen über die Entstehung von Gietlhausen an und verfasste dazu ein 18-seitiges Protokoll. Es kommt zu der Erkenntnis, dass im Jahre 1814 das ursprüngliche Ortsareal Gietlhausen noch bewaldet war. Eine Kartierung diente als Beweismaterial.

Den ersten Siedlern wurden Parzellen zwischen 25 und 12 Tagwerk veräußert. Es waren öde Waldflächen, die von Donaumooskolonisten erworben wurden. Sie mussten laut Kaufvertrag noch die Lagerung des gefällten Holzes dulden. Die ersten Kaufverträge sind auf den 14. Mai 1818 datiert und die ersten Siedler waren Sebastian Frey vom Gromet, heute Marienheim, Christoph Gegner, ebenfalls Marienheim, sowie Konrad Hofstetter aus Untermaxfeld. Am 16. Mai 1818 unterzeichneten den Kauf Johann Michael Hofbauer, Obermaxfeld, Johann Weingärtner, Neuschwetzingen und Jeremias Hofstetter, Untermaxfeld. Am 12. Februar 1820 kam noch Dietrich Hofstetter dazu. Damit war der Grundstock für Gietlhausen gelegt.

Die Ansiedlung entstand in der Gestalt eines Straßendorfes, entlang einer vom Waldrand im Norden nach Süden hin steil abfallenden Straße. Charakteristisch für das Dorf Gietlhausen war eine für Altbayern sehr untypische Mehrheit evangelischer Einwohner. Die ersten Kolonisten kamen aus Marienheim, einer zur gleichen Zeit ebenfalls neu angelegten Siedlung östlich von Neuburg. Sie stammten also ebenso aus den kurpfälzischen Herrschaftsgebieten von Kurfürst Karl Theodor wie viele der Kolonisten im Donaumoos. Die Gietlhausener waren meist wenig begütert, zum Großteil in einer religiösen Diaspora-Situation. Im Jahre 1854 werden 20 Häuser gezählt, davon waren 18 Katholiken und 46 Protestanten. Im Sprachgebrauch der katholischen Nachbardörfer war für Gietlhausen die abschätzige Bezeichnung „Gripsloch“ üblich.

Erst nach 1945 – damals zogen auch Heimatvertriebene zu – wurde mit dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung wie allerorten eine nachhaltige Verbesserung der Lebensverhältnisse im Dorf möglich.

Katholische Kapelle in Ökumene

Das Kirchlein als Wahrzeichen
Das schmucke Kircheninnere

Rund hundert Jahre gab es in Gietlhausen keinen Sakralbau. Am 13. Oktober 1929 wurde die „Maria-Hilf-Kapelle" in einem feierlichen Akt der Öffentlichkeit übergeben.

Seminardirektor Dr. Radlmeier aus Neuburg übernahm die Konsekration des Kirchleins unter der Assistenz der Geistlichen der Nachbarorte Ried und Bittenbrunn. Als Festprediger fungierte Pater Ingbert Raab aus Eichstätt.

Als Wegbereiter für den Sakralbau muss Pfarrer Karl Kotter aus Ried genannt werden. Die Pläne fertigte Architekt Eberle aus München. Handwerker aus Neuburg, Ried und Unterstall führten die Bauarbeiten aus. Zwei elektrisch betriebene Glocken rufen die Gläubigen zum Gebet.

Das Kirchlein ist gut ausgestattet. Ein Kreuz und die Strahlenkranzmadonna sind kleine Schmuckwerke, aber auch mit Kirchenbänken und sogar mit einem Volksaltar ist der Sakralbau ausgestattet. Die katholische Kapelle, die in die Pfarrei St. Peter nach Neuburg eingegliedert ist, ist für jedermann offen und wird ökumenisch genutzt. Mit dem Kapellenbau bekamen die Katholiken auch einen eigenen Friedhof, der sich um das Kirchlein gruppiert.

Kleiner Ort mit zwei Friedhöfen

Grab für den Ende April 1945 bei Gietlhausen gefallenen deutschen Soldaten Robert Bilang
Der evangelische Friedhof

Heute ist klar, wer wo beerdigt wird, denn es gibt in dem kleinen Ort Gietlhausen zwei Friedhöfe, einen für die Protestanten und einen für die Katholiken. Dies war nicht immer so. Die Neusiedler waren arme Bürger und so wollte sie keine Gemeinde und Pfarrei haben.

Pfarrer Köbler von der Pfarrei Ried brachte mit einem Schreiben vom 6. Oktober 1824 an das Königlich Bayerische Landgericht den Ball ins Rollen. Er klagt, dass der Gottesacker in Ried zu klein, aber der Friedhof in Hessenlohe sehr geräumig und aufnahmefähig sei. Aber es war nichts zu bewegen, keine der anderen Kommunen wollte sie aufnehmen. Damals bestand die neue Kolonie aus 4 katholischen und 5 protestantischen Familien.

Die Gietlhausener griffen zur Selbsthilfe. Kurfürstin Maria Leopoldine schenkte ihnen ein Grundstück, jetzt konnte ein Friedhof südlich der Römerstraße, nahe am Wald angelegt werden. Und ein Betreiberverein übernahm die Regie und machte daraus einen evangelischen Friedhof. Nur die Protestanten, die hier lebten oder geboren sind, werden auch in diesem Friedhof bestattet.

Eine Besonderheit ist das Gefallenengrab des Robert Bilang. Er war gebürtig aus Hamburg-Altona und ist kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges mit 25 Jahren bei Gietlhausen gefallen. Die Bewohner haben den Toten aufgenommen und ihm eine würdige Stätte bereitet, die heute noch gepflegt wird. Eine rund hundertjährige Douglas-Tanne in dem Friedhof ist in dem gepflegten Gottesacker ein weiteres Schmuckstück.

Bis 1929 wurden die Katholiken im Rieder Friedhof beerdigt. Mit dem Kapellenbau wurde um die Kapelle ein katholischer Friedhof angelegt. Und so ist das Problem Bestattung in Gietlhausen aus der Welt geschafft. Das kleine Friedhofsareal müssen sich zwei Besitzer teilen. Da ist zum einen die Pfarrei St. Peter in Neuburg, zum anderen die neu dazu erworbene Fläche, die der Stadt Neuburg gehört.

Problem Wasser

So recht und schlecht mussten sich die Bewohner von Gietlhausen durchschlagen. Ihr großes Problem war das Wasser. Es gibt keine Quelle und keinen Bach im Dorf oder in der Nähe. Etwa in der Mitte des Dorfes befindet sich ein Brunnen, den die Familie Reng von Hs. Nr. 2 ½ den Dorfbewohnern zu Verfügung stellte. Es war mehr oder weniger eine Wassergrube, die 77 Liter fasste und durch Regenwasser gespeist wurde, ist in den Gemeindeakten vom 6. September 1878 festgehalten.

Nur vier Dorfbewohner hatten einen eigenen Brunnen, zehn eine Zisterne, also Behälter für Regenwasser und 17 Familien waren ohne Wasser. Täglich Wasser schleppen, hieß es da. Der weitest entlegene Hof musste 25 Minuten marschieren, um zum öffentlichen Wasser zu kommen.

Beim ersten Feuerwehrtag am 26. Juni 1878 in Rennertshofen war auch eine Delegation von Gietlhausen vertreten. Hier wurde bereits bekundet, dass für einen Brandfall nicht genügend Wasser in der neuen Kolonie zur Verfügung steht. Am 7. Januar 1879 konnte jedoch gemeldet werden, dass eine Wasserreserve ordnungsgemäß hergestellt wurde.

Am 17. Juli 1895 ist ein Dorfbrunnen aktenkundig, der aber seinen Zweck nicht mehr erfüllt. Das Pumpwerk ist ruiniert. Die hölzerne Bedeckung der Brunnengrube ist teilweise entfernt worden, um wenigstens mit einem Eimer aus der Grube Wasser zu holen. Die Reparaturen wurden geschoben, da niemand die Kosten tragen wollte, weder der Ort noch die Gemeinde. Der Söldner und Gastwirt Leonhard Reng, zugleich Ortsführer von Gietlhausen, war nun um das Problem Wasser besorgt. Er wurde beim Bürgermeister vorstellig, bekam aber keine Absicherung wegen der Kostenübernahme. So ging er auch zum Bezirksamt in Neuburg, also der Verwaltungsbehörde des Bezirks Neuburg und trug da sein Anliegen vor, damit die Reparatur veranlasst wird. Erst wehrte sich die Gemeinde Ried gegen eine Kostenübernahme, wurde aber schließlich mit Beschluss vom 10, Juni 1903 dazu verpflichtet, weil es sich um einen öffentliche Brunnen handelt, der auch der Feuerwehr zur Verfügung steht.

Sehenswürdigkeiten

Bekannt ist Gietlhausen für seine Kirschgärten, deren Blüte im Frühjahr die ausladenden Südwesthänge weiß färbt. Schon im „Neuburger Kollektaneenblatt“ von 1854 wird von der Kirschblüte geschwärmt. Alteingesessene Bürger erzählen, dass die Siedler aus der Rheinpfalz die Kirschbäume mitgebracht haben.

Literatur

  • Ludwig Wagner: Zeitreise durch Neuburg und die Stadtteile. Pro Business, Berlin 2006, ISBN 3-939533-78-5, S. 120-125.
  • Neuburger Kollektaneenblatt 20 (1854) S. 105.
  • Verwaltungsakte Gielhausen 1878 - 1903, Stadtarchiv Neuburg/Donau.
  • Festschrift 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Gietlhausen 1986.

Einzelbelege

  • Neuburger Anzeigenblatt vom 27. August 1929, sowie dem 9. und 14. Oktober 1929.
  • Neuburger Rundschau vom 28. März 1991.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Einträge zu Zeitschrift/Sammelwerk Neuburger Kollektaneenblatt. In: Bayrische Bibliographie.

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