Giovanni d' Andrea

Giovanni d' Andrea

Johannes Andreae; auch: Giovanni d' Andrea, Johannes Andreae de S. Hieronymo; (* um 1270 in Rifredo bei Florenz; † an der Pest 7. Juli 1348 in Bologna) war bedeutender Rechtsgelehrter und Kanonist sowie Verfasser wichtiger Lehrschriften von Bedeutung für die europäische Rechtsgeschichte wie auch für das katholische Kirchenrecht.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als unehelicher Sohn eines späteren Priesters 'Andrea' und seiner Konkubine 'Novella' gilt Andreae als der größte Kanonist seiner Zeit und ging als „fons et tuba iuris“ (Quelle und Horn des Rechts) in die Rechtsgeschichte ein. Aus Verehrung für den Kirchenvater Hieronymus legte er sich den Beinamen »de Sancto Hieronymo« zu. Seiner umfangreichen Kenntnis der damaligen Rechtsliteratur verdankte er sein Ansehen als geschätzter Ratgeber hoher Würdenträger.

Obwohl Andreae nicht vermögend war, lernte er schon in jungen Jahren unter der Aufsicht seines Vaters Grammatik. Seine Doktorwürde der Theologie und der Rechtswissenschaft erhielt er an der Universität Bologna. Sein Lehrer Guido de Baysio, der damalige Erzdiakon (Archidiakon) von Bologna, erkannte seine Begabung und wurde sein Mäzen. Ab dem Jahre 1300 wurde Andreae Professor der Dekretalen in Bologna. Zeitweise unterrichtete er auch in Padua.

Andreae hatte mehrere uneheliche Kinder, die später hohe kirchliche Ämter ausübten. Mit seiner Frau Melicia hatte er drei Söhne und vier Töchter. Der Kanonist Johannes Calderinus war sein Adoptivsohn. Sein Sohn Bonincontrus, ebenfalls Rechtsgelehrter, wurde wegen Verschwörung gegen die Führung von Bologna enthauptet. Drei der Töchter heirateten Rechtsgelehrte und Kanonisten. Der Rechtshistoriker Willibald M. Plöchl spricht von Andreaes vierter Tochter „Novella“: „Sie war die erste Dozentin des Kirchenrechts in der Geschichte der Kanonistik“. Weiters erzählt Christine de Pisan in einem zeitgenössischen Bericht 'daß Novella ihren Vater, wenn er krank war, bei Vorlesungen vertreten habe und wegen ihrer auffallenden Schönheit dies hinter einem Vorhang vortragen musste.' Der Name 'Novella' ist auch der Titel des größten Werkes von Andreae, welches dem Bischof von Ostia und Kardinallegaten Betrandus gewidmet wurde.

Sein reges politisches Engagement und seine Papsttreue führten zu seiner Festsetzung für acht Monate im Kastell bei Silvano. Auf der Rückreise von Avignon, nach dem Besuch beim Papst Johannes XXII. (1328), wurde er von den Ghibellinen bei Pavia überfallen, ausgeraubt und inhaftiert. Nach seiner Freilassung entschädigten ihn die Stadt und der Papst mit einem Lehen bei Ferrara.

Nachweislich freundschaftliche Verbindungen hatte Andreae zu Hugo, dem 'König von Zypern und Jerusalem' sowie zum Humanisten Francesco Petrarca. Er starb im Jahre 1348 an der Pest und wurde in der Dominikanerkirche von Bologna begraben.

Werkauswahl

  1. Novella Commentaria in quinque libros decretalium. Fünf Bände. Venedig 1581; Neudruck Turin 1963
  2. In Sextum Decretalium librum Novella Commentaria. Venedig 1581
  3. In titulum de Regulis iuris Novella Commentaria. Venedig 1581
  4. Corpus iuris canonici glossatum I-III. Lyon 1519/1520

E-Book

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Giovanni d'Andrea — or Johannes Andreæ, (c. 1270 1275 ndash; 1348) was an Italian expert in canon law, the most renowned and successful canonist of the later Middle Ages. His contemporaries referred to him as iuris canonici fons et tuba ( the fount and trumpet of… …   Wikipedia

  • Giovanni De Andrea — (* 22. April 1928 in Rivarolo Canavese, Provinz Turin, Italien) ist ein ehemaliger Diplomat des Heiligen Stuhls und ein emeritierter Kurienbischof der römisch katholischen Kirche. Leben Giovanni De Andrea empfing am 29. Juni 1951 die… …   Deutsch Wikipedia

  • Giovanni d'Andrea —     Giovanni d Andrea     † Catholic Encyclopedia ► Giovanni d Andrea     Canonist, b. at Mugello, near Florence, about 1275; d. 1348. He was educated by his father and at the University of Bologna where he afterwards became professor of canon… …   Catholic encyclopedia

  • Giovanni Quagliata — (1603 1673) was an Italian painter of the Baroque period. He is more properly known in Italy as Giovan Battista Quagliata (and Giambattista Quagliata), one of the leading artists of the Messinesi painters of the 1600s, as described by… …   Wikipedia

  • Giovanni Fattori — (September 6, 1825 – August 30, 1908) was an Italian artist, one of the leaders of the group known as the Macchiaioli. He was initially a painter of historical themes and military subjects. In his middle years, inspired by the Barbizon school, he …   Wikipedia

  • Andrea Gabrieli — Naissance 1533 Venise Décès 1585 ou 1586 Lieux de résidence Venise Activité principale compositeur et organiste …   Wikipédia en Français

  • Giovanni Battista Calandra — (Verceil, 1568 Rome, env. 1644) est un artiste mosaïste italien qui a été surtout actif au Vatican. Sommaire 1 Biographie 2 Œuvres 3 Notes et références …   Wikipédia en Français

  • Giovanni Pinarello — (* 10. Juli 1922 in Catena di Villorba) ist ein ehemaliger italienischer Radrennfahrer und der Begründer der Fahrradmarke Pinarello. Giovanni Pinarello stammt aus einer armen Bauernfamilie; er war der achte von zwölf Söhnen. Mit 17 Jahren begann… …   Deutsch Wikipedia

  • Andrea di Giovanni — Polyptyque (1578), Gallerie dell Accademia de Venise. Andrea di Giovanni dit Andrea da Murano (actif de 1462 1507) est un peintre italien actif entre la fin du XVe et le début du XVIe s …   Wikipédia en Français

  • Andrea — /an dree euh, ahn , ahn dray euh/, n. a male or female given name, Latinized form of Andrew. * * * (as used in expressions) Andrea del Sarto Andrea d Agnolo Castagno Andrea del Andrea di Bartolo Doria Andrea Gabrieli Andrea and Giovanni Guarneri… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”