Globe Theater

Globe Theater
Globe Theatre
Der Innenraum
Blick auf die Bühne
Innenraum und Bühne
Innenhof und Zuschauerränge
Bühne
Panorama des Innenraums

Globe Theatre ist der Name eines elisabethanischen Theatergebäudes am Südufer der Themse in London, das vor allem durch Aufführungen von Werken William Shakespeares einen bedeutenden Platz in der Theatergeschichte einnimmt. Es wurde 1599 erbaut. Auch mehrere moderne Nachbauten dieses Theaters in London und an anderen Orten tragen den Namen Globe.

Inhaltsverzeichnis

Ursprüngliches Globe-Theater (1599/1614)

Das Globe-Theater wurde 1599 in Bankside, einem Londoner Stadtteil am rechten Themseufer, erbaut. Hier, außerhalb der Innenstadt, war das anerkannte Vergnügungszentrum, und hier gab es, neben dem Globe, noch weitere Stätten der Unterhaltung, wie die Theater The Swan, The Rose, The Fortune und The Hope, sowie eine Arena für das sehr beliebte Bear Baiting, bei dem ein angeketteter Bär gegen Hunde und menschliche Gegner kämpfen musste.

Das Globe wurde erbaut von der Schauspieltruppe The Lord Chamberlain’s Men (später umbenannt in The King’s Men), zu der auch William Shakespeare gehörte. Eigentümer war eine Anteilsgemeinschaft. Sie bestand aus den Brüdern Richard und Cuthbert Burbage (mit einem Anteil von je 25 Prozent), William Shakespeare, John Heminges, Augustine Philips und Thomas Pope (zu je 12,5 Prozent). Bis 1597 hatte ihnen das Theatre auf der linken Themseseite gehört, aber der Pachtvertrag über das Grundstück lief aus, und die Gruppe beschloss, auf der anderen Seite des Flusses, in Bankside, ein modernes neues Theater zu erbauen.

Shakespeare war der Hausdichter dieses Unternehmens, und dort wurden in den Folgejahren alle seine Stücke aufgeführt, und natürlich auch die vieler anderer Theaterdichter. Es war das wohl erfolgreichste Theater seiner Zeit, und die Stücke wurden mit viel Pomp, mit prächtigen Kostümen, Musik, aber nach dem Geschmack der Elisabethaner mit nur wenigen Kulissen, aufgeführt.

Das Globe wurde 1613 durch ein Feuer vernichtet, das ausbrach, nachdem während einer Aufführung des Stücks Heinrich VIII. eine Kanone abgefeuert wurde und das strohgedeckte Dach in Brand setzte. (Sehr aufwändige Aufführungen voller realistischer Zutaten waren damals durchaus die Regel). Das Theater wurde aber schon bald wieder aufgebaut, diesmal mit Ziegeldach, und im Juli des folgenden Jahres eröffnet.

Im Jahr 1642 schloss die puritanische Regierung alle Vergnügungsstätten, und somit auch die Theater. Das Globe stand leer und wurde 1644 abgerissen. An seiner Stelle baute man Mietshäuser, und der ursprüngliche Standort dieses bedeutenden Theaters wurde vergessen, bis 1989 im Rahmen von Bauarbeiten Reste des Fundaments wieder entdeckt wurden.

Aufbau des Globe-Theaters

Die genaue Form und Größe des Globe ist auch heute noch nicht in letzten Einzelheiten bekannt, aber die wesentlichen Fakten sind wohl unstrittig. Es handelte sich um einen runden oder achteckigen Fachwerkbau, drei Stockwerke hoch und gut 30 Meter im Durchmesser. Es bot Platz für mehr als 3000 Menschen. In einem Stück Shakespeares, Heinrich V., wird es als hölzernes O (wooden O) beschrieben, und auf einer zeitgenössischen Darstellung der Stadt London ist es als rundes Gebäude dargestellt.

Die Zuschauer verteilten sich auf mehrere Räume. Die billigsten Plätze waren im Innenhof zu finden (the yard), der sich vor der großen Bühne ausbreitet. Hier gab es nur Stehplätze, und die stehenden Besucher (the groundlings) mussten dafür einen Penny zahlen. Im Hof drängten sie sich auf Nussschalen, die den Boden bedeckten, und waren unter freiem Himmel Wind und Regen ausgesetzt.

In den umlaufenden Galerien gab es überdachte Sitzplätze, und je weiter man nach oben wollte, desto mehr kostete ein Platz - pro Stockwerk je einen Penny mehr. Auch für Sitzkissen musste gesondert gezahlt werden. Der beste Platz lag unmittelbar neben oder hinter der Bühne. Hohe Herrschaften reservierten sich diese Logen (wenn sie nicht im Stück gebraucht wurden), um so besonders nahe am Schauspiel zu sein, und natürlich um von allen anderen Besuchern gesehen zu werden.

Das Besondere, und der größte Unterschied zu den heutigen Theatern, besteht wohl, abgesehen von der ungewöhnlichen Bauform, in der großen Nähe zwischen Zuschauern und Schauspielern. Kein Platz war mehr als 20 Meter von der Bühne entfernt, und stand man im Innenhof, so waren die Schauspieler wortwörtlich zum Greifen nahe.

Die rechteckige Bühne ragte in den Zuschauerraum hinein (Apron Stage). Sie war etwa 15 Meter breit und 9 Meter tief. Im Gegensatz zum Innenhof war sie überdacht. Dieses Dach diente nicht nur dem Schutz der Schauspieler vor dem unberechenbaren Londoner Wetter, sondern wurde auch als Teil der Schauspiele genutzt. Es war prächtig bemalt und hieß der Himmel (the heavens), von dort konnten Figuren des Stücks auf die Bühne fliegen (an Seilen herabgelassen werden) und dort gab es Raum für Requisiten.

Unter der Bühne befand sich ebenfalls ein Raum, Keller (cellarage) genannt. Requisiten konnten durch eine Falltür (trapdoor) von dort auf die Bühne gebracht werden, aber auch Schauspieler nutzten diesen Weg, um auf spektakuläre Weise auf der Bühne zu erscheinen, sozusagen aus der Hölle.

An der Bühnenrückseite befanden sich mehrere Zugänge. Zumindest der mittlere davon konnte durch einen Vorhang verschlossen und als Teil der Spielfläche benutzt werden, zum Beispiel für intime Szenen. Die Galerie im ersten Stock hinter der Bühne wurde ebenfalls für Aufführungen genutzt. Man konnte sie zum Beispiel als Balkon nutzen, wie in der berühmten Szene aus Romeo und Julia, hier konnte ein Redner auftreten, oder auch ein Berg erklommen werden. Auf dem obersten Stockwerk mochten auch Musikanten sitzen, die – im elisabethanischen Theater üblich – die Stücke mit Musik bereicherten. In Einzelfällen wurden diese Plätze auch an gut zahlende Zuschauer vergeben.

Hinter der Bühne befanden sich die Ruheräume (tiring rooms oder tiring house, von englisch to retire – sich zurückziehen), die Räume, in denen sich die Schauspieler umkleiden oder zwischen ihren Auftritten entspannen konnten.

Londoner "Shakespeare’s Globe" (Wiederaufbau und Eröffnung 1997)

London, Shakespeare's Globe (Rekonstruktion)

Als der amerikanische Schauspieler Sam Wanamaker 1949 nach London kam, wollte er das berühmte Globe Theater besichtigen und musste zu seinem Entsetzen feststellen, dass es nicht nur verschwunden war, sondern dass auch niemand genau wusste, wo es gestanden hatte. Lediglich eine verschmutzte Bronzeplatte an der Mauer einer Brauerei erinnerte daran. So beschloss er, die Rekonstruktion des berühmtesten Theaters Englands – vielleicht sogar der Welt – zu seinem Lebenswerk zu machen. 1997 wurde Shakespeare’s Globe schließlich eröffnet und führt seitdem in jedem Sommer mehrere Stücke des berühmten Dramatikers am Originalschauplatz auf. Sam Wanamaker selbst hat die Eröffnung nicht mehr erlebt, er starb 1993 an Krebs. Engagiert beteiligt an der Initiative für den Wiederaufbau des Theaters und an der Sponsorengewinnung waren auch die Gründungsmitglieder der 1983 in Bremen gegründeten bremer shakespeare company, Dagmar Papula und Norbert Kentrup, deren Namen zwei der ersten Sponsoren-Pflastersteine auf dem Außenhof des Theaters zieren.

Zum ersten künstlerischen Leiter des Globe (von 1995-2005) ernannte Wanamaker Mark Rylance, der ihm 1992 aufgefallen war, als er mit seiner damaligen Theatergruppe Phoebus Cart auf der Baustelle des noch nicht vorhandenen Theaters Shakespeares Der Sturm aufführte. Durch ihn und seine spektakulären Aufführungen wurde das Globe berühmt und machte unabhängig von Zuschüssen sogar Gewinn, obwohl es nur halbjährlich (von Mai bis September) geöffnet ist.

Das neue Theater befindet sich allerdings nicht am Originalstandort, denn dort an der Southwark Bridge Road befinden sich die Anchor Terrace genannten Wohnhäuser aus dem 18. Jahrhundert, die unter Denkmalschutz stehen und nicht abgerissen werden durften. So baute man das rekonstruierte Globe etwa 60 Meter entfernt. Es ist das erste Haus seit dem großen Brand von London 1666, das mit Strohdach errichtet wurde, denn seit damals sind wegen der Brandgefahr solche Dächer in London verboten. Man wusste aber den modernen Sicherheitsvorschriften insofern Rechnung zu tragen, als das Dach heute mit Sprinkleranlagen und mit Blitzableiter ausgerüstet ist. Ein weiteres Zugeständnis an modernes Sicherheitsdenken besteht darin, dass statt der ursprünglich 3000 heute nur 1500 Zuschauer in das Theater dürfen. Damit ist nicht nur gewährleistet, dass sie bequemer stehen und sitzen können (immerhin sind die Menschen heute größer als vor 400 Jahren), sondern auch im Notfall in kürzester Zeit das Haus verlassen können.

Wie beim Original handelt es sich beim Globe um ein Freilufttheater, auch heute harren die Zuschauer des Innenhofs unter freiem Himmel aus. Es steht aber nicht mehr isoliert, sondern ist mit einem Besucherzentrum verbunden, in dem eine Ausstellung zu Bedeutung und Geschichte des Globe zu sehen ist, und wo es auch Tagungs- und Lehrräume gibt, die vor allem im Winter nach Ende der Theatersaison genutzt werden.

Weitere Nachbauten

Einer der ersten Versuche, ein elisabethanisches Theater nachzubauen, war Edward Lutgers' Nachbau des Globe für die Ausstellung "Shakespeare's England" in Earl's Court, London, im Jahr 1912. Das Gebäude war im Maßstab 1:2 erbaut und daher nicht groß genug für Aufführungen. Mehr oder weniger genaue Kopien des Globe Theaters, deren Genauigkeit vom theaterwissenschaftlichen Kenntnisstand der jeweiligen Zeit sowie von der jeweils beabsichtigten Nutzung abhing, wurden im 20. Jahrhundert immer wieder erbaut. Beispielsweise entstand 1936 für die "Texas Centennial Exposition" in Dallas, Texas, ein "Old Globe Theatre", das allerdings nur wenig mit dem originalen Globe gemeinsam hatte.

Globe-Theater in Schwäbisch Hall

Ein in der Theatertradition stehender modifizierter Nachbau - eine mehrgeschossige Konstruktion aus Holz und Stahl - des Globe-Theatres (realisiert zur nordrhein-westfälischen Landesgartenschau 1988 in Rheda-Wiedenbrück) steht seit 1991 in Neuss und bietet mehr als 500 Zuschauern Platz. Hier wird jeden Sommer ein Shakespeare-Festival veranstaltet, bei dem international und national renommierte Truppen auftreten und das Shakespeare-Erbe in immer wieder neuer Form präsentieren. Weitere Nachbauten in Deutschland befinden sich in Schwäbisch Hall (genutzt u.a. von den Freilichtspielen Schwäbisch Hall, erbaut 2000) und im Europa-Park in Rust (2000).

Andere Theater mit dem gleichen Namen

Das 1906 eröffnete Hicks Theatre im Londoner West End wurde von 1909 bis 1995 unter dem Namen Globe Theatre betrieben. Es hat jedoch außer dem Namen nichts mit dem elisabethanischen Globe Theatre gemein und wurde 1995 in Gielgud Theatre umbenannt.

Literatur

  • Vanessa Schormann: Shakespeares Globe: Repliken, Rekonstruktionen und Bespielbarkeit. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-825313-90-5

Weblinks

51.508333333333-0.0972222222222297Koordinaten: 51° 30′ 30″ N, 0° 5′ 50″ W


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