Gloria

Gloria

Das Wort Gloria ist (als gloria, „Ruhm“) ein häufiges Wort in der lateinischen Bibel und in den westkirchlichen – also römisch- oder altkatholischen, evangelischen oder anglikanischenLiturgien, kommt aber auch in den Liturgien ostkirchlicher und orientalischer Gottesdienste vor (meist als Übersetzung für hebr. kabod und gr. doxa, ru. slawa). Die Glorie ist dort eines der Attribute Gottes (i. S. von „Herrlichkeit“), der sie besitzt, von dem sie ausgeht und dem sie gebührt. Menschen gebührt sie in diesem Sinne nicht (soli deo gloria – „Gott alleine die Herrlichkeit!“).

Das Wort wird auch als Kurzform für den Hymnus Gloria in excelsis Deo („Ehre sei Gott in der Höhe“) gebraucht. Der Hymnus ist als Lobpreis Bestandteil westkirchlicher Liturgien. Es ist außerhalb der Fastenzeit mit dem Kyrie Eleison verbunden. In der Advent- und Fastenzeit sowie an Bußtagen entfällt das Gloria.

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Beginn eines gregorianischen Gloria
Griechisch Lateinisch Deutsch
Δόξα Σοι τῷ δείξαντι τὸ φῶς.
Δόξα ἐν ὑψίστοις Θεῷ
καὶ ἐπὶ γῆς εἰρήνη ἐν ἀνθρώποις εὐδοκία.
Ὑμνοῦμέν σε,
εὐλογοῦμέν σε,
προσκυνοῦμέν σε,
δοξολογοῦμέν σε,
εὐχαριστοῦμέν σοι, διὰ τὴν μεγάλην σου δόξαν.
Κύριε Βασιλεῦ, ἐπουράνιε Θεέ,
Πάτερ παντοκράτορ,
Κύριε Υἱὲ μονογενές, Ἰησοῦ Χριστέ, καὶ Ἅγιον Πνεῦμα.
Κύριε ὁ Θεός, ὁ ἀμνὸς τοῦ Θεοῦ,
ὁ Υἱός τοῦ Πατρός,
ὁ αἴρων τὴν ἁμαρτίαν τοῦ κόσμου, ἐλέησον ἡμᾶς,
ὁ αἴρων τὰς ἁμαρτίας τοῦ κόσμου. Πρόσδεξαι τὴν δέησιν ἡμῶν,
ὁ καθήμενος ἐν δεξιᾷ τοῦ Πατρός, καὶ ἐλέησον ἡμᾶς.
Ὅτι σὺ εἶ μόνος Ἅγιος,
σὺ εἶ μόνος Κύριος,
Ἰησοῦς Χριστός,
εἰς δόξαν Θεοῦ Πατρός. Ἀμήν.
(griechische Fassung aus dem orthodoxen Orthros, siehe [1])
Gloria in excelsis Deo
et in terra pax hominibus bonae voluntatis.
Laudamus te,
benedicimus te,
adoramus te,
glorificamus te,
gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam,
Domine Deus, Rex caelestis,
Deus Pater omnipotens,
Domine Fili unigenite, Jesu Christe,
Domine Deus, Agnus Dei,
Filius Patris,
qui tollis peccata mundi, miserere nobis;
qui tollis peccata mundi, suscipe deprecationem nostram.
Qui sedes ad dexteram Patris, miserere nobis.
Quoniam tu solus Sanctus,
tu solus Dominus,
tu solus Altissimus, Jesu Christe,
cum Sancto Spiritu:
in gloria Dei Patris. Amen.
(lateinische Fassung nach dem Messbuch der katholischen Kirche)
Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.
Wir loben Dich,
wir preisen Dich,
wir beten Dich an,
wir rühmen Dich und danken Dir,
denn groß ist Deine Herrlichkeit:
Herr und Gott, König des Himmels,
Gott und Vater, Herrscher über das All,
Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus.
Herr und Gott, Lamm Gottes,
Sohn des Vaters,
Du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme Dich unser.
Du nimmst hinweg die Sünde der Welt: nimm an unser Gebet.
Du sitzest zur Rechten des Vaters: erbarme Dich unser.
Denn Du allein bist der Heilige,
du allein der Herr,
du allein der Höchste, Jesus Christus,
mit dem Heiligen Geist,
zur Ehre Gottes des Vaters. Amen.
(deutsche Fassung nach dem Messbuch der katholischen Kirche)

Es handelt sich bei der deutschen Fassung um die für die römisch-katholischen Bistümer offizielle Übersetzung ins Deutsche (vgl. Gotteslob, Nr. 354), die in katholischen Gottesdiensten verpflichtend zu verwenden ist. Sie weicht jedoch in zwei Punkten von der lateinischen Fassung ab. Eigentlich müsste der erste Satz lauten: „… den Menschen, die guten Willens sind“ (wörtlich: „den Menschen guten Willens“). Anstatt „Sünde der Welt“ müsste der Plural „Sünden der Welt“ stehen (der griechische Text hat hier einmal den Singular, einmal den Plural). Diese Übersetzung findet sich auch noch in der deutschen Ausgabe des Missale Romanum von 1962. Im deutschsprachigen Raum wurde der Text jedoch im Zusammenhang mit der Liturgiereform Ende der 1960er-Jahre geändert, obwohl sich die lateinische Fassung nicht geändert hatte. Vor allem von konservativen Theologen und Geistlichen wird die neue Übersetzung als tendenziös kritisiert. Aufgrund des nach katholischer Überzeugung dem Lehramt der verantwortlichen Bischöfe geschuldeten Gehorsams halten sich jedoch auch die meisten Kritiker an die neue Fassung. Ausnahmen bestehen etwa bei der Priesterbruderschaft St. Pius X. und der Priesterbruderschaft St. Petrus, die beide die Heilige Messe in lateinischer Sprache feiern.

Das Gloria in der Liturgie

In der frühen Christenheit war das Gloria zunächst kein fester Bestandteil der Heiligen Messe. Der Hymnus war nur Teil bestimmter Liturgien, wie der Papstmesse. Dann wurde er Bestandteil von Bischofsmessen – Bischöfe wurden aufgrund ihrer höheren Weihen den Engeln ähnlicher gesehen und durften deshalb den Engelsgesang singen. Sie wandten sich dazu dem Volk zu, nach dem Hymnus wieder dem Altar.

Das Gloria durfte hingegen bis ins 12. Jahrhundert von einfachen Priestern nur an Ostern und am Tag ihrer Priesterweihe gesungen werden.

Nach dem Liber Pontificalis sei das Gloria von Papst Telesphorus als fester Bestandteil in die Messe eingefügt worden. Dies erscheint eine sehr frühe Datierung zu sein; dennoch kann man daraus schließen, dass es spätestens um 530, als der Liber Pontificalis entstand, bereits fester Bestandteil der Liturgie der abendländischen Christen war. Nach dem Liber Pontificalis sei der Gebrauch des Gloria für Sonntage und Martyrerfeste von Papst Symmachus Anfang des 6. Jahrhunderts zugelassen worden. Allerdings fragten nach Überlieferung des Abts Berno von Reichenau Priester noch im 11. Jahrhundert, warum sie das Gloria lediglich zu Weihnachten singen dürften. Spätestens zu Ende dieses Jahrhunderts dürfte jedoch das Gloria als fester Bestandteil des Messordnung in jener Form etabliert worden sein, die später von Papst Pius V. festgeschrieben wurde, in deutlicher Absetzung von weltlichem, vor allem kaiserlichem „Ruhm“ (vgl. Investiturstreit).

Das Gloria gehört seither zum Ordinarium (den immer gleich bleibenden Texten) der Messe und ist von Komponisten aller Epochen vertont worden. Es wird in der katholischen Kirche in der Regel nur an Sonn- und Feiertagen außerhalb der Advents- und Fastenzeit gesungen. Am Gründonnerstag erklingt es feierlich und ist dann erst wieder in der Osternacht zu hören. Traditionell wird der Gemeindegesang zwischen diesen beiden Gloriae nicht von Instrumenten und auch nicht von den Glocken begleitet. In den Oktavwochen (Ostern und Weihnachten) wird das Gloria an jedem Tag gesungen.

Gloria Patri

Hauptartikel: Gloria Patri

Mit demselben Wort beginnt die so genannte Kleine oder Trinitarische Doxologie.

Vertonungen des Gloria

Die meisten Vertonungen des Gloria sind Teil einer kompletten Messe, bestehend aus Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. In einigen Fällen ist das Gloria aber auch als eigenständiges Stück vertont worden, so von Antonio Vivaldi, Francis Poulenc oder John Rutter.

Das Gloria im evangelischen Gottesdienst

In der evangelisch-lutherischen Liturgie wird regelmäßig, in der deutschsprachigen katholischen Messe gelegentlich ein von Nikolaus Decius 1525 verfasstes Gloria-Lied gesungen, dessen Melodie auf das Gloria einer Ostermesse des 10. Jahrhunderts zurückgeht[1] und dessen vier Strophen das Gloria der Messe sehr originalnah in Reime fassen. Liturgisch wird meist nur die erste Strophe verwendet:

„Allein Gott in der Höh sei Ehr
und Dank für seine Gnade,
darum dass nun und nimmermehr
uns rühren kann kein Schade.
Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;
nun ist groß Fried ohn Unterlass,
all Fehd hat nun ein Ende.“

Regional wird von der Gemeinde auch nur die zweite Strophe gesungen – als Fortsetzung der von Liturg und Chor vorgetragenen Anfangszeilen des Gloria. In der Passionszeit wird es gänzlich ausgelassen oder durch ein anderes Lied ersetzt („Ehre sei dir Christe, der du littest Not …“).

Quellen

  • Vulgata. Biblia Sacra iuxta vulgatam versionem; Stuttgart 1969; ISBN 3-438-05303-9
  • Novum Testamentum Latine, Textum Vaticanum; Stuttgart 1971

Literatur

  • Ewald Jammers: Artikel Gloria; in: RGG3 2; Tübingen: Mohr (Siebeck), 1958; ISBN 3-16-145098-1; Sp. 1627
  • Karl Ferdinand Müller: Artikel Das Gloria in excelsis: in: Leiturgia. Handbuch des evangelischen Gottesdienstes, Band 2; Kassel: Stauda, 1955; S. 23–29

Weblinks

  • Staunen über Gott (Erläuterungen zum Gloria, Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz)

Quellen und Einzelnachweise

  1. Evangelisches Gesangbuch, Nr. 179 (datiert auch auf 1523) und Gotteslob, Nr. 457 (dort jedoch datiert auf 1522)

Siehe auch

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gloria — Gloria …   Deutsch Wörterbuch

  • Gloria — may refer to:In Catholic liturgy and music* Gloria in Excelsis Deo , the main doxology of the Catholic Mass **Gloria (Vivaldi), a musical setting of the doxology by Antonio Vivaldi **Gloria (Poulenc), a composition written in 1959 by Francis… …   Wikipedia

  • gloria — [ glɔrja ] n. m. • 1680; mot lat. « gloire » 1 ♦ Inv. Hymne de louange récitée ou chantée à la messe, après le Kyrie, et qui commence par les mots Gloria in excelsis Deo (Gloire à Dieu). Chanter un gloria, des gloria. Le Gloria de Vivaldi. 2 ♦… …   Encyclopédie Universelle

  • gloria — (Del lat. glorĭa). 1. f. Reputación, fama y honor que resulta de las buenas acciones y grandes calidades. 2. Gusto o placer vehemente. La gloria del estudioso es estudiar. 3. Persona o cosa que ennoblece o ilustra en gran manera a otra. Cervantes …   Diccionario de la lengua española

  • Gloria — puede referirse a: Contenido 1 Ciencia 2 Cine y televisión 3 Música 4 Religión 5 Miscel …   Wikipedia Español

  • gloria — sustantivo femenino 1. (no contable) Área: religión Entre los cristianos, estado o lugar en que los bienaventurados gozan de la presencia de Dios: Que Dios lo tenga en su gloria. Sinónimo: cielo. 2. (no contable) Gran fama y reconocimiento: La… …   Diccionario Salamanca de la Lengua Española

  • gloria — patri ou, simplement, gloria (glo ri a pa tri ou glo ri a) s. m. 1°   Terme de liturgie. Verset qui termine tous les psaumes.    Gloria in excelsis, espèce d hymne que l on chante à la messe.    Terme de musique. Chant composé pour cette partie… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • gloria (1) — {{hw}}{{gloria (1)}{{/hw}}s. f. 1 Grandissima fama, rinomanza che si ottiene per capacità, opere o meriti eccezionali: aspirare, pervenire alla gloria | Coprirsi di –g, acquistarne molta | (scherz.) Lavorare per la –g, senza retribuzione; SIN.… …   Enciclopedia di italiano

  • glória — s. f. 1. Honra, fama, celebridade, adquirida por obras, feitos, virtudes, talentos, etc. (ex.: glória artística, glória literária). 2. Preito, homenagem (ex.: glória ao vencedor). 3. Pessoa ou obra famosa ou que é motivo de orgulho (ex.: glória… …   Dicionário da Língua Portuguesa

  • Glória — ist der Name einer Stadt im brasilianischen Bahia, siehe Glória (Bahia) eines Stadtteils der brasilianischen Stadt Rio de Janeiro, siehe Glória (Rio de Janeiro) eines Stadtteils der brasilianischen Stadt Joinville, siehe Glória (Joinville) einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Gloria — (Сантьяго,Чили) Категория отеля: Адрес: Huerfanos 1400, Сантьяго центр города, 8340431 Сан …   Каталог отелей

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