Grabfeld

Grabfeld
Lage des Grabfelds: früher war es etwa das Gebiet der Karte im Dreieck BayernHessenThüringen, heute nur der hell markierte Bereich im bayerisch-thüringischen Grenzgebiet

Das Grabfeld oder der Grabfeldgau ist eine im Grenzbereich Südthüringens und Nordbayerns befindliche, bis 679 m ü. NN hohe, flachwellige bis hügelige, selten bergige Landschaft, die überwiegend aus Gesteinen aus Muschelkalk und Keuper aufgebaut wird. Der Grabfeldgau liegt im Norden der Mainfränkischen Platten. Er befindet sich im Dreieck zwischen der Rhön und dem Vorland des Thüringer Waldes. Im Vergleich zur Umgebung herrschen im Grabfeld günstige klimatische Verhältnisse und Bodenbedingungen vor,[1] weshalb über weite Bereiche das Landschaftsbild durch Ackerbau geprägt wird.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Grabfeld liegt im thüringisch-bayerischen Grenzgebiet: Zum Großteil im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld, ferner im Süden der thüringischen Landkreise Hildburghausen und Schmalkalden-Meiningen. Das Zentrum des Grabfelds liegt zwischen Bad Königshofen und Mellrichstadt.
Umrahmt wird es von der Rhön im Westen, den Werra-Gäuplatten im Norden mit den Langen Bergen im Nordosten, das Itz-Baunach-Hügelland im Osten und die Haßberge im Südosten.

Das Grabfeld im engeren Sinne entwässert ausschließlich zum Main und entspricht in etwa dem Einzugsgebiet des Oberlaufes der Fränkischen Saale oberhalb Bad Neustadts. Die naturräumliche Haupteinheit Grabfeld (1381) enthält überdies das Einzugsgebiet der Nassach bis zur Mündung in Haßfurt abzüglich der Quelläufe sowie das der Rodach bis zur Mündung in die Itz südlich von Coburg.

Indes wird landläufig auch das im Norden angrenzende, linke Einzugsgebiet der Werra, insbesondere das der Jüchse und der Bibra (Fluss) hinzu gezählt, an welchem der überwiegende Teil der Gemeinde Grabfeld liegt. Nach jener Definition ist nicht die Rhein-Weser-Wasserscheide, sondern die Werra selber Nordgrenze. Noch weiter gefasst ist die naturräumliche Über-Haupteinheit Grabfeldgau (138), die die kompletten Werra-Gäuplatten (1382), also auch die rechts des Flusses gelegenen, enthält und erst nördlich von Meiningen endet. Die Werra-Gäuplatten und das naturräumliche Grabfeld stellen die nördlichsten Einheiten der Mainfränkischen Platten dar.[2][3]

Wichtige Nebenflüsse der Fränkischen Saale im Grabfeld sind die nördlich zentrale Milz sowie die Streu und die Lauer, die je in etwa die Westgrenze bilden.

Östlich von Bad Königshofen ragt der Nordteil des Naturparks Haßberge in das Grabfeld.

Geologie

Die Geologie an der Oberfläche folgt in weiten Teilen dem leichten Einfallen triassischer Schichten nach Osten, woraus eine Abfolge älterer zu jüngeren Gesteinen von West nach Ost resultiert. Im Westen des Grabfels befinden sich Gesteine des Muschelkalks, im mittleren Bereich tritt Unterer Keuper auf, welcher zeitlich jünger ist. Auf beiden Einheiten befinden sich größere Flächen aus kaltzeitlichem Löss. Im Osten des Grabfelds befindet sich Mittlerer Keuper.[4] Aus dem Tertiär stammen die Basalte der Heldburger Gangschar im äußersten Osten des Grabfelds. Die Gleichberge bilden hier prominente Härtlinge und gleichzeitig die höchsten Erhebungen im Grabfeld. Im Norden des Grabfelds in Richtung Thüringer-Wald-Vorland, treten an Störungen und Verbiegungen (insbesondere der Willmars-Bibra-Sattel[5]) tiefere Schichten hervor, vor allem Gesteine aus dem Muschelkalk
Das Grabfeld ist die Typusregion der Grabfeld-Formation, einer lithostratigrafischen Einheit des Mittleren Keupers der Germanischen Trias.

Klima und Landschaft

Das Grabfeld ist ein durchschnittlich 300 m ü. NN liegendes inhomogenes Becken im Regenschatten der Rhön. Niederschläge um 550mm/a lassen es zu den trockensten Gebieten Bayerns gehören. Die Jahresdurchschnittstemperaturen liegen um 8 °C.[1] Große Bereiche des Grabfeldes werden auf relativ fruchtbaren Lössböden ackerbaulich genutzt, in stärker reliefierten Bereichen steht Wald.

Geschichte

Gaugrafschaften im Heiligen Römischen Reich um 1000
Apollonia von Henneberg-Römhild († 1548)

Das Grabfeld ist ein ehemaliger ostfränkischer Gau, dessen Gaugrafen seit 819 urkundlich belegt sind. In einer Urkunde aus dem Jahr 813 wird zwischen einem östlichen und einem westlichen Grabfeld unterschieden. Dem Gau sind auch zahlreiche Untergaue zugeordnet. Fulda jenseits der Rhön war dem westlichen Grabfeld = grapfeld occidentalis zugeteilt.

Grafen im Grabfeld waren die fränkischen Babenberger:

  • Poppo (I.), 819/839 Graf im Saalgau
  • Burchard I. 837 bis nach 857 Graf im Grabfeldgau[6]
  • Christian 857 und nach 866 genannt[7]
  • Adalbert, Sohn Poppos (II.), 898/915 Graf im Grabfeld
  • Poppo (III.), † 945, Sohn Adalberts, Graf im Grabfeld und Tullifeld

Der Grabfeldgau wurde 1057 von Bischof Adalbero von Würzburg der polnischen Königin Richiza überlassen.[8] Nach ihrem Tod 1063 gelangte der Gau wieder in den Besitz des Hochstifts.

Zu Beginn des Hochmittelalters herrschten im Grabfeld die Herren von Wildberg, die sich nach der Burg Wildberg in den Haßbergen nannten. Als Allod der Burggrafschaft Würzburg kam ein großer Teil des Landes 1157 in den Besitz der Grafschaft Henneberg, 1190 der Linie Botenlauben, 1274 der Linie Aschach-Römhild.

Die hennebergischen, heute unterfränkischen Teile des Landes wurden ab 1353 nach und nach vom Hochstift Würzburg erworben. Das Gericht Römhild verkaufte Graf Berthold von Henneberg-Aschach 1548 an die Grafen von Mansfeld. Von diesen gelangte es 1555 zur Pflege Coburg und damit an das Kurfürstentum Sachsen. Als ernestinisches Herzogtum Sachsen-Römhild erlangte das Römhilder Grabfeld von 1680 bis 1710 noch einmal für 30 Jahre eine gewisse Eigenständigkeit, bis es im Herzogtum Sachsen-Meiningen aufging.

Ostheim vor der Rhön kam 1572 zu Sachsen-Coburg-Eisenach, war ab 1741 ein Amt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach und kam als Exklave 1920 zum neugegründeten Land Thüringen. 1945 wurde Ostheim als Teil der amerikanischen Besatzungszone dem Freistaat Bayern zugeordnet und stand als thüringische Enklave unter bayerischer Verwaltung.

Von 1949 bis 1990 verlief die innerdeutsche Staatsgrenze mitten durch das Grabfeld. Heute gehört diese Landschaft teils zum Regierungsbezirk Unterfranken im Freistaat Bayern und teils zum Freistaat Thüringen. Die alte mainfränkische Mundart, das Grabfeldische, wird immer noch in der ganzen Region gesprochen.

Herkunft des Namens

In seinem Lied der Franken erwähnt Joseph Victor von Scheffel den Grabfeldgau in der vierten Strophe:

„...und seh’ die Lande um den Main
zu meinen Füßen liegen.
Von Bamberg bis zum Grabfeldgau
umrahmen Berg und Hügel
die breite stromdurchglänzte Au...“

Die Herkunft für den Namen der Landschaft Grabfeld wurde bisher nicht eindeutig geklärt. Es gibt jedoch einige Erklärungsversuche:

  1. Das althochdeutsche Wort für Graf ist gravio, grafio oder graphio. Papst Gregor III. nennt die Bewohner der Landschaft in einem Schreiben im Jahr 793 die „Graffelti“. Karl der Große schrieb in verschiedenen Urkunden u.a. im Jahre 776 „Graffelt“ als Bezeichnung für diese Gegend. Auch Ludwig der Fromme bezeichnete die Landschaft 893 mit „Graphelt“. Die Gegend war also das Feld der Grafen, das Grafenfeld.
  2. Der Name könnte auch aus dem Slawischen herrühren, da es in dieser Gegend im frühen Mittelalter viele slawische Siedler gegeben hat. Der in Schriften aus dieser Zeit oft vorkommende Begriff „Grapfeld“ bedeutet in der urslawischen Sprache „Hainbuche“. Da es im Grabfeld einst weite Buchenwälder gab und das nördliche Grabfeld auch heute noch „Buchonia“ (= „Buchenland“) bezeichnet wird, ist auch diese Version denkbar.
  3. Der Sprachforscher Peter von Polenz vermutet, dass der Name vom althochdeutschen Adjektiv „grao“, das „grau“ bedeutet, herrührt, da weite Teile der Landschaft durch die graue Farbe des Muschelkalks geprägt sind. Landschaftsnamen auf -feld entstammen weitgehend der vorfränkischen Zeit.
  4. Eine weitere Deutung geht bis in die La-Tène-Zeit (etwa 5.–1. Jahrhundert v. Chr.) bzw. bis in die Hallstattzeit (etwa 800 - 475 v. Chr.) zurück. Der Begriff „Grabfeld“ bedeutete damals so viel wie „Landschaft mit sumpfigen Gewässern“.
  5. Nach der „Ringleinsage“ stammt der Name daher, dass einst eine Königin, die mit ihrem Gatten und dessen Gefolge zur Jagd ritt, ihren Ehering verlor und daraufhin das ganze Gebiet von ihren Bediensteten umgraben ließ, bis der Ring wieder gefunden wurde. Damit wollte sie ihren strengen Gemahl wieder gütig stimmen, der sie verdächtigte, den Ring wegen eines anderen Liebhabers weggeworfen zu haben. An der Fundstelle wurde das Rathaus einer neuen Stadt errichtet − Königshofen. Das Glockenspiel am Erker des Rathauses erinnert an diese Sage.

Deutsch-deutsches Freilandmuseum

Über die Geschichte entlang der ehemals auch durch das Grabfeld verlaufenden innerdeutschen Grenze kann man sich beim thüringischen Behrungen im Deutsch-deutschen Freilandmuseum − unter anderem mit dem Mahnmal Deutsch-deutscher Geschichte − informieren.

Berge und Erhebungen

Das Grabfeld, dessen Inneres hügelig gegliedert ist und vielerorts inselartige Kuppen aufweist, besteht unter anderem aus diesen Bergen und Erhebungen, die sich im oder insbesondere am Rand des Grabfelds erheben − sortiert nach Höhe in Meter über Normalnull (NN):

  • die Gleichberge, zahlreiche Kuppen, unter anderem mit:
    • Großer Gleichberg (679 m), mit Mobilfunksendemast; südöstlich von Römhild (Thüringen)
    • Kleiner Gleichberg (641 m), mit Oppidum Steinsburg; östlich von Römhild (Thüringen)
  • Hohe Schule (538 m), ostnordnördlich von Ostheim vor der Rhön (Bayern)
  • Dietrichsberg (536 m), südlich von Neubrunn (Thüringen)
  • Großkopf (536 m), nördlich von Westenfeld (Thüringen)
  • Heiliger Berg (530 m), nordöstlich von Henneberg (Thüringen)
  • Heidelberg (514 m), zwischen Ostheim v. d. Rhön und Frickenhausen (Bayern)
  • Ransberg (514 m), westlich von Bibra (Thüringen)
  • Höhberg (450 m), östlich von Sulzfeld (Bayern)
  • Spanshügel (444 m), östlich von Trappstadt (Bayern)
  • Höhberg (421 m), nordwestlich von Trappstadt (Bayern)
  • Judenhügel (oder: Judenhorn; 415 m), mit einer Keltenschanze; südöstlich von Kleinbardorf, Bayern

Einzelnachweise

  1. a b http://www.alf-ns.bayern.de/daten_fakten/21665/index.php
  2. Kartendienste des BfN
  3. Brigitte Schwenzer: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 140 Schweinfurt - Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1969
  4. Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.), 1996: Geologische Karte von Bayern 1:500 000. 4. neubearb. Aufl., München.
  5. Tektonische Karte von Bayern 1:1.000.000 (=Beilage 8 zu: Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.), 1996: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:500 000. 4. neubearb. Aufl., München.)
  6. Alfred Friese: "Zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels" S. 96
  7. Reinhard Wenskus: "Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel" S. 280
  8. Reichsarchiv München: Urkunde 1 aus den Monumenta Castellana castell1/U1.

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