Gunezrainer

Gunezrainer

Johann Baptist Gunetzrhainer (* 3. oder 4. Mai 1692 in München; † 23. November 1763) war Hofbaumeister („Hofmaurermeister“) im Kurfürstentum Bayern. Johann Baptist, der ein Schwager von Johann Michael Fischer war, ist das bekannteste Mitglied aus der Barockbaumeister-Dynastie Gunetzrhainer. Sein Werk erstreckt sich - entsprechend der damaligen Grenzen des Fürstentums - auf München, Südbayern und das grenznahe heutige Österreich.

Die Familie Gunetzrhainer stammte aus der Nähe von Miesbach (Hof Untergunetsrain im Ortsteil Agatharied der Gemeinde Hausham). Bereits im Frühbarock war in Miesbach und im nahegelegenen Schliersee eine Stukkateurschule ansässig, die wohl auf die Entstehung der Gunetzrhainer Baumeistertradition Einfluss ausgeübt hat. Weitere Mitglieder der Familie sind Paul, Wolf, Johann Georg, Kaspar, Martin und Ignaz Anton Gunetzrhainer (1698-1764). Mit letzterem, seinem Bruder, arbeitete J.B. Gunetzrhainer mehrfach gemeinsam an einem Bau. Neben den berühmteren Baumeistern Zuccalli, Cuvilliés, Effner, Johann Baptist Zimmermann und Dominikus Zimmermann, Viscardi und weiteren, tragen auch die Gunetzrhainer wesentlichen Anteil an der kirchlichen und weltlichen Baukunst des bayerischen Barock, vor allem in München und Umgebung, aber auch im bayerischen Schwaben.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Bedeutung

Johann Baptist Gunetzrhainer war der erste Münchner im Kurfürstentum Bayern, der Hofbaumeister wurde. J.B. Gunetzrhainer gehörte dem Kreis um Joseph Effner an, dessen Nachfolger als Hofbaumeister er wurde.

1726 kaufte er sich ein Haus am Promenadeplatz 15, das er selbst 1730 umgestaltete. Es ist heute als Gunetzrhainer-Haus bekannt. Im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, wurde es 1960 rekonstruiert.

Unter Joseph Effner war Johann Baptist Gunetzrhainer zunächst als „Bauingenieur“ tätig, insbesondere in den Schlössern Forstenried und Nymphenburg, außerdem arbeitete er an der kurfürstlichen Schwaige Schleißheim mit.

Anschließend war er unter anderem tätig in Augsburg, Mering, München, Deggendorf, Schärding, Tegernsee, Achleiten, Mattinghofen, Landshut, Regensburg, Waakirchen und Ruhpolding.

1745 wurde Johann Baptist Gunetzrhainer als Nachfolger Joseph Effners zum Oberhofbaumeister ernannt. Nach seiner Ernennung zum Hofbaumeister war ein Schwerpunkt das Erstellen von Gutachten und Verwaltungstätigkeiten (der künstlerisch begabtere Cuvilliés sprach kein Deutsch und wurde daher nicht mit Verwaltungsaufgaben betraut). Werke dieser Zeit sind die Neugestaltung des Kurfürstenzimmers („Reiche Zimmer“) der Münchner Residenz, das Dachauer Schloss, das Törring-Palais, sowie die Klosterkirche in Schäftlarn und die Freisinger Prämonstratenserkirche.

Das baugestalterische Werk von Johann Baptist Gunetzrhainer wurde insbesondere von Giovanni Antonio Viscardi, dem seinerzeit führenden Architekten, beeinflusst. Aufgrund der häufigen Zusammenarbeit der Familie Gunetzrhainer mit anderen Baukünstlern kam es gelegentlich zu Konflikten, meist vereinigten sie jedoch die verschiedenen Beiträge harmonisch miteinander. Die Gunetzrhainer, als Bekanntester allen voran Johann Baptist, prägten eine eigene bayerische Note in der europäischen Barockbaukunst, gekennzeichnet durch eine gewisse Leichtigkeit und Verspieltheit, was sie vom Stil der italienischen und französischen Baumeister unterscheidet.

Die Staatliche Realschule in Miesbach wurde zu Ehren der Baumeisterdynastie „Gunetzrhainer-Realschule“ benannt.

Werke

(kein Anspruch auf Vollständigkeit)

  • München:
    • Törring-Palais (Palais des Grafen Ignaz Felix von Törring-Jettenbach)
    • Schloss Suresnes (Werneckschlösschen) in Schwabing, 1715 bis 1718 nach dem Vorbild des „Château de Suresnes“ bei Paris. Bauherr: Franz Xaver Ignaz von Wilhelm, Kabinettssekretär des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, (Zuschreibung).
    • Damenstiftskirche „St. Anna“: 1732/33-35 nach Plänen von J. B. Gunetzrhainer. Bisherige Zuschreibung inzwischen gesichert durch die Erkenntnisse von S. Stadl). Ausführung durch Ignaz Anton Gunetzrhainer. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, 1980 Wiederaufbau durch Erwin Schleich.
    • Herzogspitalkirche „St. Elisabeth“: Neubau nach Plänen von J. B. Gunetzrhainer, 1727 eingeweiht.
    • Gunetzrhainer-Haus, Umgestaltung 1730
    • Münchner Residenz: Kurfürstenzimmer über dem Antiquarium, Ausbau und Modernisierung im Barockstil 1746-1748. 1760-1763 erneut durch François Cuvilliés im Rokokostil. Bauherr: Kurfürst Max III. Joseph (reg. 1745-1777). Im Zweiten Weltkrieg zerstört, aus erhaltenen Resten in Grundzügen wiederhergestellt.
    • Schloss Nymphenburg: 1753-1757 neuer Theatersaal im Nordflügel, im ersten Obergeschoss „Hubertussaal“, im Erdgeschoss zwei große Orangeriesäle. Bauherr: Kurfürst Max III. Joseph.
  • Augsburg: Hotel „Drei Mohren”, 1723
  • Mering bei Augsburg: Pfarrkirche „St. Michael“. Langhaus 1739-43, zusammen mit Joseph Effner.
  • Landsberg am Lech, Ursulinenkloster: Konventsgebäude im Innenhof ab 1737, straßenseitiger Trakt und Kirche 1764/65 (Zuschreibung)
  • Schloss Lichtenberg bei Landsberg am Lech
  • Sandizell: Katholische Pfarr- und ehemalige Hofmarkskirche „St. Peter“. Oktogonaler Zentralbau, 1735-37.

Literatur

  • Lothar Altmann: Heilig Kreuz Schönbrunn (Kunstführer; 2345), 1. Aufl., Regensburg: Schnell und Steiner, 1998, ISBN 3-7954-6138-3
  • Martin Hinterseer: Die Gunetzrhainer Baumeister im Barockzeitalter, (Miesbacher Hefte; 21), Miesbach: Gymnasium, 1997.
  • Martin Hinterseer: Die Gunetzrhainer. Beiträge zur Heimatkunde, (Miesbacher Hefte; 21), W.F. Mayr-Verlag, Miesbach, 1997
  • Franz Peter: Zu den Kirchenbauten J. M. Fischers und der Brüder Gunetzrhainer: wer entwarf die Sigmertshausener Kirche?, in Amperland, Dachau, Jg. 37, 2001, H. 3, S. 441 - 449
  • Barbara Straub: Der Hofbaumeister Johann Baptist Gunezrhainer und seine Kirchenarchitektur. Ein Forschungsbericht., Magisterarbeit, Kunsthistorisches Institut der Universität München, 1998
  • Helene Voelcker: Die Baumeister Gunezrhainer, München, Univ., Phil. Diss., 1. März 1923
  • Susanne Stadl: Die Kunsttätigkeit der Salesianerinnen im deutschsprachigen Raum: Wien - München - Amberg. in: Kunstform 7, Nr. 1, Lindenberg: Josef Fink, 2006

Weblinks


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