Glaubhafte Bestreitbarkeit

Glaubhafte Bestreitbarkeit

Glaubhafte Abstreitbarkeit (auch: Glaubhafte Bestreitbarkeit; englisch Plausible deniability) ist ein Konzept zum Vermeiden von Spuren, die einen Sachverhalt nachweisbar machen. Im besten Fall wird sogar ein plausibles Alibi geschaffen.

Politik

Glaubhafte Abstreitbarkeit bezeichnet in der Politik eine Doktrin, die in den USA in den 1950er Jahren entwickelt wurde und in der damals neu gebildeten Central Intelligence Agency (CIA) zum Einsatz kam.

Der Doktrin zufolge sollten Führungsstrukturen und Befehlsketten so locker und informell beschaffen sein, dass sie im Bedarfsfall leicht abgestritten werden konnten. Damit sollte bezweckt werden, dass der CIA, und später anderen Organisationen, politisch heikle Aufträge von Machtträgern, bis hinauf zum Präsidenten selbst, erteilt werden konnten. Der Urheber oder die schiere Existenz dieser Aufträge sollte aber bestritten werden können, wenn eine verdeckte Operation scheiterte oder wenn politischer Schaden befürchtet wurde, falls eine offizielle Stelle die Verantwortung übernahm.

Die Doktrin hat mehrere Nachteile. Zum einen ist sie ein offenes Tor für Machtmissbrauch. Sie setzt voraus, dass die betreffenden Organisationen behaupten können, dass sie unabhängig gehandelt hätten. Dies läuft unweigerlich darauf hinaus, dass sie tatsächlich unabhängig handeln können. Zum anderen funktionierte die Doktrin in der Vergangenheit häufig nicht, wenn sie angewendet wurde: Das Abstreiten eines Sachverhalts war nicht wirklich plausibel. Unabhängige Medien und die Öffentlichkeit durchschauten die wirklichen Zusammenhänge. Kritiker bezeichnen die glaubhafte Abstreitbarkeit auch als eine Form von Heuchelei bzw. als gezielte Desinformation.

Das bekannteste Beispiel des Scheiterns der Strategie ist die Watergate-Affäre, in der es der Regierung nicht gelang, Präsident Richard Nixon von der Verantwortung für den Skandal zu entlasten. Ein weiteres Beispiel ist die Iran-Contra-Affäre. In deren Verlauf nahm der verantwortliche Sicherheitsberater John Poindexter alle Verantwortung auf sich, und entlastete damit den Präsidenten Ronald Reagan. Doch Poindexters Aussagen untermininierten die Autorität des Präsidenten; sie vermittelten das Bild, dass er die Kontrolle verloren hatte.[1]

Informationstechnik

In der Informationstechnik werden Mechanismen zur glaubhaften Abstreitbarkeit bei anonymen Peer-to-Peer-Netzen oder generell bei Datenverschlüsselung eingesetzt, um den Ursprung oder das Vorhandensein von Informationen abstreiten zu können. Es sind Verfahren, um vertrauliche Daten oder den Ursprung von Daten zu verbergen, so dass deren Existenz oder Ursprung nicht nachgewiesen werden kann.

Bekanntere Beispiele sind das anonyme, zensurresistente Netz Tor und Freenet und die Dateiverschlüsselungssoftware FreeOTFE und TrueCrypt. Auch das Verschlüsselungsprinzip des Off-the-Record Messaging (OTR) gewährleistet die glaubhafte Abstreitbarkeit.

Einzelnachweise

  1. Spiegel Wissen, besucht am 8. August 2008

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