Grunerit

Grunerit
Grunerit
Gruenerite Schist Metamorphic Rock North of Keystone, South Dakota 2916.jpg
Grunerit aus South Dakota
Chemische Formel (Fe2+,Mg)7[OH|Si4O11]2
Mineralklasse Kettensilicate und Bandsilicate (Inosilicate)
9.DE.05 (8. Auflage: VIII/F.07-30) (nach Strunz)
66.01.01.03 (nach Dana)
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse monoklin-prismatisch \ 2/m [1]
Farbe aschgrau, bräunlichgrün, braun
Strichfarbe weiß
Mohshärte 5 bis 6
Dichte (g/cm3) 3,4 bis 3,6 [2]
Glanz Glasglanz, Perlglanz bei faserigem Habitus
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch spröde
Spaltbarkeit vollkommen nach {110}
Habitus nadelige bis faserige, radialstrahlige Kristalle und Aggregate
Zwillingsbildung einfache bis multiple Zwillinge \parallel \lbrace 100 \rbrace
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,663 bis 1,686 ; nβ = 1,680 bis 1,709 ; nγ = 1,696 bis 1,729 [3]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,033 bis 0,043 [3] ; zweiachsig negativ
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ gemessen: 90° bis 70° ; berechnet: 84° bis 86° [3]
Pleochroismus farblos, gelblich / grünlich-gelb

Grunerit, auch Grünerit, Amosit oder Braunasbest genannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Gruppe der Amphibole in der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Fe2+,Mg)7[OH|Si4O11]2 und entwickelt meist nadelige bis faserige, radialstrahlige Kristalle und Aggregate von aschgrauer oder bräunlichgrüner bis brauner Farbe. Die Kristalle können durchscheinend sein und zeigen auf ihren Flächen Glasglanz, bei undurchsichtigem, faserigem Habitus zeigt die Oberfläche schimmernden Perlglanz.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Grunerit 1853 im „Ravine de Sarvengude“ bei Collobrières in Frankreich und beschrieben durch Gustav Adolf Kenngott, der das Mineral zu Ehren des schweizerisch-französischen Chemikers Louis Emmanuel Gruner nach diesem benannte, der das zuerst analysierte.

Klassifikation

In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale (9. Auflage) nach Strunz findet sich der Grunerit in der Abteilung der Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate). Die alte Systematik teilt diese Abteilung nicht weiter auf und fasst nur noch die Mitglieder der Amphibolgruppe zusammen, wobei der Grunerit keiner speziellen Amphibolgruppe zugeteilt ist. Die neue Systematik dagegen unterteilt die Ketten- und Bandsilikate weiter und den Grunerit der neuen Unterabteilung der „Klinoamphibole“ zu.

In der Systematik der Minerale nach Dana gehört der Grunerit zwar auch zur Abteilung der Ketten- und Bandsilikate, dort aber aufgrund seiner Kristallstruktur zur Unterabteilung der Kettensilikate mit doppelten, unverzweigten Ketten (W=2) und dort zur Gruppe 1 der monoklinen Mg-Fe-Mn-Li-Amphibole.[4]

Modifikationen und Varietäten

Feinfaserige, asbestartige Varietäten des Grunerits werden als Amosit bezeichnet.

Bildung und Fundorte

Grunerit bildet sich durch Kontaktmetamorphose in mittel- bis hochgradigen Eisen-Formationen und einigen Blauschiefern. Begleitminerale sind unter anderem Fayalit, Granate, Hämatit, Hedenbergit, Magnetit, Quarz und Riebeckit.

Weltweit konnte Grunerit bisher (Stand: 2010) an rund 150 Fundorten nachgewiesen werden, so in Australien, Bolivien, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Indien, Japan, Kamerun, Kanada, Madagaskar, Norwegen, Österreich, Portugal, Russland, Schweden, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten (USA).

Amosit wird vor allem in Südafrika in den Asbestos Mines of South Africa abgebaut. Der Begriff ist ein Kunstwort aus der Abkürzung der südafrikanischen Minengesellschaft A.M.O.S.

Kristallstruktur

Grunerit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m mit den Gitterparametern a = 9,564 Å; b = 18,393 Å; c = 5.339 Å und β = 101,892°[5] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[2].

Verwendung

Amosit darf als asbestartiges Material heute in Europa nicht mehr verwendet werden. In anderen Ländern wird es aber zum Teil noch als Baumaterial eingesetzt.

Vorsichtsmaßnahmen

Bei längerer Exposition besteht die Gefahr ernster Gesundheitsschäden durch Einatmen. Der Stoff kann Krebs verursachen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Webmineral - Grunerite (englisch)
  2. a b Handbook of Mineralogy - Grunerite (englisch, PDF 79 kB)
  3. a b c Mindat - Grunerite (englisch)
  4. Webmineral - Minerals Arranged by the New Dana Classification, Inosilicate
  5. American Mineralogist Crystal Structure Database - Grunerite (englisch, 1969)

Literatur

  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 726, 727.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 98.

Weblinks

 Commons: Grunerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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