Grödner Tal

Grödner Tal

46.5611.7047222222227Koordinaten: 46° 34′ N, 11° 42′ O

Südtirol, Grödnertal und angrenzende Gemeinden hervorgehoben
Herbst im Grödnertal, Gemälde von Gustav Jahn
Kleine Liebeszene im Grödnertal vor hundert Jahren

Gröden, auch Grödnertal genannt, (ladinisch: Gherdëina, italienisch: Val Gardena, rätoromanisch: Gardeïna) ist ein Dolomitental in Südtirol. Zusammen mit dem Gader- und dem Fassatal, sowie Buchenstein (Fodom) und Cortina d'Ampezzo (Anpezo) gehört es zum Rückzugsgebiet der ladinischen Sprache.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

der Sagenumwobene Gletschersee Lech dl Dragon auf dem Meisulesplateau im Sellamassiv

Das Seitental des Eisacktals beginnt bei Waidbruck und führt nach Osten hinauf bis zum Sellastock bzw. zu den Pässen Sella- und Grödnerjoch, welche am Sellastock an der südlichen bzw. östlichen Seite anschließen. Durchflossen wird das Grödnertal vom Grödnerbach (oder Derjon bzw. Dirschingbach), der mit einer Länge von etwa 26 km und einem Einzugsgebiet von 199 km² nach der Rienz den wichtigsten Zufluss des Eisacks bildet.

Berge

Gröden ist von einer Vielzahl von Almen und Bergen umgeben.

Im Norden die Raschötz (2317 m) und Seceda (2519 m), der Pitschberg (2363 m), die Aschgleralm, die Geislerspitzen (3025 m), das Steviagebirge mit dem Col da la Pieres (2759 m) und getrennt durch das Langental, die Puezspitzen (2915 m).

Im Osten die Cirspitzen (2592 m), das Grödnerjoch, die Sellagruppe mit der Boespitze (3152 m), das Sellajoch.

Im Süden die Langkofelgruppe (3181 m), die Ciampinoialm, die Panaalm, die Seiseralm mit den Roßzähnen (2653 m), das Schlerngebiet (2564 m).

Im Westen die Puflatscheralm (2174 m).

Ortschaften

Gröden hat ca. 10.000 Einwohner, aufgeteilt auf die drei Gemeinden St. Ulrich (Urtijëi/Ortisei) mit 5635, St. Christina mit 1805 und Wolkenstein (Sëlva/Selva) mit 2570 Einwohnern, die zur Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern gehören.

Sprache und Volkstum

Im äußeren („unteren“) Grödnertal von Waidbruck im Eisacktal bis zum Boden von Pontives auf einer Höhe von 1200 Meter spricht man mehrheitlich Deutsch. Lajen weist beispielsweise einen Anteil der Ladinischsprachigen von knapp vier Prozent auf. Hinter der Talenge der Porta Ladina dominiert in den Hauptgemeinden St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein bis über das Grödnerjoch hinaus das Ladinische. Die Grödner sprechen jedoch neben ihrer Muttersprache auch fließend Deutsch und Italienisch. Für das Ladinische und das Grödner Volkstum setzten sich, unter sehr vielen Anderen wie Tresl Gruber, Franz Prugger, Bruno Moroder, Amalia Obletter, Frieda Piazza, Christian Moroder, Max Tosi und Alex Moroder ihr Leben lang ein.

Bekannt sind die Grödner Trachten die zu besonderen, meistens kirchlichen Anlässen noch gern getragen werden. Siehe hier.

Gröden ist reich an Sagen die nur zum Teil von Karl Felix Wolff in den Dolomitensagen verarbeitet wurden, die Meisten sind nicht veröffentlicht oder nie niedergeschrieben worden.

Wirtschaft

Der wichtigste Wirtschaftszweig ist der Tourismus (besonders der Wintersport). Bekannt sind auch die weltweit berühmten Grödner Holzschnitzereien.

Das Tal wurde ab 1916 bis zu ihrer Einstellung 1960 von der Grödnerbahn erschlossen.

1967 drehte Roman Polanski die Außenaufnahmen zu seinem Kinofilm Tanz der Vampire im Gegensatz vieler Gerüchte nicht in der Umgebung des Schlosses Bran in Rumänien, sondern im Grödental.

Burgen

In Gröden bestehen zwei mittelalterliche Burgruinen, Burg Stetteneck in St. Ulrich und die Burgruine Wolkenstein im Langental. In St. Christina/Wolkenstein steht noch die Fischburg, ein barocker Bau im Stil eines Schlosses. Sie ist im Besitz einer venezianischen Adelsfamilie.

Grödner Holzschnitzkunst

Die Grödner Holzschnitzkunst entstand im beginnenden 17. Jahrhundert mit den Künstlerfamilien Trebinger und Vinazer, deren Künstler besonders im Eisacktal, in Brixen bei Adam Baldauf und vielleicht Hans Reichle, aber auch in Venedig und Rom, ihre Ausbildung fanden. Schon im 18. Jahrhundert waren in ganz Gröden über vierzig Holzschnitzer tätig. Einen besonderen Aufschwung erreichte die sakrale Holzschnitzkunst in Gröden durch die Gründung der Zeichenschule in St. Ulrich. Der Besuch mehrerer Grödner der Kunstakademien in München und Wien ermöglichte es Gröden zum Haupthersteller sakraler Kunst in Holz zu werden. Durch die Erschließung der Grödner Talstraße 1856, durch und dessen Schwager Jan Matie Moroder, Verleger und Kaufmann in St. Ulrich und Ancona, und der Südbahn, 1859 nach Verona und 1967 nach Innsbruck, konnten aus Gröden Spielzeug und Kircheneinrichtungen, hauptsächlich aus Holz, leichter und rascher in alle Welt exportiert werden. Siehe auch unter Bildhauer in Gröden.

Sehenswertes

  • Das Museum Gröden in der Cësa di Ladins in St. Ulrich. Es zeigt eine reiche Sammlung von Grödner Holzschnitzereien vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, altes Grödner Holzspielzeug, Fossilien und Mineralien aus den Dolomiten, eine Sammlung archäologischer Funde aus dem Grödner Raum von der Stein-, Bronze- und Eisenzeit bis zur Römerzeit, über 30 Werke des Grödner Kunstmalers Josef Moroder Lusenberg. Einmalig im Alpenraum sind die Rötelzeichnungen auf einer spätmittelalterlichen Täfelung und das barocke Fastentuch von St. Jakob. Bekannt ist das Museum auch wegen des Nachlasses des Grödner Filmproduzenten, Bergsteigers und Architekten Luis Trenker.
  • Die St.-Jakobs-Kirche mit spätgotischen Fresken und einem barocken Altar der Vinazer-Bildhauer.
  • Die Burgruine Wolkenstein am Eingang des Langentals in der Felswand.
  • Die Fischburg, Sommer und Jagdschloss, aber auch Sitz des früheren Gericht Wolkenstein, aus dem Frühbarock.
  • Das Hotel Monte Pana und die anliegende Kapelle des Architekten Franz Baumann – ein Beispiel moderner alpiner Architektur der 1930er Jahre.

Sport

Der Skisport wurde im Grödnertal am Ende des 19. Jahrhundert eingeführt. Siehe dazu einen Artikel des Emil Terschak hier. So findet neben dem Breitensportbetrieb in Gröden auf der Saslong, einer Skipiste vom Ciampinoi nach Ruacia (Gemeinde Wolkenstein) hin, ein Herrenabfahrts- und Super-G-Weltcuprennen statt. Auch wurde in Gröden die alpine Skiweltmeisterschaft 1970 ausgetragen. Gröden liegt auch an der Sellaronda, einer Ski-Tour rund um das Sella-Massiv. Des Weiteren ist es Bestandteil des Skigebiets Dolomiti Superski.

Seit dem Sommer 2007 stehen dem Langläufer auf dem Monte Pana mehrere Loipen zur Verfügung.

Aber auch das Eishockey gehört in Gröden zu einer der wichtigsten Sportarten. Im Laufe der Jahre entwickelte sich diese Sportart zu dem Volkssport schlechthin. Die Grödner Mannschaft (H.C. Gherdëina), die im Eisstadion von St. Ulrich ihre Heimspiele austrug, zählte jahrelang zu den besten Mannschaften Italiens. Der H.C. Gardena wurde viermal italienischer Eishockeymeister. Nach dem durch eine Steinlawine verursachten Einsturz des Stadions im Jahre 1998 wurde die Mannschaft mit dem Verein H. C. Selva vereint und nach Wolkenstein verlegt, wo sie heute noch spielt, jedoch nicht mehr auf dem Niveau alter Zeiten. Dieser Verein heißt nach der Zusammenlegung der beiden Vereine nun H.C. Gherdëina und spielt in der 2. Liga.

Im Sommer wird in Gröden Wandern und Mountainbiken betrieben.

Persönlichkeiten des Grödnertals

Grödner Holzschnitzerei: Christusfigur im Halbrelief des Martin Vinazer, signiert MVF 1727

Künstler aus Gröden

Literatur

Marterl in St. Ulrich: Darstellung eines Arbeitsunfalles beim Holzführen 1874, Zeugnis der harten Arbeit der Bergbauern damals in Gröden
Letzte Bauernidylle in Gröden: der Hof Peza in St. Ulrich
  • Wilhelm Moroder-Lusenberg. Die Marktgemeinde St. Ulrich in Gröden (1908). Eigenverlag Innsbruck 1908.
  • Franz Moroder. Das Grödner Tal. 2. Auflage herausgegeben von der Section Gröden des Deutschen u. Österreichischen Alpenvereins. St. Ulrich in Gröden 1914.
  • Wilhelm Lutz. Gröden : Landschaft, Siedlung und Wirtschaft eines Dolomitenhochtales. Wagner, Innsbruck 1966.
  • Edgar Moroder. Die Moroder, ein altladinisches Geschlecht aus Gröden-Dolomiten. Vom 14. bis zum 20. Jahrhundert. Ursprung - Geschichte - Biographien - Anhang. Beitrag zur tirolischen Familienforschung - Eigenverlag St. Ulrich in Gröden 1980.
  • Marina Demetz. Hausierhandel, Hausindustrie und Kunstgewerbe im Grödental: vom 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert. Wagner, Innsbruck 1987.
  • Edgar Moroder, Bruno Flaim. Gröden in den Dolomiten. Verlag Manfrini Calliano 1991.

Weblinks


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