Gurtweil

Gurtweil
Gurtweil
Kreisstadt Waldshut-Tiengen
Wappen von Gurtweil
Koordinaten: 47° 39′ N, 8° 15′ O47.6416666666678.2461111111111372Koordinaten: 47° 38′ 30″ N, 8° 14′ 46″ O
Höhe: 372 m ü. NN
Fläche: 7,49 km²
Einwohner: 1.641 (31. Okt. 2005)
Eingemeindung: 1975
Postleitzahl: 79761
Vorwahl: 07741

Gurtweil ist ein Stadtteil der Kreisstadt Waldshut-Tiengen im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Gurtweil liegt im Südschwarzwald am Unterlauf der Schlücht auf einer Höhe von ca. 372 m. ü. NN. Die Gemarkung Gurtweil erstreckt sich von Norden nach Süden über die letzten etwa 4 km des sich weitenden Schlüchttals und von Osten nach Westen bis auf die Höhen der benachbarten Bergrücken des Neuberges und des Mühleberges (jeweils ca. 560 m ü. NN).

Ortschaftsgliederung

Die Ortschaft Gurtweil ist der größte Stadtteil von Waldshut-Tiengen. Außer der Siedlung Neuberg, die inzwischen mit dem Ort verschmolzen ist, hat die Ortschaft keine weiteren Ortsteile.

Geschichte

Die Gemeinde kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. So konnte man im Jahre 1998 die erste urkundliche Erwähnung mit dem 1125. Geburtstag feiern: Gurtwila wurde 873 in einer Urkunde des Kloster Rheinau genannt. Der Name Gurtweil kommt ursprünglich aus dem keltischen Gwrth was gegenüber bedeutet[1]. Später wurde dem Ortsnamen villa angehängt woraus aus Gwrthvilla, das heutige Gurtweil wurde. Ob Gurtweil bei der zwangsweisen Wiederansiedlung der vor den anstürmenden Alamannen geflohenen keltischen Stämme der Helvetier oder der Rauriker errichtet wurde, oder bereits vor deren Niederwerfung durch Gaius Iulius Caesar 58 v. Chr. kann nicht mehr nachvollzogen werden.

Bereits 885 erwarb dann das Kloster St. Gallen in Gurtweil Besitz. Im 11. Jahrhundert trat auch ein Adelsgeschlecht von Gurtweil auf. Die Edlen von Erzingen und Wilhelm von Grießen, und das Kloster St. Blasien erwarb Gurtweil 1502 für 30 Jahre. 1532 wird als Landvogt Junker Hans Jakob von Heidegg als Besitzer genannt. Die Heidegger waren ursprünglich ein altes Waldshuter Geschlecht, sein Vater Lorenz von Heidegg war Waldvogt der Grafschaft Hauenstein. St. Blasien behielt sich das Vorkaufsrecht, und erwarb von dem letzten Heidegger am 30. April 1646 Gurwteil zurück. Die Verhandlungen dauerten noch bis ins Jahr 1662. Die nahegelegene Herrschaft Gutenburg (Hochrhein), hatte St. Blasien schon 1480 gekauft.

Am 13. Mai 1660 brannte das ehemalige Schloss Gurtweil vollständig nieder[2], das Kloster St. Blasien baute es wieder auf und errichtete ab 1646 eine Propstei. 1697 wurde als erster Probst Martin Steinegg ernannt. In den Jahren 1732 bis 1749 war Pater Stanislaus Wülberz Probst in Gurtweil. Auch die Pröbste und Patres: Kreutter, Gumpp, Meyer, oder Rebble wären zu nennen. Gleicherzeit wurde Gurtweil Sitz des Obervogtei. Diese befand sich im Pfarrhaus. Der tüchtigste Obervogt war Johann Baptist Burkard Kepfer aus Bernau,(†18. November 1782). Fürstabt Martin Gerbert ernannte in zum Geheimen Hofrat. Er erbaute den Maierhof(1779) neu. 1740 wurde die schön ausgestattete Pfarrkirche neu erbaut und der Bauvertrag mit dem Maurer Marte Schäfer geschlossen. Der Glockenturm dann erst ab 1836-1838 dazu erbaut.

Nach der Aufhebung des Kloster St. Blasien wohnten noch 3 Konventualen im Schloss, darunter Pater Paul Kettenacker (* 22. Januar 1722 in Villingen, † 16. August 1812), Exdekan in St. Blasien, früher Hofkaplan der Fürstabtei St. Blasien, Prior in Sion bei Klingnau, Pfarrer in Nöggenschwiel, zuletzt Probst in Bonndorf - er war ein leidenschaftlicher Historiker. Auch sein Bruder wohnte noch im Schloss, er starb am 10. September 1813.

Nachdem Gurtweil zu Baden gekommen war, war im Schloss einige Zeit ein Krankenhaus, dann eine Branntweinbrennerei und heute ist darin das Wohnheim der Caritas-Werkstatt St. Ulrich untergebracht. Die Schlosskapelle stammt aus dem Jahr 1664. Im Schloss befindet sich ein wertvoller Kachelofen aus der Renaissancezeit mit Kaiserbildern.

Die vormals selbständige Gemeinde Gurtweil wurde 1975 als Stadtteil in die Große Kreisstadt Waldshut-Tiengen eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen von Gurtweil:

Jahr Einwohnerzahlen
1871 618
1900 481
1925 544
1939 594
1950 802
1961 1026
1970 1255
2005 1.641

Politik

Gurtweil ist eine Ortschaft im Sinne des baden-württembergischen Kommunalrechts. Die Ortschaft verfügt damit über eine eng begrenzte Selbstverwaltung. Organe dieser Selbstverwaltung sind der Ortschaftsrat und der Ortsvorsteher.

Ortschaftsrat

Der Ortschaftsrat besteht aus 10 Ortschaftsräten.

Ortsvorsteher

Seit der Eingemeindung in die Große Kreisstadt Waldshut-Tiengen trägt der Leiter der Ortschaftsverwaltung die Amtsbezeichnung Ortsvorsteher.

  • 1975–1985: Karl Tröndle
  • 1985–1995: Josef Seger
  • seit 1995: Alfred Scheuble

Ehemalige Bürgermeister

  • 1948–1960: Julius Rüde
  • 1960–1973: Emil Kögel
  • 1973–1975: Karl Tröndle

Wappen

Das Wappen symbolisiert blau die Schlücht, die das ehemalige Gemeindegebiet mittig durchfließt, auf weißem Grund.

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie und Gewerbe

Auf der Gemarkung Gurtweil liegt im Gewann Kaitle ein wesentlicher Teil der Gewerbegebiete der Stadt Waldshut-Tiengen, dort sind mittelständische Unternehmen aus verschiedenen Branchen sowie Werkhof und Feuerwehr angesiedelt.

Wirtschaftlich von Bedeutung ist auch die grenznahe Lage von Gurtweil mit seiner Nähe zur Schweiz und den Ballungszentren Zürich und Basel, wo viele Einwohner ihr Auskommen finden.

Verkehrsanbindung

Die Verkehrsanbindung an die Stadt Waldshut-Tiengen erfolgt durch die von der Bundesstraße 34 kommenden Landesstraßen 161 und L 157. Die L 161 wird in Gurtweil von der L 157 aufgenommen, die nach Norden durch das gesamte Schlüchttal verläuft und ihrerseits in Rothaus, Gemeinde Grafenhausen, im Hochschwarzwald von der L 170 aufgenommen wird.

Die Kreisstraße 6551 führt durch das Haselbachtal in nordwestlicher Richtung auf den Bergrücken, der das Schlüchttal vom Albtal trennt und bindet an die B 500 bei Bannholz, Gemeinde Weilheim, an.

Die geplante Autobahn 98 soll auch über die Gemarkung Gurtweil verlaufen. Der nächste Anschluss für Gurtweil wäre dann Tiengen-West, wo eine Fahrbahn als Ortsumfahrung bereits besteht.

Bildungseinrichtungen

In Gurtweil gibt es eine Grund- und Hauptschule, die auch für zwei weitere Stadtteile und Ortsteile anderer Gemeinden zuständig ist.

Energie

In Gurtweil befindet sich ein 380 kV-Umspannwerk, von dem Leitungsverbindungen in die Schweiz und auch zum nur wenige Kilometer entfernten 380 kV-Umspannwerk Tiengen führen.

Bauwerke

  • Katholische Kirche
  • Schloss mit Kapelle
  • Grund- und Hauptschule

Söhne und Töchter des Ortes

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franz Joseph Mone: Urgeschichte des badischen Landes, Bd. II. S. 104
  2. Leo Beringer: Geschichte des Dorfes Gurtweil, 1960

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