Gießkannenprinzip

Gießkannenprinzip

Mit Gießkannenprinzip bezeichnet man ein Verfahren der Zuschuss- bzw. Subventionsverteilung, bei dem weder die zeitliche Reihenfolge der Bedarfsanmeldungen noch die Subventionsdringlichkeit, sondern allenfalls die Höhe der beantragten Subventionen – wenn überhaupt – ausschlaggebend sind. Kennzeichnend für das Gießkannenprinzip ist, dass die Subventionen ohne eingehende Prüfung des tatsächlichen Bedarfs „wie mit einer Gießkanne“ gleichmäßig über die gesamte Zielgruppe verteilt werden, ohne die möglicherweise unterschiedliche Dringlichkeit der Einzelfälle zu gewichten.

Ähnlich wie beim Windhundprinzip und beim Rasenmäherprinzip findet strenggenommen keine Ermessensentscheidung statt. Dies hat zur Folge, dass die Subventionsvergabe zwar recht gut automatisiert werden kann, dass aber unter Umständen der eigentlich beabsichtigte Subventionszweck im Einzelfall nicht erreicht werden kann, weil die Mittel, die letztlich beim Empfänger ankommen, nicht ausreichend sind.

Ein großer Vorteil des Gießkannenprinzips gegenüber staatlich oder wirtschaftlich geförderten Einzelprojekten ist, dass der Bürokratieaufwand bei der Vergabe, Begleitung und Sicherung von Projekten minimiert und eine einseitige Begünstigung weitestgehend ausgeschlossen wird. Insbesondere Großprojekte bergen häufig die Gefahr, dass Fördermittel zur Durchsetzung von Eigeninteressen vergeben werden. Das Gießkannenprinzip beruht dagegen auf dem Gleichheitsprinzip, nach welchem wesentlich Gleiches nicht wesentlich ungleich behandelt werden darf.

Antonym

Als Gegenstück des Gießkannenprinzips gilt eine bevorzugte Förderung von Wachstumskernen ("Leuchtturm"-Politik), also eine räumlich und inhaltlich begrenzte Unterstützung starker und zentraler Wirtschaftsstandorte.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gießkannenprinzip — Gieß|kan|nen|prin|zip 〈n.; s; unz.〉 etwas nach dem Gießkannenprinzip verteilen gleichmäßig, ohne Unterschiede zu machen * * * Gieß|kan|nen|prin|zip, das <o. Pl.>: für die Verteilung von etw. getroffene Regelung, nach der jeder Empfänger,… …   Universal-Lexikon

  • Gießkannenprinzip — Gieß·kan·nen|prin·zip das; nur Sg; ein System, staatliche Mittel zu gleichen Teilen auf viele Empfänger zu verteilen (ohne auf die tatsächlichen Bedürfnisse zu achten) <etwas nach dem Gießkannenprinzip verteilen> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Gießkannenprinzip — Gieß|kan|nen|prin|zip, das; s; etwas nach dem Gießkannenprinzip (unterschiedslos, willkürlich) verteilen …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Gießkannenprinzip — Gießkannenprinzipn 1.gleichmäßigeVerteilungöffentlicherMittelanvieleohneRücksichtaufDringlichkeit.⇨Gießkanne5.1960ff.(1944?). 2.MagazinsendungimRundfunk.Siebringtvonallemunddaherfürjedenetwas.1969ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Giesskannenprinzip — Mit Gießkannenprinzip bezeichnet man ein Verfahren der Zuschuss bzw. Subventionsverteilung, bei dem weder die zeitliche Reihenfolge der Bedarfsanmeldungen noch die Subventionsdringlichkeit, sondern allenfalls die Höhe der beantragten Subventionen …   Deutsch Wikipedia

  • Raumwirtschaftspolitik — Die Regionalökonomie (auch Regionalwirtschaft, Regionalwissenschaft oder Raumwirtschaft) ist eine Spezialdisziplin der Volkswirtschaftslehre und der Regionalwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen Zusammenhängen in Regionen… …   Deutsch Wikipedia

  • Regionalpolitik — Die Regionalökonomie (auch Regionalwirtschaft, Regionalwissenschaft oder Raumwirtschaft) ist eine Spezialdisziplin der Volkswirtschaftslehre und der Regionalwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen Zusammenhängen in Regionen… …   Deutsch Wikipedia

  • Regionalwirtschaft — Die Regionalökonomie (auch Regionalwirtschaft, Regionalwissenschaft oder Raumwirtschaft) ist eine Spezialdisziplin der Volkswirtschaftslehre und der Regionalwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen Zusammenhängen in Regionen… …   Deutsch Wikipedia

  • Staatliche Beihilfe — Subventionen (von lat. subvenire = zu Hilfe kommen) sind materielle Vorteile ohne unmittelbare Gegenleistung, die von einem Staat an private Haushalte, an Unternehmen oder andere Staaten geleistet werden. Inhaltsverzeichnis 1 Keine einheitliche… …   Deutsch Wikipedia

  • Strukturwandel (Wirtschaftgeografie) — Als regionaler Strukturwandel werden in der Wirtschaftsgeographie Vorgänge bezeichnet, die die Bestandteile und Elemente, die Kompetenzen und Fertigkeiten sowie die Zusammenhänge der Bestandteile und die Infrastruktur einer eingegrenzten Region… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”