Guido Aretinus

Guido Aretinus
Statue von Guido von Arezzo.

Guido von Arezzo (auch: Guido d'Arezzo der Ältere, (Guido) Aretinus und Guido Monaco; * um 992; † unsicher: 17. Mai 1050) in Avellano war ein Benediktinermönch, Musiktheoretiker und Lehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Guido von Arezzo begab sich vor 1020 in die Abtei Santa Maria in Pomposa bei Ferrara, wo er die Traktate des Odo, Abt von St.-Maur, studierte. 1023 oder 1025 verließ er das Kloster und wurde unter Bischof Theobald von Arezzo (1023-36) Lehrer der Kathedralschule von Arezzo.

1025 und 1026 entstand Guido von Arezzos Hauptwerk Micrologus de disciplina artis musicae. Vermutlich 1028 überreichte Guido von Arezzo Papst Johannes XIX. (1024-33) auf dessen Einladung hin in Rom ein Exemplar seines noch in Pomposa verfassten Antiphonarium. Im Vorwort des Werkes wird erstmals die von Guido von Arezzo erfundene auf vier Linien im Terzabstand basierende Musiknotation beschrieben. In dem später verfassten Werk „Epistola Guidonis Michaeli monacho de ignoto cantu directa“ erläuterte er die heute als Solmisation bekannte Technik, die Töne eines Hexachords mit den Anfangssilben der Zeilen des Johannes-Hymnus Ut queant laxis ( 8.Jahrhundert, die Melodie des Hymnus stammt vermutlich von Guido selbst ) zu singen - damals ut, re, mi, fa, sol, la, heute mit dem zu do umbenannten ut erweitert zur Tonleiter do-re-mi-fa-so-la-ti-(do).

Vor Guido von Arezzo wurden für die musikalische Notation Zeichen (Neumen) benutzt, die keinen Aufschluss über die genaue Länge oder Höhe des Tons zuließen. Die eigentliche Melodie wurde mündlich tradiert. Guidos Neuerung soll in der Abtei Pomposa jedoch auf Widerstand gestoßen sein, da die Mönche um die Exklusivität ihres musikalischen Wissens gefürchtet haben sollen.

Die Guidonische Hand, eine Merkhilfe, bei der jedem Fingerglied eine Tonstufe zugeordnet ist, wird nach dem Zeugnis des Sigebert von Gembloux (um 1105 und 1110) auf Guido von Arezzo zurückgeführt.

Die wichtigsten Neuerungen Guidos von Arezzo

Notation auf vier Linien:

Vor Guido von Arezzo existierten bereits die gelbe C-Linie und die rote F-Linie. Der Sänger wusste mithilfe dieser Linien, wo sich die Halbtonschritte der Tonarten befinden. Die Neuerung Guidos war nun, dass er zwischen die beiden farbigen Linien eine schwarze einschob. Nun hatte man Notenlinien im Terzabstand, wie man sie heute noch benutzt. Sollte das nicht ausreichen, empfahl Guido darüber oder darunter noch eine vierte Linie zu setzen. In dieser vierlinigen Form haben die gregorianischen Choräle ein Jahrtausend überdauert und können heute noch problemlos gelesen werden.

Auch setzte er statt der farbigen Linien Notenschlüssel ein ( C-Schlüssel und F-Schlüssel). Dieses System mit Notenlinien im Terzabstand und Notenschlüsseln setzte sich damals durch und wird heute noch verwendet.

Tonskala

Die damals von Guido von Arezzo verwendete Tonskala bezeichnete relative Tonhöhen und wurde mit dem Monochord entwickelt:

Γ A B C D E F G a b h c d e f g aa bb hh cc dd ee

Auffallend ist, dass b und h vorkommt. Diese wurden damals nie in derselben Melodie verwendet, waren aber nötig, um einen dritten Halbtonschritt zu realisieren.

Hexachordsystem

Auf der oben genannten Tonskala aufbauend, entwickelte Guido von Arezzo sechsstufige Tonleitern, die sog. Hexachorde. Das besondere dieser Hexachorde war, dass sie nur einen Halbtonschritt aufwiesen: zwischen dem dritten und dem vierten Ton. Versucht man nun, diese Hexachorde in die oben genannte Tonskala einzusetzen, gelingt das dreimal:

Von C - A : Diesen Hexachord nannte man hexachordum naturale.

Von F - D ( über das b; das h fällt weg): Diesen Hexachord nannte man hexachordum molle.

Von G - E ( über das h; das b fällt weg): Diesen Hexachord nannte man hexachordum durum.

Über die ganze Tonskala ergeben sich nun sieben ineinander übergreifende Hexachorde.

Solmisation

Auch auf Guido von Arezzo zurückzuführen ist die Solmisation. Er gab jedem Ton eines Hexachordes eine Tonsilbe. Aus dem Johannes-Hymnus (8. Jahrhundert) Ut queant laxis nahm er jeweils die Anfangssilbe eines Halbverses: ut-re-mi-fa-sol-la. Zwischen mi und fa war der Halbtonschritt.

Guido von Arezzo wollte als Gesangslehrer die lange Lernzeit der Gregorianischen Choräle verkürzen. Ein Mönch benötigte zu dieser Zeit über zehn Jahre, ehe er alle Choräle singen konnte, da die Melodien auswendig gelernt werden mussten. Mit Hilfe von Guido von Arezzos Vierliniensystem und seiner Hexachorde, die nach Tonsilben gesungen wurden (Solmisation), verkürzte sich die Lernzeit der Choräle von zehn Jahren auf (nach Guido selbst) "ein Jahr".

Zitate

„Musicorum et cantorum magna est distantia.
Isti dicunt, illi sciunt, quae componit musica.
Nam qui facit, quod non sapit, definitur bestia.“

„Der Unterschied zwischen Musikanten und Kantoren ist groß.
Die einen geben wieder, die anderen verstehen, was die Musik zusammenstellt.
Denn wer etwas macht, was er nicht weiß, wird als Tier abgegrenzt.“

Porträt

  • 1882 Bronzemedaille, 49 mm, von Luigi Gori: Vorderseite: GUIDO <> MONACO --- Bärtiges Brustbild in Kutte nach l., signiert: LUIGI GORI INC. Rückseite: IL SETTEMBRE MDCCCLXXXII / AREZZO --- Drei Schilde auf Lorbeer- und Eichenzweig. Literatur: Niggl 774.

Siehe auch

Werke (Auswahl)

  • Micrologus de disciplina artis musicae
  • Prologus in Antiphonarium
  • Epistola ad Michaelem, siehe Weblinks

Literatur

Weblinks

Normdaten: PND: 118543431 | LCCN: n 50018328

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