Alfred Grenander

Alfred Grenander
Alfred Grenander

Alfred Grenander (* 26. Juni 1863 in Skövde, Schweden; † 14. Juli 1931 in Berlin; vollständiger Name Alfred Frederik Elias Grenander) war ein schwedischer Architekt, der größtenteils in Berlin gewirkt hat. Grenander hatte entscheidenden Anteil an der Entwicklung Berlins zur Weltstadt und modernen Architekturmetropole ab 1900. Trotz seines beruflichen Engagements in der deutschen Hauptstadt blieb sein Hauptwohnsitz Skanör auf der Halbinsel Falsterbo in Schweden, wo er auch bestattet ist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grenander verbrachte seine Jugend in Stockholm und nahm dort 1881 ein Studium der Architektur am Polytechnikum Stockholm auf. 1885 wechselte er an die Technische Hochschule Charlottenburg und studierte dort unter anderem bei Johann Eduard Jacobsthal. Nach Abschluss seines Studiums im Jahr 1890 arbeitete er im Reichstagsbaubüro bei Paul Wallot. Fortan war er auch an der Planung der 1902 eröffneten Berliner Hoch- und Untergrundbahn beteiligt.

Grenander arbeitete zunächst in den Architekturbüros von Alfred Messel, Wilhelm Martens und Paul Wallot. Danach machte er sich mit seinem Schwager Otto Spalding selbstständig, das gemeinsame Architekturbüro Spalding und Grenander bestand von 1896 bis 1903. Es folgte eine Berufung an die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin. Grenanders architektonisches Vermächtnis ist seine Gestaltung von etwa 70 Bahnhöfen der Hoch- und Untergrundbahn in Berlin. Anfänglich orientierte sich Grenander am Jugendstil, von 1902 bis 1931 bevorzugte er den Stil der Moderne.

Hauptwerk: Gestaltung der Berliner U-Bahn

U-Bahnhof Schwartzkopffstraße (1923) im Mittelabschnitt der U6

Grenander wurde bereits bei der Eröffnung der Berliner U-Bahn im Jahr 1902 von der Hochbahngesellschaft als Architekt angeworben. Bis 1931 gestaltete er einen Großteil der Berliner U-Bahnhöfe, die auch heute noch weitgehend im Originalzustand bzw. im angenäherten Zustand nach zwischenzeitlichen Sanierungen erhalten sind.[1]

In seinen Werken vor dem Ersten Weltkrieg sind häufig Jugendstileinflüsse (Verzierungen der Hochbahnviadukte) oder neoklassizistische Elemente (U-Bahnhof Wittenbergplatz) erkennbar.

Anfang der 1920er Jahre konnte er als Sparmaßnahme nur verputzte Wandflächen einsetzen, wie auf dem Mittelabschnitt der heutigen U6.

In seinen letzten Jahren ab Mitte der 1920er-Jahre entwickelte er eine relativ sachliche Formensprache. Wesentliche Elemente seiner Entwürfe sind große, farbig gebrannte Wandfliesen und teilweise sichtbare schwere, genietete Stahlstützen oder auch mit Baukeramik verkleidete Stützen.

U-Bahnhof Hermannplatz, heute U7 (1926)

Die Gestaltung des U-Bahnhofs Wittenbergplatz aus dem Jahr 1913 gilt als sein Hauptwerk. Ein weiteres beeindruckendes Bauwerk wurde 1926 mit dem U-Bahnhof Hermannplatz für die Kreuzung der heutigen U-Bahnlinien U7 und U8 mit direktem Zugang zum Karstadt-Warenhaus geschaffen. Am Alexanderplatz entstand 1930 sein größter U-Bahnhof mit drei kreuzenden Ebenen und Verteilergeschoss.

U-Bahnhof Weinmeisterstraße, U8, (1930). Grenanders Prinzip der „Kennfarbe“ ist hier gut erkennbar

Grenander entwickelt das Prinzip der Kennfarbe, bei dem sich jede Station durch eine Farbe deutlich von den jeweils davor beziehungsweise dahinter liegenden Bahnhöfen unterscheidet. Mit der Kennfarbe können sowohl Fliesen als auch Stützen und Schilderumrahmung verziert sein. Dieses Kennfarben-Prinzip lässt sich heute noch teilweise auf den Berliner U-Bahnlinien U2, U5, U6 und U8 erkennen. Es kam auch unter seinen Nachfolgern im U-Bahnbau noch bis in die 1980er Jahre zur Anwendung.

Grenander entwarf jedoch nicht nur U-Bahnhöfe, er war auch an der Gestaltung der U-Bahnwagen beteiligt.

Weitere Arbeiten

Neben der Berliner U-Bahn gestaltete Grenander auch die Fabrikgebäude der Firmen Knorr-Bremse AG in Lichtenberg und Ludwig Loewe & Co. (1908 und 1916). Aber auch Brücken wurden von ihm entworfen, wie die Gotzkowskybrücke in Moabit (1911) und die Schönfließer Brücke.[2]

1910/11 baute er in Potsdam-Babelsberg für den Kaufhausbesitzer Paul Herpich eine heute noch bestehende Villa. Diese ist heute als Stalin-Villa bekannt, da dort 1945, während der Potsdamer Konferenz, Josef Stalin residierte.[3]

Gedenken

Eingangsgebäude des U-Bahnhofes Krumme Lanke (1929)

Das Deutsche Technikmuseum zeigte von November 2006 bis August 2007 eine Sonderausstellung zum Gesamtwerk von Alfred Grenander. Diese Ausstellung zog anschließend nach Stockholm um, wo sie bis zum 6. Januar 2008 im dortigen Architekturmuseum zu sehen war.[4]

Am 6. Juni 2009 erhielt der bislang namenlose Platz vor dem Eingangsbereich des von ihm entworfenen U-Bahnhofs Krumme Lanke den Namen Alfred-Grenander-Platz.[5]

Literatur

  • Alfred Grenander, mit einer Einleitung von Martin Richard Möbius. Friedrich Ernst Hübsch Verlag, Berlin 1930. Neuausgabe mit einem Nachwort von Bettina Güldner, Gebr. Mann Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2283-0.
  • Heiko Schützler: Ein meisterlicher Modernist - Der Architekt Alfred Grenander (1863-1931). In: Berlinische Monatsschrift, 10. Jahrgang (2001), Heft 7, S. 103-113.
  • Christoph Brachmann: Licht und Farbe im Berliner Untergrund: U-Bahnhöfe der klassischen Moderne. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-7861-2477-9.
  • Aris Fioretos (Hrsg.): Berlin über und unter der Erde. Alfred Grenander, die U-Bahn und die Kultur der Metropole. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2006, ISBN 3-89479-344-9.
  • Christoph Brachmann, Thomas Steigenberger (Hrsg.): Ein Schwede in Berlin. Der Architekt und Designer Alfred Grenander und die Berliner Architektur (1890–1914). Didymos-Verlag, 2010, ISBN 978-3-939020-81-3.

Belege

  1. Bernhard Schulz: Gestaltung und Technik gehören zusammen, Der Tagesspiegel, 16. November 2006
  2. Axel Mauruszat: Alfred Grenander: Schönfließer Brücke. In: U-Bahn-Archiv. Abgerufen am 20. Februar 2011.
  3. Berliner Zeitung, 18. Juli 2005
  4. Arkitekturmuseet: Berlin under och över jorden
  5. BahnInfo Berlin: Berlin bekommt einen Alfred-Grenander-Platz

Weblinks

 Commons: Alfred Grenander – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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