Gunzelin von Wolfenbüttel

Gunzelin von Wolfenbüttel
Bronzestatue Gunzelin von Wolfenbüttel in der Fußgängerzone von Peine von Wolfgang Lamché

Gunzelin von Wolfenbüttel (* um 1170; † 2. Februar 1255) war ein aus Wolfenbüttel stammender Angehöriger der Dienstmannschaft der Welfen, der in den Stand eines Ministerialen des Reiches aufstieg. Der Vorname Gunzelin war eine verbreitete Koseform von Gunther.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Gunzelin (Guncelin) war der Sohn von Eckbert von Wolfenbüttel, ein Ministerialer bei Heinrich dem Löwen. Der Urgroßvater Gunzelins ist Widekind von Wolfenbüttel, der Erbauer der Wasserburg Wolfenbüttel und damit der Gründer der Stadt Wolfenbüttel. Aus Gunzelins Ehe mit einer Ministerialen aus Hildesheim gingen die Söhne Ekbert II., Burchard II. und Gunzelin II. hervor.

Ämter

Gunzelin hatte anfangs unter dem Welfenkaiser Otto IV. und später unter dem staufischen Kaiser Friedrich II. das Hofamt des Truchsess inne. Obwohl ein Truchsess ursprünglich ein niederer Bediensteter war, der bei Tisch aufwartete, sind bei Gunzelin eher militärische und diplomatische Aufgaben überliefert. Diese Aufgaben bestanden beispielsweise darin, als Gesandter bei Papst Innozenz die Ankunft Ottos IV. zur Kaiserkrönung 1209 anzukündigen. Durch die ihm auferlegten militärischen Aufgaben als königlicher und kaiserlicher Truchsess wurde er zum Ritter und erlangte durch Erbschaft die Grafschaft von Peine. Zu seinem Lebensende wirkte er in seiner Heimat und war Lehnsmann der Stifte von Hildesheim und Gandersheim.

Peiner Stadtwappen

Um 1200 übernahm Gunzelin von Wolfenbüttel nach einer Fehde mit dem Hildesheimer Bischof die Peiner Burg. Auf einer Landzunge südlich dieser Burg gründete er die Siedlung Peine um 1220, der 1223 die Stadtrechte verliehen wurden. Obwohl Peine schon vor Gunzelin als Stadt existierte, wird in den Peiner Chroniken Gunzelin als Stadtgründer erwähnt. Unter anderem geht das Peiner Wappen auf Gunzelin zurück, dessen Siegel zwei Garben, über die ein Wolf springt, darstellt.

Sein wesentliches Verdienst als Feldherr war die Eroberung der Stadt Goslar 1206. Im selben Jahr, Anfang Juni hatte er an den vergeblichen Belagerungen gegen die Burg Lichtenberg bei Salzgitter teilgenommen. Nach dem Tod des welfischen Kaisers 1218 unterstellte er sich dem staufischen Kaiser Friedrich II.. 1222 war Gunzelin in kaiserlichem Auftrag kurzfristig Reichslegat in der Toskana. Dort sollte Gunzelin das Herzogtum Spoleto und die Mark Ancona zurückgewinnen. Ein vorschneller Alleingang in dieser Angelegenheit führte aber dazu, dass Gunzelin als Statthalter durch Friedrich öffentlich vor kirchlichen und weltlichen Herrschern getadelt wurde.

Titel und Gedenken

Seine Titel und Namenszusätze waren:

  • „von Peine“ wegen der Eroberung der Burg Peine um 1220 und Gründung der Stadt Peine 1223
  • „von Asseburg“ wegen der Erbauung der Asseburg 1218-23. Durch den Bau begründete er die Linie derer von der Asseburg.

Heute steht eine Bronzestatue (siehe Bild oben) von Gunzelin von Wolfenbüttel in der Fußgängerzone von Peine. Die 1999 aufgestellte Plastik ist eine freie Darstellung des Adligen, da von ihm keine Bildnisse überliefert sind.

Burgenbau

Ruinen der Asseburg

1218 war Gunzelin am Bau der Asseburg auf der Asse beteiligt, die als Ganerbenburg entstand. Sie wurde als größte Höhenburg Norddeutschlands auf einem schmalen Bergkamm errichtet und galt als uneinnehmbar. Mit der Burg etablierte sich Gunzelin in der Region als Herrschaftsträger eigenen Rechts. Mit der Festung sicherte er nicht, wie gelegentlich vermutet, die Interessen des Stauferkaisers in Norddeutschland; vielmehr verfolgte er eigene Ziele. Kurz vor Gunzelins Tod wurde die Burg ab 1254 durch Albrecht den Großen drei Jahre lang vergeblich belagert. Verteidiger war Gunzelins ältester Sohn Burchard (Busso).

Literatur

  • Wolfgang Petke: "Gunzelin von Wolfenbüttel". In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent et al. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S.282f.
  • Bernd Ulrich Hucker: Kaiser Otto IV. Hahn, Hannover 1990. ISBN 3-7752-5162-6
  • Bernd Ulrich Hucker: Otto IV.: der wiederentdeckte Kaiser; eine Biographie. Insel Verlag, Frankfurt am Main [u.a.] 2003. ISBN 3-458-34257-5
  • Ulrich Schwarz (Hrsg.): Auf dem Weg zur herzoglichen Residenz Wolfenbüttel im Mittelalter. Appelhans Verlag, Braunschweig 2003. ISBN 3-930292-86-6
  • Paul Zimmermann: Wolfenbüttel, Günzelin von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 1–4.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gunzelin von Hagen — Statue in der Fassade des Schweriner Schlosses Gunzelin von Hagen, auch Gunzelin I. (* zwischen 1125 und 1130; † 18. Juni 1185) war der erste Graf von Schwerin nach der Eroberung des Abodritenlandes durch Heinrich den Löwen. Gunzelin stammt… …   Deutsch Wikipedia

  • Gunzelin von Schwerin — Statue in der Fassade des Schweriner Schlosses Gunzelin von Hagen, auch Gunzelin I. (* zwischen 1125 und 1130; † 18. Juni 1185) war der erste Graf von Schwerin nach der Eroberung des Abodritenlandes durch Heinrich den Löwen. Gunzelin stammt… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfenbüttel (Begriffsklärung) — Wolfenbüttel bezeichnet folgende geographischen Gebiete und Orte: Wolfenbüttel, eine Stadt in Niedersachsen Landkreis Wolfenbüttel in Niedersachsen Propstei Wolfenbüttel, ein Propsteigebiet der Evangelisch Lutherischen Landeskirche in… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfenbüttel — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Gunzelin — Der männliche Vorname Gunzelin oder Gunzlin ist eine Verniedlichungsform von Günther und Gunther. Gunzelin ist der Name von: Gunzelin (Meißen), Markgraf von Meißen, auch Gunzelin von Kuckenburg. Gunzelin I. (Schwerin), Gunzelin von Hagen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Gunzelin I. — Statue in der Fassade des Schweriner Schlosses Gunzelin von Hagen, auch Gunzelin I. (* zwischen 1125 und 1130; † 18. Juni 1185) war der erste Graf von Schwerin nach der Eroberung des Abodritenlandes durch Heinrich den Löwen. Gunzelin stammt… …   Deutsch Wikipedia

  • Gunzelin I. (Schwerin) — Statue in der Fassade des Schweriner Schlosses Gunzelin von Hagen, auch Gunzelin I. (* zwischen 1125 und 1130; † 18. Juni 1185) war der erste Graf von Schwerin nach der Eroberung des Abodritenlandes durch Heinrich den Löwen …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Wolfenbüttel — Das Schloss Luftbild vom Schl …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfenbuettel — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Wulferesbutle — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”