Grünstädtel

Grünstädtel
Grünstädtel
Koordinaten: 50° 31′ N, 12° 49′ O50.51666666666712.816666666667430Koordinaten: 50° 31′ 0″ N, 12° 49′ 0″ O
Höhe: 430 m ü. NN
Einwohner: 947 (2001)
Eingemeindung: 1. Okt. 1995
Postleitzahl: 08340
Vorwahl: 03774

Grünstädtel ist Ortsteil der Stadt Schwarzenberg im sächsischen Erzgebirge.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Grünstädtel liegt 2,6 km ostsüdöstlich des Schwarzenberger Ortskerns und grenzt im Osten unmittelbar an die Gemeinde Raschau-Markersbach. Durch den Ort führt die Bundesstraße 101.

Geschichte

Kirche, Schule und Pfarrhaus um 1900
St.-Annen-Kirche
Sühnekreuz auf dem Gottfried-Heinrich-Stölzel-Platz

Über die frühe Geschichte des Ortes ist wenig bekannt. Die erste urkundliche Erwähnung war 1460. Sie zeugt von einer geteilten Siedlung, denn es ist von den Orten Stetel und Grun die Rede. Stetel ("Städtlein") war mit einigen Privilegien ausgestattet, die es eigentlich nur in Städten gab. So waren ein Jahrmarkt, Brau- und Schankrecht sowie eine Fleischbank ausschlaggebend für den Namen des Dorfes. Als "Grun" ("die Grüne") bezeichnete man jene Häuser, die im Verlaufe der Zeit in Richtung des Nachbardorfes Pöhla gebaut worden waren. Bereits im 16. Jahrhundert werden die beiden Ortsteile zu einer Gemeinde verschmolzen sein. Das Türkensteuerregister aus dem Jahr 1542 nennt nur den Ort Stettel und meint sehr wahrscheinlich bereits beide Orte. Im Verlaufe des Jahrhunderts wechseln sich die Bezeichnungen Dorfstädtel und Grünstädtel ohne Bedeutungsunterschied ab, wobei ersteres den Unterschied zum großen Nachbarn, der Stadt Schwarzenberg herausstellte, sich letzteres aber schließlich durchsetzen konnte. In der Mitte des 16. Jahrhunderts waren in Grünstädtel 12 besessene Mann, ein Häusler und 21 Inwohner, die sich auf die damals 8 1/4 Hufen, die der Ort umfasste, verteilten. 1764 war die Zahl der Hufen mit nur 3 3/4 neu angesetzt worden. Die Zahl der besessenen Mann betrug 17. Weiterhin verzeichnete man sechs Gärtner und zehn Häusler.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl [1]
1550/51 12 besessene Mann, 1 Häusler, 21 Inwohner, 8 ½ Hufen
1764 17 besessene Mann, 6 Gärtner, 10 Häusler, 3 3/4 Hufen
1834 411
1871 494
1890 589
Jahr Einwohnerzahl
1910 930
1925 1056
1939 1089
1946 1115
1950 1632
Jahr Einwohnerzahl
1964 1101
1990 857
1995 848
2001 947

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl von Grünstädtel nur sehr langsam. Ein bedeutender Sprung ist in der Zeit zwischen den 1870er und den 1920er Jahren zu erkennen, als sich die Bevölkerung innerhalb eines halben Jahrhunderts verdoppelte. In weiteren Verlauf stieg die Zahl der Einwohner nochmals stark an und erreichte ihren Höhepunkt in den 1950er Jahren. Es folgte ein Bevölkerungsrückgang bis etwa 1990. Seither stieg die Einwohnerzahl untypisch für die Region wieder leicht an und bewegt sich momentan um 900. Grünstädtel wurde am 1. Oktober 1995 nach Schwarzenberg eingemeindet.[2]

Kirche

In katholischer Zeit gehörten Stettel und Grün zur Parochie Schwarzenberg, wobei ersteres 1460 als Filialkirche bezeugt ist, die auch die Einwohner von Grün zum Kirchgang aufgesucht haben werden. 1546 war Grünstädtel eigenständiger Kirchort, in den Breitenbrunn/Erzgeb. (seit 1559 eigene Parochie), Crandorf (seit 1711/12 eigene Parochie) und Pöhla (seit 1929 eigene Parochie) eingepfarrt waren. Die Ursprünge des Kirchgebäudes könnten in jener St.-Annen-Kapelle liegen, die in katholischer Zeit als Zwischenstation für eine in Annaberg startende Wallfahrt gewesen ist. An der Stelle der alten Grünstädtler Kirche, über die nichts weiter bekannt ist, wurde in den Jahren 1723 und 1724 eine neue erbaut, die noch heute zu besichtigen ist.

Sühnekreuz

Auf dem Gottfried-Heinrich-Stölzel-Platz unterhalb der Kirche befindet sich auf einer kleinen Grünfläche ein Sühnekreuz, auf dessen Vorderseite Reste eines eingeritzten Schwertes zu erkennen sind. Das 82 cm hohe Granulit-Kreuz wurde 1993 von seinem früheren Standpunkt an der heutigen B 101 zum Schutz vor Zerstörung hierher versetzt. Warum das Sühnekreuz errichtet wurde, ist nicht belegt. Nach verschiedenen Überlieferungen gerieten zwei Männer, vielleicht Soldaten, in Streit und einer erschlug den anderen[3].

Persönlichkeiten

Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen

  • Gottfried Heinrich Stölzel (1690-1749), Kapellmeister, Komponist und Musiktheoretiker, wurde in Grünstädtel geboren und verbrachte hier seine Kindheit. Der Gottfried-Heinrich-Stölzel-Platz ist nach ihm benannt.

Literatur

  • Richard Steche: Grünstädtel. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 8. Heft: Amtshauptmannschaft Schwarzenberg. C. C. Meinhold, Dresden 1887, S. 14.

Einzelnachweise

  1. vgl. Grünstädtel im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1995
  3. Vgl. http://www.suehnekreuz.de/sachsen/gruenstaedtel.htm

Weblinks

  • Grünstädtel im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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