Gratiola officinalis

Gratiola officinalis
Gottes-Gnadenkraut
Gottes-Gnadenkraut (Gratiola officinalis)

Gottes-Gnadenkraut (Gratiola officinalis)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Gattung: Gnadenkräuter (Gratiola)
Art: Gottes-Gnadenkraut
Wissenschaftlicher Name
Gratiola officinalis
L.
Illustration des Gottes-Gnadenkrautes

Das Gottes-Gnadeskraut (Gratiola officinalis) ist ein europaweit gefährdetes und im Rückgang begriffenes Wegerichgewächs (Plantaginaceae). Es ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt.

Inhaltsverzeichnis

Systematik

Von verschiedenen Autoren wird die Pflanze in die Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae), der Gratiolaceae oder Veronicaceae gestellt. Nach neueren molekularbiologischen Untersuchungen ist sie zunächst nach der Angiosperm Phylogeny Group (APG) in die Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) aufgenommen. Die Familienzuordnung ist jedoch noch nicht abschließend geklärt[1].

Verbreitung und Standort

Die Pflanze kommt in ganz Europa ohne Skandinavien und Großbritannien vor. Ihr Verbreitungsgebiet reicht in Südosteuropa über den Balkan bis in die Türkei. Ostwärts reicht ihr Areal bis nach Zentralasien. Sie besiedelt vorzugsweise gestörte Plätze mit offenen Bodenstellen in Schlankseggenrieden, in Röhrichten, in Feuchtwiesen, in Flutrasen, an kiesigen Seeufern an Gräben oder in periodisch trockenfallenden Teichen.

Beschreibung

Die mehrjährige, krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 15 und 40, bisweilen 60 Zentimetern. Sie wächst mit kurzen Ausläufern und aufrechten Stängeln. Die Pflanze ist scheinbar kahl. Die Laubblätter erscheinen durch eingesenkte Drüsenhaare punktiert. Die spitzen, schmal-lanzettlichen, ganzrandigen oder entfernt gesägten und hellgrünen Blätter stehen kreuzgegenständig und stängelumfassend am Trieb. Die Stängel sind unten rund und oben fast vierkantig.

Die Blüten erscheinen einzeln in lockeren Trauben in den Blattwinkeln. Sie sind langgestielt. Die blassrosafarbenen bis weißen, zuweilen rötlich geäderten Kronblätter werden 10 bis 18 Millimeter lang. Die Oberlippe ist behaart. Die Kronröhre ist gelb und innen bärtig. Die Frucht ist kugelig und vierkappig aufspringend. Die Kapsel ist tropfenförmig, 5 Millimeter lang und braun. Die Samen werden etwa 6 bis 8 Millimeter lang. Sie sind gitterartig gezeichnet. Die Blütezeit des Gottes-Gnadenkrautes reicht von Juli bis August.

Ökologie

Das Gottes-Gnadenkraut ist ein Hemikryptophyt und vermehrt sich als Wurzelkriecher vegetativ. Es bildet lockere Herden. Die Fundgebiete umfassen meist nur wenige Quadratmeter. Die generative Vermehrung, Keimung und Etablierung der Pflanzen ist möglicherweise nur auf nackten Bodenstellen möglich. Vermutlich ist die Art auf Umweltfaktoren angewiesen, die eine Dominanz höherwüchsiger Pflanzen verhindern. Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Insekten; die Ausbreitung der Samen über den Wind.

Die als Wechselnässezeiger geltende wärmeliebende Pflanze ist salzertragend. Sie besiedelt vorzugsweise staunasse, gelegentlich überschwemmte, mäßig nährstoffreiche, kalkreiche bis arme, basenreiche bis neutrale bis schwach saure Tonböden, Torf oder Humus. Die Art ist relativ gesellschaftsvag. Sie gilt in Deutschland als schwache Kennart der Pflanzengesellschaft (Assoziation) der Brenndoldenwiesen (Cnidion dubii Bal.-Tui. 65)

Gefährdung und Schutz

Das Gottes-Gnadenkraut ist europaweit gefährdet und stark im Rückgang begriffen. In Deutschland ist es nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt. In der Roten Liste gefährdeter Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands ist die als stark gefährdet (Gefährdungskategorie 2) geführt[2]. Auch in der Schweiz gilt sie als „endangered“ (gefährdet)[3].

Die Gefährdungsursachen sind vor allem in der fehlenden Dynamik an den natürlichen Standorten des Gottes-Gnadenkrautes zu suchen. Offene Bodenstellen werden kaum noch durch zum Beispiel Überschwemmungen, extensive Beweidung oder Tritt geschaffen. Ferner ist die Eutrophierung durch Düngung ein wesentlicher Gefährdungsfaktor. Aber auch die Konkurrenz invasiver gebietsfremder Arten und Verdrängung durch beispielsweise Kanadische Goldrute (Solidago canandensis) oder Adlerfarn (Pteridium aquilinum) sind als Rückgangsursachen zu nennen.

Quellen und weiterführende Informationen

Einzelquellen

  1. Wegerichgewächse (Plantaginaceae) APWebsite (engl.)
  2. Rote Liste der Pflanzen Deutschlands [1]
  3. Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz - Farn- und Blütenpflanzen [2]

Literatur

  • R. Haeupler & Th. Muer: Bildatlas der Farn und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer, Stuttgart, 2000. ISBN 3-8001-3364-4
  • C. Käsermann: EN Gratiola officinalis L. – Gnadenkraut – Scrophulaiaceae, Merkblätter Artenschutz – Blütenpflanzen und Farne, Stand Oktober 1999), [3], abgerufen am 12. Februar 2007

Weblinks


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