Gießen-Lützellinden

Gießen-Lützellinden
Lützellinden
Stadt Gießen
Koordinaten: 50° 32′ N, 8° 37′ O50.5394444444448.6233333333333159Koordinaten: 50° 32′ 22″ N, 8° 37′ 24″ O
Höhe: 159–278 m ü. NN
Fläche: 8,91 km²
Einwohner: 2425 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 31. Juli 1979
Postleitzahl: 35398
Vorwahlen: 0641, 06403

Lützellinden ist der südlichste Stadtteil der Universitätsstadt Gießen und hat rund 2500 Einwohner. Die Gemarkung umfasst ein Gebiet von 890,8 ha und stellt damit 12,3% des Gießener Stadtgebietes dar. Geografisch zählt der Ort zum Hüttenberger Land.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Lützellinden wurde vermutlich um 800 gegründet und war viele Jahrhunderte lang eine reiche Bauerngemeinde. Noch immer gibt es dort einige landwirtschaftliche Betriebe.

Geschichtlich war Lützellinden immer in Richtung Wetzlar orientiert. Politisch zählt der Ort erst seit 1979 – nach Auflösung der Stadt Lahn – zu Gießen. Zuvor gehörte Lützellinden zum damaligen Landkreis Wetzlar. Die geschichtliche Verbundenheit mit Wetzlar ist auch heute noch sichtbar. Sie manifestiert sich unter anderem in der Zugehörigkeit Lützellindens zur Evangelischen Kirche im Rheinland und zum Bistum Limburg, während alle anderen Teile Gießens zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bzw. dem Bistum Mainz gehören.

Weitere Besonderheiten Lützellindens: Es existieren noch viele, vom Zustand allerdings unterschiedlich erhaltene, für die Dörfer des Hüttenbergs typische alte Fachwerk-Hofreiten mit hohen Hoftoren aus dem 18ten und 19ten Jahrhundert. Eines der ältesten Hoftore befindet sich in der Lindenstraße 19, es ist mit AD 1699 beziffert. Der Stolz alter Häuser und die Handwerkskunst der alten Werkmeister ist aber nicht nur an den Vorderseiten des Eichefachwerks, wie z.B. des Adam- und Eva-Hauses in der Schulstraße sichtbar, sondern setzt sich bis in die Hofseiten der Fachwerkreiten fort. Bis vor einigen Jahren gab es noch eine Reihe ausschließlich trachtentragender Frauen. Ein Zeichen dafür, dass die alte Dorfgemeinschaft noch funktioniert, ist auch, dass noch Platt (Hüttenberger Dialekt) gesprochen wird. Zeitweise wird im Backhaus noch mit Holz eingeheizt, um das herkömmliche Roggenbrot zu backen.

Politik

Ortsbeirat

Bei der Wahl zum Ortsbeirat am 26. März 2006 ergab sich folgende Sitzverteilung:

Parteien und Wählergemeinschaften Anteil in % Sitze
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 31,4 3
LWG Lützellindener Wählergemeinschaft 26,8 3
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 19,1 2
BGL Bürgerliste Lützelinden 15,4 1
GRÜNE BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 3,6 0
F.D.P. Freie Demokratische Partei 3,6 0
gesamt 100,0 9

Ortsvorsteher

Ortsvorsteher ist Jörg Asboe (CDU). Dieses Amt hatte er bereits in der letzten Legislaturperiode inne.

Infrastruktur

Es gibt einen Kindergarten, drei Kinderspielplätze, eine Grundschule, ein Schwimmbad (Freibad), einen Bürgersaal, ein Backhaus, ein Heimatmuseum, eine evangelische Kirche, und ein evangelisches Gemeindezentrum. Ebenso verfügt Lützellinden über eine Verwaltungsaußenstelle, eine Sporthalle und einen Sportplatz. Des Weiteren sind eine Metzgerei mit Partyservice, eine (Bauern-)Hofbäckerei, ein Lebensmittelmarkt mit Bäckerei, eine Post-Agentur, eine Bank mit Geldautomat, eine Zahnarztpraxis, ein Allgemeinarzt, ein Frisör, drei Gaststätten und eine Grillhütte vorhanden.

Der Stadtteil ist über die Stadtbuslinien 1 und 11 mit der Kernstadt Gießen verbunden. Im Ort gibt es acht Haltestellen. Die Linie 11 verbindet die Städte Gießen und Wetzlar, so dass auch in diese Richtung ein ÖPNV-Anschluss besteht.

Lützellinden ist zudem direkt erreichbar über die Anschlussstelle Gießen-Lützellinden der Bundesautobahn 45 (Aschaffenburg-Dortmund), welche am südlichen Gemarkungsrand verläuft.

Es existiert ein Flugplatz (Sonderlandeplatz, ICAO-Code EDFL). Nicht verbunden mit dem Flugplatz ist das benachbarte Funkfeuer GIN einer internationalen Luftstraße.

Gewerbe

In Lützellinden gibt es relativ wenige Arbeitgeber. Darum ist der Ortsbeirat und die Stadt Gießen aktuell (Stand 2006) bemüht interessierten Unternehmen und Betrieben attraktive Flächen im Ortsgebiet anbieten zu können. Dies soll durch Ausweisung zweier Gewerbeflächen und einer Industriefläche in der Nähe der Bundesautobahn 45 Anschlussstelle 32 Gießen-Lützellinden realisiert werden.

Neben den unter dem Punkt Infrastruktur genannten Betrieben allgemeinen Interesses sind folgende Betriebe in Lützellinden angesiedelt: Autohaus mit Werkstatt, zwei Feinmechanikbetriebe, Hersteller für Betonfertighausteile, Beton-Rollladenkästen und Fenster, Raumausstatter, Fotoatelier, zwei Schreinereien, eine Schlosserei, ein Geschäft für Uhren und Schmuck, ein Landmaschinenhändler mit Werkstatt, Versicherungsagenturen, Massage, mehrere Erdbeerplantagen.

Naherholung

Von Lützellinden aus können per Radweg die Gießener Stadtteile Allendorf und Kleinlinden erreicht werden. Abseits der Hauptverkehrstraßen lassen sich über betonierte Feldwege die Orte Wetzlar-Münchholzhausen, Wetzlar-Dutenhofen, Hüttenberg-Hochelheim, Linden Großen-Linden erreichen. Um mit dem Fahrrad nach Hüttenberg-Rechtenbach zu gelangen muss teilweise öffentliche Straße genutzt werden. Im oberen Feld kann man die drei alten Feldlinden und die 1968 gefasste Lindbachquelle in der Nähe des Flugplatzes per Feldweg gut erreichen. Durch den an der Wetzlarer Gemarkung angrenzenden Lützellindener Wald gelangt man, auf breitem Waldweg, vorbei an der Deck Aich, zum Aussichtstürmchen Stoppelberg (im Wetzlarer Wald gelegen). Im unteren Feld gelangt man an der ehemaligen Gemeinschaftsmühle Luhmühle vorbei Richtung Grube Fernie in der Gemarkung Linden und kann auf schmalem Weg einen idyllischen See umrunden.

Einrichtungen in angrenzenden Ortschaften: Freibad in Gießen-Kleinlinden und Großen-Linden, Hallenbad in Hüttenberg-Hochelheim, Badesee in Wetzlar-Dutenhofen, Tennis- und Squashhalle in Großen-Linden.

Sport

Überregional bekannt wurde das Dorf durch die Erfolge der Frauenhandball-Mannschaft des TV Lützellinden, die sieben Mal Deutscher Meister sowie 1991 Europapokalsieger wurde. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme wurde die Mannschaft 2004 jedoch vom Bundesliga-Spielbetrieb ausgeschlossen. Nachdem dem Meister der Regionalliga Süd-West 2004/2005 aus wirtschaftlichen Gründen die Lizenz für die 2. Bundesliga in der Saison 2005/2006 verweigert wurde, löste der Verein die ehemals so erfolgreiche 1. Frauenmannschaft auf.

Erfolgstrainer Jürgen Gerlach konnte in der Saison 2005/2006 mit der weiblichen A-Jugend die vorläufig letzte Deutsche Meisterschaft für den Verein erringen. Doch im Oktober 2006 wurde der Verein von der Mehrheit seiner Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung aufgelöst. Im Anschluss an die Auflösung wurde der TSV 2006 Lützellinden gegründet.

Kultur

Museen

  • Heimatmuseum im ehem. Rathaus (heute Verwaltungsaußenstelle)

Vereine und Gruppen

  • AERO-CLUB Lützellinden (Motorflug)
  • BS Fidelio e.V. (Burschenschaft)
  • Lützellindener Carnevalsverein 1962 e.V.
  • CVJM Lützellinden e.V. (Christlicher Verein Junger Menschen)
  • Heimatverein Lützellinden (Aktivitäten und Heimatmuseum im Rathaus)
  • Der Landfrauenverein (Landfrauen Hüttenberg-Lützellinden)
  • Lüli RedEars (SkiClub)
  • SV Lützellinden 1969 e.V. (Schützenverein)
  • TSV 2006 e.V. (Turn- und Sportverein)

Besondere Ereignisse

Am 28. September 1980 war Lützellinden Ausgangspunkt für ein bislang weltweit einmaliges Ereignis. Jaromir Wagner, damals 41 Jahre alt, flog auf der Tragfläche eines zweimotorigen Flugzeuges (Britain Norman Islander BN 2) stehend nach New York (USA). Diese Leistung führte zu einem Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Die reine Flugzeit betrug 46 Stunden mit Landungen in Island, Grönland und Kanada; der Flug führte über die legendäre Nordatlantikroute) Temperaturen bis -40 °C. Der Pilot Holger Groth und sein Co-Pilot Alwin Lang führten den spektakulären Flug als Sichtflug ohne Autopilot und das heutige GPS-System durch. Abschließend erfolgte ein Rundflug um Manhattan und die Freiheitsstatue. Der Rekord ist bis heute noch nicht überboten worden.

Literatur

  • Günter Hans, Beiträge zur Geographie, Geschichte und Kultur von Lützellinden, Magistrat der Universitätsstadt Gießen, 1990
  • Karlheinz Lang: Universitätsstadt Gießen. Reihe: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. (Hg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen) Vieweg, Braunschweig / Wiesbaden 1993, ISBN 3-528-06246-0

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lützellinden — Stadt Gießen Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Gießen-Allendorf — Allendorf/Lahn Stadt Gießen Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Gießen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Gießen — Pour les articles homonymes, voir Giessen. Giessen …   Wikipédia en Français

  • Lahn-Gießen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Feuerwehr Gießen —   Amt der Stadt Gießen [1] Berufsfeuerwehr Mitarbeiter: 70 F …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kulturdenkmäler in Gießen —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

  • TV Lützellinden — Der TV Lützellinden 1904 e.V. war ein Verein aus dem Gießener Stadtteil Lützellinden. Im Jahr 1904 gegründet wurde er international bekannt durch seine erfolgreiche Frauenhandball Mannschaft. Aufgrund von finanziellen Altlasten einer drei Jahre… …   Deutsch Wikipedia

  • Nahverkehr in Gießen — Die mittelhessische Stadt Gießen verfügt über eine lange Verkehrsgeschichte. Dies betrifft einerseits den Fernverkehr, denn Gießen lag an alten Handelsstraßen, ist sehr umfangreich mit Autobahnen ausgestattet, spielte (früher mehr als heute) eine …   Deutsch Wikipedia

  • Giesen TV Lützellinden — TV Lützellinden 1904 E.v.. TV Lützellinden 1904 E.v.. Club fondé en 1904 Couleurs …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”