Grimm-Ausstellung im Schloss Steinau

Grimm-Ausstellung im Schloss Steinau
Brüder Grimm-Haus in Steinau an der Straße, mit Froschkönig-Skulptur

Das Brüder Grimm-Haus Steinau wurde 1998 gemeinsam von der osthessischen Stadt Steinau an der Straße und der Brüder Grimm-Gesellschaft gegründet. Es befindet sich in dem ehemaligen Amtshaus von Steinau und ist neben dem Brüder Grimm-Museum in Kassel eines der größten und wichtigsten Museen, die sich mit den Brüdern Grimm und ihrem Wirken befassen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Amtshaus-Gebäude wurde während der Renaissance-Zeit im Jahr 1562 gebaut. Es war Teil einer Hofanlage, zu der unter anderem eine Remise und eine größere Amtshofscheune gehörten. Der Amtshof und das Amtshaus wurden als regionaler Verwaltungssitz von Amtmännern genutzt, die jeweils im Dienst standen von anfangs der selbständigen Grafschaft Hanau-Münzenberg bzw. zwischenzeitlich von 1642 bis 1685 der Grafschaft Hanau, später ab 1736 der dann wiedervereinigten Grafschaft Hanau im Reichsfürstentum Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Der Jurist und Vater der Brüder Grimm, Philipp Wilhelm Grimm (1751–1796) war seit 1778 in verschiedenen Verwaltungspositionen in Hanau tätig und wurde 1791 zum Amtmann der hanauischen Ämter Schlüchtern und Steinau bestellt. Dies hatte den Umzug von Philipp Wilhelm Grimm und seiner Ehefrau Dorothea Grimm (geborene Zimmer, 1755–1808) mit ihren damals fünf Kindern nach Steinau an der Straße zur Folge, wo die Familie Grimm den Amtshof und das Amtshaus bewohnte. Die Wohn- und Aufenthaltsräume befanden sich im Erdgeschoss des Amtshauses, im Obergeschoss hatte der Amtmann Philipp Wilhelm Grimm seine Diensträume. Philipp Wilhelm Grimm war nicht nur oberster Verwaltungsbeamter, sondern gleichzeitig auch Richter und Notar der Ämter Schlüchtern und Steinau, deren räumliches Gebiet etwa dem Großteil des späteren, bis 1974 bestehenden Landkreises Schlüchtern entspricht, der dann in dem heutigen Main-Kinzig-Kreis aufging.

Die Brüder Jacob Grimm (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859) verbrachten im Steinauer Amtshaus zusammen mit ihren drei weiteren Brüdern und ihrer einzigen, in Steinau geborenen Schwester Charlotte Grimm (1793–1833) in der Zeit von 1791 bis 1796 ihre Kindheit. Während die Mutter, Dorothea Grimm, für die Haushaltsführung zuständig war, oblag die kulturelle Bildung der Brüder Grimm, wie bereits zuvor in Hanau, dem Vater und der verwitweten Tante Juliane Charlotte Friederike Schlemmer (geborene Grimm, 1735–1796). Sie war die älteste und kinderlose Schwester von Philipp Wilhelm Grimm. Bereits wenige Wochen nach dem Umzug seiner Familie zog sie ebenfalls in das Amtshaus ihres Bruders in Steinau ein und lebte fortan mit im Familienverband, wo sie vor allem als Hauslehrerin und Erzieherin der Brüder Grimm wirkte.

Die Familie Grimm musste dann nach dem Tod von Philipp Wilhelm Grimm im Januar 1796 das Amtshaus verlassen und zog in das Huttische Spital in Steinau um. 1798 verließen die Brüder Grimm, Jacob und Wilhelm Grimm, dann Steinau und kamen in die Obhut ihrer mutterseitigen Tante, Henriette Philippine Zimmer (1748–1815), nach Kassel, wo sie das dortige Lyzeum besuchten.

Nach weiterer Nutzung des Steinauer Amtshauses als Verwaltungssitz des jeweils bestellten Amtmannes befand sich in neuerer Zeit unter anderem ein Amtsgericht in dem Gebäude; ab 1975 wurde es von verschiedenen Ämtern der Steinauer Stadtverwaltung sowie von Vereinen genutzt. Ende der 1990er-Jahre stellte die Stadt das ehemalige Amtshaus für die Einrichtung einer Gedenkstätte an die Brüder Grimm zur Verfügung.

In der ehemaligen Amtshofscheune, die dem Amtshaus direkt gegenüberliegt, befindet sich das 2005 eröffnete Museum Steinau …das Museum an der Straße, mit dem das Brüder Grimm-Haus kooperiert.

Architektur des Gebäudes

Das ehemalige Amtshaus, das heute den Namen Brüder Grimm-Haus trägt, ist ein stattlicher Renaissance-Bau mit steinernem Sockel und einem Obergeschoss, das zum Hof hin mit einem reichen Schmuckfachwerk verziert worden ist. Das Gebäude wurde in eine angelegte Hofanlage eingebettet, die von einer Mauer umgeben ist.

Das Sockelgeschoss des Baus ist durch zahlreiche, profilierte Segmentbogenfenster gegliedert.

Das Obergeschoss, welches durch einen Treppenturm auf der Hofseite erreichbar ist, ist hier durch aufwendiges Schmuckfachwerk ausgewiesen, das auf 21 reich skulptierten hölzernen Konsolen aufgelegt ist und mit geschweiften Andreaskreuzen in den Bereichen unter den Fenstern dekoriert ist. Besonders auffällig ist die Konsole über der spitzbogigen Eingangstür. Der als Kopf eines Fabeltieres ausgeprägte untere Teil hatte eine „geisterabwehrende“ Funktion.

Die steinernen Giebelwände tragen ein hohes Ziegeldach. Unter dem Walm des vorderen Giebels trägt ein kleines hölzernes Männchen die Last des Dachfirsts auf seinem Rücken.

Die mit dem Gebäude verbundene Remise stammt aus der Entstehungszeit. Ein an der Südseite in spätgotischen Formen angebautes Treppenhaus stammt aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts.

Museum Brüder Grimm-Haus Steinau

Das ehemalige Amtshaus wurde gemeinsam von der Stadt Steinau und der Brüder Grimm-Gesellschaft, die ihren Sitz in Kassel hat, als Museum eingerichtet und 1998 unter der Bezeichnung Brüder Grimm-Haus Steinau eröffnet. Mittlerweile wurde in insgesamt 18 Räumen eine umfangreiche Ausstellung über das Leben und Wirken von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm aufgebaut.

Im Mittelpunkt des Museumsangebotes steht die Kindheit und Jugend der Brüder Grimm, wofür die Ausstellungsräume im Erdgeschoss genutzt werden. Ein besonderes Kabinett widmet sich den graphischen Arbeiten von Ludwig Grimm (1790–1863), einem Bruder von Jacob und Wilhelm Grimm. Im Obergeschoss des Brüder Grimm-Hauses werden Märchen in ihrem europäischen Kontext präsentiert.

Weblinks

50.3121666666679.45936111111117Koordinaten: 50° 18′ 44″ N, 9° 27′ 34″ O


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