Grafen von Degenfeld

Grafen von Degenfeld
Stammwappen der von Degenfeld
Wappen Degenfeld-Schonburg von 1865 an Familiengrablege in Stebbach
Schloss Neuhaus, erbaut 1596 durch Johann Christoph von Degenfeld
Burg Streichenberg um 1610 (Gemälde A. Mirou)
Schloss Schomberg

Degenfeld, auch Tegernfeld, später auch von Degenfeld-Schomberg bzw. von Degenfeld-Schonburg ist der Name einer adeligen Familie, die seit dem 13. Jahrhundert mit Lehnsrechten versehen in Baden und Württemberg nachgewiesen ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Diverse Lexika des 18. Jahrhunderts berichten über den Ursprung der Familie: „Einer dieses geschlechte hat an 850 den Bischoff zu Lausanne entleibet; ein anderer ist im 11. seculo Bischoff zu Costniz“. Ein Ulrich wird 1175 als Bischof zu Chur und Abt zu St. Gallen, und eine Romana zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Äbtissin im Elsass erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung sei 1281 die des Freiherrn Conrad von Degenfeld. Dieser war Vormund von Johann, Herzog in Schwaben und Sohn des Königs Rudolf I., und errichtete den Stammsitz, Schloss Degenfeld, im gleichnamigen Ort Degenfeld bei Schwäbisch Gmünd. Nachdem Herzog Johann seinen Onkel Albrecht I. im Jahr 1290 ermordet hatte, hätten Johanns Gefolgsleute, darunter auch Conrad von Degenfeld, ihren freiherrlichen Titel verloren. Die neuere Forschung lehnt diese Ansichten und die Herkunft aus der Schweiz kategorisch ab.

Seit 1456 war die Burg Hohen-Eybach bei Eybach (heute Ortsteil von Geislingen an der Steige) der Stammsitz der Familie.

Im Jahr 1580 erwarb Landhofmeister Christoph von Degenfeld († 1604) die Burg Neuhaus bei Ehrstädt. 1594 wurde die Burg abgerissen und 1596/97 an der gleichen Stelle durch Johann Christoph von Degenfeld das Schloss Neuhaus erbaut. Der Stammsitz Schloss Degenfeld in Gmünd wurde dagegen 1597 für 17.500 Taler an Herzog Friedrich I. von Württemberg verkauft. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichteten die Degenfeld außerdem das Schloss Ehrstädt und den dortigen Eulenhof.

Landhofmeister Christophs jüngerer Sohn Konrad von Degenfeld wurde am 10. Oktober 1600 in Geradstetten vom Schorndorfer Obervogt Jakob von Gültlingen erstochen. Der schlafwandelnde Konrad soll den im selben Zimmer übernachtenden Jakob von Gültlingen im Schlaf aufgeschreckt haben, worauf dieser ihn vermutlich im Affekt mit dem Schwert angriff. Der Obervogt wurde für die Tat vier Tage später auf dem Marktplatz von Waiblingen enthauptet. Konrad von Degenfeld hinterließ vier Söhne: Konrad, Christoph Wilhelm, Christoph Wolfgang und Christoph Martin, wobei Letztgenannter beim Tode seines Vaters noch kein Jahr alt war.

1625 wurde Christoph Martin von Degenfeld, der sich als Feldherr in schwedischen, französischen und venezianischen Diensten einen Namen gemacht hat, in den Freiherrenstand erhoben. Sein Sohn Maximilian, Freiherr und Pannier-Herr auf Hohen-Eybach, Pfälzischer geheimer Rat, (1645–1697) starb als einziger eines natürlichen Todes und hinterließ zwei Söhne: Phillipp August und Christoph Martin II. (1689–1762).

Die Tochter Christoph Martins, Marie Luise zu Pfalz (1634–1677) hatte 13 Kinder, von denen sie nur acht überlebten: fünf Söhne, die kinderlos starben, und drei Töchter, von denen nur die älteste, Karoline, heiratete und Nachkommen hatte. Da Marie Luise als zweite Frau des Kurfürsten Karl I. Ludwig auf alle kurpfälzischen Ansprüche verzichtet hatte, wurden sie und ihre Nachkommen 1670 mit der Lehensherrschaft über Stebbach (heute Ortsteil von Gemmingen) und dem Raugrafen-Titel entlohnt. Ihre Tochter, Raugräfin Karoline, heiratete 1683 Meinhard von Schomberg, Duc de Schomberg und 1. Duke of Leinster (1641–1719), Sohn des in Irland gefallenen Marschalls Friedrich von Schomberg. Der einzige Sohn, Charles Louis, starb 1713 und die jüngste Tochter Maria heiratete 1717 ihren Onkel zweiten Grades Christoph Martin II., der 1716 (oder schon 1710) von Kaiser Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben worden war. Da der Herzog von Schomberg und Leinster keinen männlichen Erben hatte, erwarb Graf Christoph Martin II. von Degenfeld durch die Heirat Namen, Wappen und diesen Teil des Besitzes des Hauses Schomberg, allerdings ohne die herzogliche Würde zu erhalten. Seit dieser Zeit nennt sich die Familie von Degenfeld-Schomberg bzw. von Degenfeld-Schonburg.

Die Familie konnte im 18. Jahrhundert ihren ortsherrlichen Lehensbesitz vergrößern, so von 1704 bis 1797 um die Orte Moosbrunn und Rothenberg.

Die Linie Degenfeld-Schomburg ließ in Stebbach nahe der dortigen Burg Streichenberg durch den badischen Baurat Karl August Schwarz einen neuen Herrensitz errichten: das zwischen 1820 und 1823 im Weinbrenner-Stil erbaute Schloss Schomberg, das heute noch von der Familie bewohnt wird und wo sich auch das Familienarchiv befindet. Eine Grablege der Familie befindet sich auf dem Friedhof in Stebbach. In Sinsheim-Ehrstädt erinnert die Von-Degenfeld-Straße an die einstigen Ortsherren.

Wappen

  • Stammwappen: Über Blau von Rot und Silber geviert. Kleinod: Helm mit zwei über Blau von Rot und Silber übereck-geteilte Büffelhörner. Decken: Rot und Silber.
  • Vermehrtes Wappen: Seit Ende des 16. Jahrhunderts nach Heirat mit Stammheim. Schild geviertet, 1. und 4. Stammwappen, 2. und 3. Wappen der von Stammheim, von Rot und Silber schräg geteilt mit einem schreitenden grünen Sittich. Auf dem Schild zwei Helme: 1. Degenfeld, 2. Stammheim, ein rot und silber schräggeteilter Schwanenrumpf.
  • Freiherrliches Wappen: Schild vermehrt mit einem blauen Herzschild, der einen silbernen Adler enthält. Auf den Schild kam noch zwischen die beiden anderen ein dritter Helm mit blau silbernen Decken und dem Adler des Herzschilds als Kleinod.
  • Gräfliches Wappen: Das gräfliche Wappen hat den oben beschriebenen als Mittelschild eines Rückschildes, der gespalten und zweimal geteilt, in 1. und 6. in Silber vor einem # Schildlein ein Rad von acht g. Gleven, 3. und 4. in Rot sechs (3, 2, 1) silberne Schildlein, in Rot einen geharnischten Ritter mit Morgenstern oder Streitbeil auf silbernem Roß und 5. in # drei (2, 1) silberne Ordenskreuze enthält. (Wappen der Herzoge von Schomburg, welches der erste Graf von Degenfeld als Heiratswappen dem seinigen beifügte und zugleich den Namen davon annahm.) Auf dem Schild ruht die Grafenkrone. Schildhalter: Rechts ein n. Löwe, links ein silberner Greif, beide widersehend.

Bedeutende Vertreter

Verwandtschaftsverhältnisse

  • A1 Christoph Martin von Degenfeld (1599–1653) ∞ Anna Maria Adelmann von Adelmannsfelden (†1651)
    • B1 Ferdinand von Degenfeld, (1629–1710), pfälzischer Geheimrat; Landesstatthalter
    • B2 Marie Luise von Degenfeld (1634–1677), Raugräfin zu Pfalz, ∞ 1658 Karl I. Ludwig von der Pfalz
      • C1 Karl Ludwig zu Pfalz (1658–1688), gefallen bei Negroponte
      • C2 Karoline Elisabeth (1659–1696) ∞ 1683 Meinhard Herzog von Schomberg, 1. Duke of Leinster (1641–1719)
        • D1 Charles Louis von Schomberg, Marquess of Harwich (1683–1713)
        • D2 Lady Caroline von Schomberg (1686/87–1710)
        • D3 Lady Frederica Susanna von Schomberg (1687/88–1751)
        • D4 Lady Maria von Schomberg (1692–1762) ∞ 1717 Christoph Martin II. Graf von Degenfeld (1689–1762), Nachkommen siehe dort
      • C3 Luise Raugräfin zu Pfalz (1661–1733), Briefpartnerin ihrer Halbschwester Liselotte von der Pfalz
      • C4 Ludwig (1662–1662)
      • C5 Amalie Elisabeth (1663–1709), Briefpartnerin ihrer Halbschwester Liselotte von der Pfalz
      • C6 Georg Ludwig (1664–1665)
      • C7 Frederike (1665–1674)
      • C8 Friedrich Wilhelm (1666–1667)
      • C9 Karl Eduard (1668–1690)
      • C10 Sofie (1669–1669)
      • C11 Karl Moritz (1671–1702)
      • C12 Karl August (1672–1691)
      • C13 Karl Kasimir (1675–1691), gestorben im Duell in Wolfenbüttel „an übermäßigem Trunke“
    • B3 Maximilian (1645–1697), pfälzischer Offizier und Diplomat oo 1686 Helene von Canstein (1665–1746)
      • C1 Philipp August
      • C2 Christoph Martin II. Graf von Degenfeld-Schonburg (1689–1762), preußischer General, Kriegsminister
        • D1 Friedrich Christoph Graf von Degenfeld-Schonburg (1721–1781), Generalmajor, extraordinairis envoyé und minister plenipotentaris oo Luise Suzanne von Nassau
        • D2 August Christoph Graf von Degenfeld-Schonburg (1730–1814) ∞ Friedrike Helene Elisabeth Freiin zu Riedesel
          • E1 Gustav Eugen Friedrich Christoph (1764–1807) ∞ II. 1795 Marianne Charlotte von Berlichingen (†1836), Schwester seiner ersten Frau
            • F1 (2.m) Maximilian Friedrich Christoph Martin (1797–1866)
          • E4 Friedrich Christoph Graf von Degenfeld-Schonburg (1769–1848), Theresienritter und Generalmajor
            • F1 August Graf von Degenfeld-Schonburg (1798–1876), österreichischer General, Kriegsminister, Feldzeugmeister
              • G1 Christof Graf von Degenfeld-Schonburg (1831–1908),österreichischer General
    • B4 Gustav (†1659), schwedischer Oberst
    • B5 Adolf (†1668), venezianischer Oberst
    • B6 Christoph (1641–1685), Offizier in venetianischen, sächsischen und pfälzischen Diensten
    • B7 Hannibal von Degenfeld (1648–1691), Generalkapitän der Republik Venedig

Heute noch lebende Nachfahren

Stammsitz der Familie Degenfeld-Schonburg ist nach wie vor Schloß Eybach bei Geislingen a. d. Steige (Baden-Württemberg). Eine weitere Linie der Familie Degenfeld-Schonburg bewohnt bis heute Schloss Schomberg bei Gemmingen-Stebbach. Der österreichische Zweig hat Nachfahren der Familie Degenfeld, die in Wien oder auch in Klosterneuburg leben, darunter z.B der Künstler Werner Degenfeld mit seinen Kindern Sophie und Pascal Degenfeld. Auch in Ungarn leben Angehörige der Familie.

Quellen

  • Johann Brandmüller: Historisches und geographisches Lexikon Band II. 1726
  • Johann Friedrich Gauhe: Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Verleger: Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1740
  • Klemm: Zum 600jährigen Jubileum der Familie von Degenfeld. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte, Jahrgang IV, 1881
  • Isidor Fischer: Die Ritter von Degenfeld. In: Heimatbuch für Weißenstein und Umgebung, 1. Teil, Heimatgeschichte, Schwäbisch Gmünd 1927
  • Gengenbach: Aus der Geschichte der Grafen von Degenfeld. In: Helfenstein - Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung, 16. Heft, Geislingen 1959
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Band 58, Adelslexikon, C.A. Starke Verlag, 1974

Weblinks


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