Großdeutsche Volkspartei

Großdeutsche Volkspartei

Die Großdeutsche Volkspartei (GDVP oder GdP) war eine politische Partei in Österreich, die am 8. August 1920 aus der Großdeutschen Vereinigung, einem 1919 von Franz Dinghofer gegründeten Zusammenschluss deutschnational und deutschliberal gesinnter Abgeordneter, in Salzburg entstanden war. Schließlich gehörten ihr 17 Gruppierungen an. Einen großen Teil ihrer Mitglieder stellten vor allem hohe Beamte und Lehrer höherer Schulen. Die Partei bestand bis zum Parteienverbot 1934.

Geschichte

Die Großdeutsche Partei war eine Nachfolgeorganisation der „Deutschnationalen Bewegung“ und war großdeutsch ausgerichtet, d.h. auf die Zugehörigkeit Deutschösterreichs zum Deutschen Reich. In vielen Dingen vertrat sie Positionen der Alldeutschen und ihrer Verbände bei geringerem Anteil von antisemitischen Komponenten. Sie galt als national-liberale Partei Österreichs.

Die Partei trat entschieden für die Vereinigung Österreichs mit Deutschland ein und wusste in dieser Frage bis zum Beginn der NS-Herrschaft im Reich 1933 die Bevölkerungsmehrheit in Österreich hinter sich. Die Partei war somit auch ein entschiedener Gegner der Bestimmungen des Friedensvertrags von Saint-Germain-en-Laye, der als „Diktat“ betrachtet wurde. Daneben zeichneten sich Tendenzen in der GDVP ab, die im Nationalsozialismus stark zum Ausdruck kamen, wie Antisemitismus und die Ablehnung von Materialismus und Klerikalismus. Als Parteifarben führte die Großdeutsche Partei die Bundesfarben Schwarz-Rot-Gold, die auf die deutsche Revolution von 1848 zurückgehen.

1921–1927 waren die Großdeutschen als Juniorpartner der Christlichsozialen an der Bundesregierung beteiligt, das erste Mal 1921 in der Regierung Schober, und stellten 1922–1927 unter den Kanzlern Schober, Ignaz Seipel und Rudolf Ramek die Vizekanzler Felix Frank, Leopold Waber und Franz Dinghofer. Ihre Nachfolge in den Regierungen der Ersten Republik 1927–1929 und 1931–1934 trat der ideologisch sehr ähnlich ausgerichtete Landbund an.[1]

Nach dem Verlust der Regierungsbeteiligung traten viele Mitglieder aus der Partei aus und wechselten zur Heimwehr und den Nationalsozialisten über. 1933 schlossen die Großdeutschen eine Kampfgemeinschaft mit der österreichischen NSDAP. In der „Ständestaats“-Diktatur 1934–1938 waren in Österreich alle Parteien verboten. Mit dem „Anschluss“ 1938 traten viele frühere Mitglieder der Großdeutschen Volkspartei der NSDAP bei.

1945 schlossen sich Mitglieder der ehemaligen Großdeutschen Partei und der NSDAP zu verschiedenen Gruppierungen zusammen, aus denen über den Verband der Unabhängigen schließlich die Freiheitliche Partei Österreichs hervorging.

Einzelnachweise

  1. Liste der Bundeskanzler Österreichs

Weblinks


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