Grube Lautenthalsglück

Grube Lautenthalsglück
Lautenthalsglück
Erzläuferstollen am Maassener Schacht Erzläuferstollen am Maassener Schacht
Abbau von Bleiglanz
Größte Tiefe ca. 1000 mdep1
und
Abbau von Zinkblende
Förderung/Gesamt 4,2 Mio. t Metallerz
Betriebsbeginn vor 1596
Betriebsende 1957
Geografische Lage
Koordinaten 51° 51′ 51″ N, 10° 16′ 57″ O51.86416666666710.28257Koordinaten: 51° 51′ 51″ N, 10° 16′ 57″ O
Lautenthalsglück (Niedersachsen)
DEC
Lautenthalsglück
Lage Lautenthalsglück
Gemarkung Lautenthal
Gemeinde Langelsheim
Kreis Landkreis Goslar
Bundesland Niedersachsen
Revier Berginspektion Lautenthal
Einfahrt in den Besucherstollen des Bergbaumuseums

Die Grube Lautenthals Glück (historisch auch Lautenthalsglück) war ein Metallerzbergwerk in Lautenthal im Oberharz in Niedersachsen. Heute ist es ein Besucherbergwerk. Der Grubenname rührt von dem großen Erzreichtum her, der der ehemals freien Bergstadt Lautenthal über mehrere Jahrhunderte Wohlstand und „Glück“ bescherte.

Inhaltsverzeichnis

Geologie, Lagerstätte, Mineralogie

Das Grubenfeld lag auf dem Lautenthaler Gangzug, einem Oberharzer Erzgangsystem, das sich von Seesen in ostsüdöstlicher Richtung über Lautenthal bis nach Hahnenklee erstreckt. Eine abbauwürdige Erzführung war von westlich des kleinen Flusses Innerste am Bromberg bis etwa zum ehemaligen Ostschacht über eine Länge von knapp 2000 m vorhanden. Darin enthalten waren als die wichtigsten Erze silberhaltiger Bleiglanz und Zinkblende, darüber hinaus als nicht nutzbare Minerale (Gangart) Kalkspat und Quarz. Gegenüber anderen Lagerstätten im westlichen Harz kam überdurchschnittlich viel Zinkerz bereits in geringer Tiefe vor. Das Nebengestein besteht aus Grauwacke.

Grubengebäude

Die eigentliche Grube Lautenthalsglück ging aus dem Grubenfeld „St. Thomas“ (auch „Sachsenzeche“ bezeichnet) hervor. In der Folgezeit erfolgte ein Verbund aus den Grubenfeldern (von Westen nach Osten) Prinzeß-Auguste-Caroline (westlich der Innerste), Güte des Herrn, St. Thomas, Maaßen und Schwarze Grube (vormals St. Jakob).

Aufgeschlossen war das Grubengebäude über mehrere Tages- und Blindschächte am Kranichsberg, von denen der Güte-des-Herrner Richtschacht, der Neue Förderschacht, der Maaßener Kunstschacht, der Schwarze-Grubener-Schacht und der Ostschacht die bedeutendsten waren. Der 1549–1612 aufgefahrene 1 km lange Tiefe-Sachsen-Stollen verband die Gruben auf Niveau des Innerstetales untereinander und sorgte bis zum Anschluss an den Ernst-August-Stollen (1880, 160 m darunter) für eine natürliche Entwässerung der Gruben.

Die Erze wurden auf das Niveau des auf halber Berghöhe übertägig verlaufenden, so genannten Hundslaufes gehoben. Dieses war eine Art Feldbahn, die mit den Schächten über kurze Stollen verbunden war und an der Erzaufbereitung endet.

Geschichte

Neuzeit

Eine erste urkundliche Erwähnung des Lautenthaler Bergbaus erfolgte in der Bergfreiheit von 1596. Dort erteilt der Braunschweiger Herzog Heinrich Julius dem Ort Lautenthal Sonderrechte als freie Bergstadt. Auf einem Kupferstich von 1606 wird die Vorgängergrube „St. Jakob“ gezeigt.

Die Verleihung des Grubenfeldes Lautenthalsglück erfolgte 1681. In den ersten Jahren musste noch hohe Zubuße gezahlt werden – der Betrieb warf wegen der ausstehenden Erschließung der Erze keinen Gewinn ab. Ab 1685 wurden Gewinne ausgeschüttet (Ausbeute) ununterbrochen bis in das 19. Jahrhundert hinein. Die an das Andenken an die reiche Ausbeute geprägten Silbertaler machten das Bergwerk bekannt.

In der Betriebszeit wurde die Leistungsfähigkeit der Grube stetig verbessert und auf den neuesten technischen Stand gebracht. Es entstand ein aufwendiges System von Gräben, Teichen und Wasserrädern zum Antrieb der Bergwerksmaschinen. Erstmalig wurde 1849 untertägig eine Wassersäulenmaschine im Richtschacht Güte des Herrn zum Fördern der Grubenwasser in Betrieb genommen. Das Antriebswasser wurde durch den bereits ca. 1570 angelegten und 8 km langen Lautenthaler Kunstgraben aus der Innerste und aus dem 13-Lachter-Stollen in Wildemann herangeführt.

20. Jahrhundert

1909 gipfelte die Modernisierung mit dem Bau des „Neuen Förderschacht“, der im Nebengestein lag und die alten, dem geneigten Erzgang folgenden („tonnlägigen“) Schrägschächte ersetzte. Er war ein Blindschacht, d.h. er hatte keine Öffnung nach übertage mit dem charakteristischen Förderturm, sondern wurde über einen Förderstollen im Berghang erreicht. Der Förderung dienten erstmals eine elektrische Fördermaschine und Förderkörbe für Wagenförderung. Als weiterer moderner Tagesschacht kam 1914 der Ostschacht dazu.

In der letzten Betriebsphase reichten die Stollen über einen weiteren Blindschacht bis in eine Tiefe von rund 1000 m unter Tage. Dort hörte die Erzführung des Ganges zur Tiefe hin allmählich auf.

Die Erze wurden anfänglich in Pochwerken, die an der Innerste lagen, aufbereitet. Dabei zerkleinerte man das Gestein mittels Wasserkraft. Zum Trennen des „tauben“ Gesteins von dem Nutzmineral war an den Sortiertischen viel Handarbeit nötig. Mit dem Neuen Förderschacht entstand terrassenartig am Hang des Kranichsberges eine maschinelle, modernere Aufbereitung.

Das Konzentrat wurde in der bis 1967 betriebenen Lautenthaler Silberhütte zu Blei und Silber verarbeitet. Zink konnte erst ab 1880 technisch nutzbar gemacht werden und wurde daher erst seit dem als Erz gewonnen. Die „Alten“ warfen die „Blende“ auf die Abraumhalde.

Förderende

Der Bergbau endete in mehreren Stufen. Im Juni 1930 erfolgte die offizielle Betriebseinstellung der Gruben in Lautenthal und Bockswiese aus wirtschaftlichen Gründen. Tatsächlich bedeutete dieses zunächst ein Abwerfen der Stollen unterhalb des Ernst-August-Stollens (ab 1935) und damit verbunden die Aufgabe des Abpumpens des Grubenwassers. Seitdem standen diese Baue unter Wasser. Bis 1945 erfolgte ein Nachlesebergbau auf Zinkblende im oberen Teil des Grubengebäudes. In der Aufbereitung führte die Preussag in den 1930er Jahren Pilotversuche zur Flotation (=Schaum-Schwimm-Verfahren) des Rammelsberger Erzes durch.

Zwischen 1945 und 1956 wurden nochmals Untersuchungsarbeiten im Bergwerk durchgeführt. Auf Niveau des Ernst-August-Stollens wurden eine Strecke nach Westen bis zum Sternplatz und eine nach Süden bis Hüttschental aufgefahren. Letztere sollte der Erkundung des dort verlaufenden Bockwieser Gangzuges dienen. Nachdem keine wirtschaftlich gewinnbaren Erzvorkommen gefunden werden konnten, wurde das Bergwerk verlassen und die Tagesöffnungen verschlossen.

Bis in die 1970er Jahre wurden die alten Halden abgetragen und aus den verbliebenen Zinkerzen in der Aufbereitung des Erzbergwerk Grund ein Konzentrat erzeugt.

Technische Spuren und Bergbaumuseum

Gebäude des heutigen Bergbaumuseums

Die Tagesanlagen des Bergwerkes befanden sich im Innerstetal an der Wildemanner Straße am Ortsausgang Richtung Wildemann. Neben dem heutigen Busparkplatz sind ein zu einem Wohnhaus umgebautes Zechenhaus und das Gebäude des ehemaligen Kraftwerkes erhalten. In südlicher Richtung schließt sich das Niedersächsische Bergbaumuseum mit seinem Besucherbergwerk an, dass in den Tagesquerschlag des Neuen Förderschachtes führt. Auf dem Museumsgelände befindet sich das Mundloch des Güte-des-Herrner-Tagesstollens und das des Tagesquerschlages vom Neuen Förderschacht, welches als Einfahrt ins Besucherbergwerk dient.

Am Kranichsberg hat der ortsansässige Heimatverein einen Bergbaulehrpfad eingerichtet. Dieser berührt verschiedene Reste bzw. zeigt die Örtlichkeiten der Lautenthaler Gruben, die mit Tafeln erläutert werden. Es wurden einige Stollenmundlöcher rekonstruiert, ein Funktionsmodell eines Wasserrades und einer Fahrkunst gebaut und zum Beispiel der Sandfang der ehemaligen Wassersäulenmaschine am Güte-des-Herrner-Richtschacht freigelegt.

Darüber befindet sich das Zechenhaus des Maaßener Schachtes, worin sich heute eine Gaststätte befindet. Das Betriebsgebäude des Ostschachtes mit dem benachbarten Eingangsstollen ist zwar erhalten, liegt aber auf einem Privatgrundstück. Der über das Bergbaumuseum zugängliche noch offene Förderschacht bildet neben dem Mundloch in Gittelde den einzigen noch vorhandenen Zugang zum Ernst-August-Stollen. Die noch vorhandene elektrische Fördermaschine ist eine der ältesten erhaltenen ihrer Art, wird aber auf dem normalen Besucherweg nicht gezeigt.

Literatur

  • Torsten Schröpfer: Fundgrube: Wissenswertes über den Westharzer Bergbau und das Hüttenwesen. 1. Auflage. Pieper, Clausthal-Zellerfeld 2000, ISBN 3-923605-08-0. 
  • Herbert Sperling, Dieter Stoppel: Gangkarte des Oberharzes. Schweizerbart, Stuttgart 1981. 
  • Klaus Stedingk: Lautenthal: Bergstadt im Oberharz; Bergbau- und Hüttengeschichte. Bergwerks- und Geschichtsverein Bergstadt Lautenthal von 1976, Lautenthal 2002, ISBN 3-00-009504-7. 

Weblinks


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