Graf von Brabant

Graf von Brabant
Wappen der Herzöge von Brabant

Brabant ['bra:bant] ist ein historisches Gebiet, das in etwa aus den belgischen Provinzen Antwerpen und Brabant (heute geteilt in Flämisch-Brabant, Wallonisch-Brabant und die Hauptstadtregion Brüssel) sowie der im Süden der Niederlande gelegenen Provinz Nordbrabant (Noord-Brabant) besteht.

Inhaltsverzeichnis

Altertum und Frühmittelalter

Brabant war zur Zeit der Römer von Menapiern bewohnt, nach deren Unterwerfung durch die Römer es zur Provinz Gallia Belgica gehörte. Im 5. Jahrhundert bemächtigten sich die Franken Brabants.

870 kam es als Teil Lothringens zum Deutschen Reich und wurde dann schon als Gaugrafschaft bezeichnet. Zwischen 900 und 923 kam Lothringen an den westfränkischen König Karl den Einfältigen. Seit 959 wurde der Brabantgau von den Grafen von Verdun (Wigeriche, Herzöge von Niederlothringen) beherrscht.

Im 11. Jahrhundert wurden die vier Grafschaften im Brabantgau auf drei Landesherrschaften verteilt:

  • Um 1000 wurde die Grafschaft Brüssel (zwischen den Flüssen Zenne und Dijle) von Graf Lambert I. von Löwen (†1015) erworben.
  • Um 1024 ging der südliche Teil des Brabantgaus an den Grafen Reginar V. von Bergen, Schwiegersohn des Grafen Herman von Verdun (†1028), dessen Geschlecht vordem Grafen im Brabantgau (Wigeriche) stellte. Seither blieb diese Grafschaft ein Teil der Grafschaft Hennegau.
  • Zwischen 1056 und 1059 wurde die sogenannte Grafschaft Ename (zwischen Schelde und Dender) als Reichslehen Graf Balduin V. von Flandern anvertraut (man nannte dieses Gebiet darum später Reichsflandern).
  • Bis 1085 blieb die vierte Grafschaft (zwischen den Flüssen Dender und Zenne) ein Reichslehen des Pfalzgrafen Hermann II. von Lothringen (aus dem Geschlecht der Ezzonen). Nach seinem Tod († 20. Sept. 1085) wurde es durch Kaiser Heinrich IV. als Landgrafschaft dem Grafen Heinrich III. von Löwen zugewiesen, der auch schon Graf von Löwen und Brüssel war.

Hoch- und Spätmittelalter

Brabant 1477

Graf Gottfried I. von Löwen erhielt 1106 das Herzogtum Niederlothringen. Sein Urenkel Heinrich I. nahm 1183 auch den Titel des Herzogs von Brabant in der Landgrafschaft Brabant an. In 1190, nach Herzog Gottfrieds III. Tod, wurde er auch Herzog von Niederlothringen, aber die herzogliche Gewalt wurde auf seine eigene Gebiete beschränkt (Landtag von Schwäbisch Hall).

Die Herzöge von Brabant gelangten bald zu Macht und Selbständigkeit, wurden aber mit den Nachbarn in vielfache Fehden verwickelt und schwankten zwischen der Hinneigung zum Heiligen Römischen Reich und Frankreich. Von ihnen sind besonders hervorzuheben:

  • Johann I., der durch den Sieg bei Worringen (1288) die Herzogtümer Limburg und Brabant vereinigte und auch als Minnesänger bekannt ist.
  • Sein Sohn Johann II., welcher 1312 den Grund zu einer ständischen Verfassung legte, die später in der Blijde Inkomst (Joyeuse Entrée) geregelt wurde.
  • Johann III., welcher die Bestimmungen erweiterte durch die so genannte Brabanter Goldene Bulle 1349, wonach die Brabanter nur von einheimischen Gerichten nach Brabanter Recht gerichtet werden durften, was Kaiser Karl IV. bestätigte.

Nach Johanns III. Tod 1355 vereinigte der Gemahl seiner Tochter Johanna, Wenzel von Luxemburg, Bruder Kaiser Karls IV., Brabant mit seinem eigenen Erbland. Unter ihm aber kam das Land in große Verwirrung. Nach Wenzels Tod 1383 setzte seine Witwe Johanna ihre Nichte Margarete von Flandern und deren Gemahl, Herzog Philipp den Kühnen von Burgund, als Erben ein. Die Regierung übernahm zunächst Philipps zweiter Sohn, Anton, 1404, der auch Luxemburg mit Brabant vereinigte. Anton fiel 1415 bei Azincourt. Seine beiden Söhne und Nachfolger starben kinderlos, und so fielen Brabant, Limburg und Luxemburg 1430 an Philipp den Guten von Burgund, und schließlich durch die Vermählung Marias von Burgund mit Erzherzog Maximilian 1477 mit den übrigen niederländischen Provinzen an das Haus Österreich.

Brabant war das Hauptland der Spanischen Niederlande, Brüssel deren Hauptstadt. Mit der Kreiseinteilung des Heiligen Römischen Reiches kam es zum Burgundischen Reichskreis.

Neuzeit

Brabantia Ducatus im Jahr 1645

Durch den Aufstand der Niederlande wurde der nördliche Teil ('s-Hertogenbosch) vom Herzogtum getrennt und 1648 als Teil der Generalitätslande der niederländischen Union einverleibt (was für die Bevölkerung bis 1816 den Verlust der Freiheit, den katholischen Glauben auszuüben bedeutete), während Südbrabant bis 1714 bei der spanisch-österreichischen Linie verblieb. Nach dem österreichischen Erbfolgekrieg fiel Brabant mit den übrigen südlichen Provinzen der Niederlande an das deutsch-österreichische Kaiserhaus zurück. Als sich unter Joseph II. ein heftiger Streit über die provinziellen Rechte Brabants entspann, welche es in der Joyeuse entrée besaß, sagten sich die Stände Brabants 1790 von dem Haus Österreich los, fügten sich aber wieder, als Leopold II. ihnen die verlangten Rechte zurückgab.

1794 wurde Brabant von den Franzosen erobert und im Frieden zu Campo Formio 1797 mit Frankreich vereinigt. Das nördliche Brabant wurde zum Departement Deux-Nethes mit der Hauptstadt Antwerpen, das südliche wurde zum Departement Dyle mit der Hauptstadt Brüssel.

Als Napoleon I. 1810 auch das nördliche Brabant mit dem französischen Reich vereinigte, wurde aus demselben nebst einem Teil von Geldern das Departement Bouches-du-Rhin gebildet. Infolge des Pariser Friedens von 1814 und der Beschlüsse des Wiener Kongresses wurde Brabant Teil des Vereinigten Königreichs der Niederlande und bildete die drei Provinzen Nordbrabant, Antwerpen und Südbrabant. Letztere mit der Hauptstadt Brabants, Brüssel, war 1830 der Herd des belgischen Aufstandes. Südbrabant (als Provinz Brabant) und Antwerpen wurden Teil des neuen Königreichs Belgien, während Nordbrabant bei den Niederlanden verblieb.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Titel "Herzog von Brabant" dem jeweils ältesten Sohn des Königs oder, falls dieser keinen Sohn haben sollte, dem ältesten Enkel des Herrschers verliehen. Erster Träger des Titels war in dieser Tradition der spätere König Leopold II.[1].

Landgrafen und Herzöge von Brabant

Landgrafen von Brabant

Herzöge von Niederlothringen und Landgrafen von Brabant

Herzöge von Brabant und Niederlothringen

  • Heinrich I., 1190-1235 (schon Herzog von Brabant ab 1183/1184)
  • Heinrich II., (*1207), 1235-1248, verh.in1.Ehe mit Maria von Staufen Tochter König Philipps, in 2. Ehe mit Sophie, Tochter der Hl. Elisabeth von Thüringen, gem. Sohn Heinrich d. Kind (*1244), später Landgraf Heinrich I. von Hessen, Stammvater der hessischen Landgrafen
  • Heinrich III., 1248-1260
  • Heinrich IV., 1261-1267

Herzöge von Brabant, Limburg und Niederlothringen

Herzöge von Burgund

Herzöge von Brabant in der Neuzeit

Siehe auch

Quellen

  1. Quelle: http://www.monarchie.be/de/monarchy/history/brabant.html

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