Gustav Hasselbach

Gustav Hasselbach
Carl Gustav Friedrich Hasselbach

Carl Gustav Friedrich Hasselbach (* 21. März 1809 in Stettin; † 21. April 1882 in Magdeburg) war Geheimer Regierungsrat, Kommunalpolitiker und über 30 Jahre (Ober)bürgermeister der Stadt Magdeburg.

Leben

Der aus einer bürgerlichen Familie stammende Hasselbach besuchte zunächst in Stettin die Schule und studierte dann in Göttingen und Berlin Rechts- und Kameralwissenschaften. 1830 trat er in den preußischen Staatsdienst ein. 1836 kam er als stellvertretender Departementsdomänrat nach Magdeburg. 1839 wurde er zum Regierungsrat ernannt und nach Gumbinnen versetzt. Nach einer kurzzeitigen erneuten Tätigkeit in Magdeburg im Jahr 1842 wurde er in das königliche Hausministerium versetzt. Nach seiner Ernennung zum Oberregierungsrat wurde er Abteilungsdirigent in Minden.

Am 20. August 1851 wurde er zum ersten Bürgermeister in Magdeburg gewählt. Dieser Wahl waren heftigste politische Auseinandersetzungen voraus gegangen. 1848 hatte der letzte Oberbürgermeister August Wilhelm Francke sein Amt wegen der Auseinandersetzungen in der Revolution 1848 niedergelegt. Magdeburg verfügte seit 3 Jahren über keinen Oberbürgermeister. In der Stadtverordnetenversammlung bestand eine starke liberale Mehrheit. Möglicher liberaler Kandidat war Victor von Unruh. Da ein Oberbürgermeister jedoch durch die Krone bestätigt werden musste, bestand, im Ergebnis der gescheiterten Revolution 1848/1849, keine Aussicht einen liberalen Oberbürgermeister durchzusetzen. Dies umsomehr, da in der Stadt eine starke freireligiöse Gemeinde unter Leberecht Uhlich bestand, die von der Regierung als politische Gefahr gesehen wurde. Dem konservativen und königstreuen Hasselbach wurde daher auch die Bekämpfung dieser Gemeinde aufgegeben.

Hasselbach zeigte sich jedoch gegenüber der Stadtverordnetenversammlung kompromissfähig und sorgte damit für eine deutliche Beruhigung der politischen Situation in Magdeburg. Anlässlich einer Grundsteinlegung für einen Umbau des Augustinerklosters im Oktober 1853 gelang es Hasselbach den König von Preußen zu einem Besuch der Stadt zu gewinnen. Der König hatte seit dem Erstarken der Freien Gemeinde 1848 die Stadt gemieden. Nach diesem Besuch wurde der ausgesprochen konservative Hasselbach zum Oberbürgermeister ernannt.

In die Amtszeit Hasselbachs fiel die Entwicklung der Stadt zu einer modernen Industrie- und Großstadt. Es wurden diverse wichtige Modernisierungen eingeleitet. Der Bau des Wasserwerkes Buckau, die Regelung der Abwasserfrage, Gasbeleuchtung und Straßenpflasterung erfolgten. 1862 wurde eine neue Strombrücke über die Elbe eingeweiht. Wichtigstes Projekt war jedoch die Stadterweiterung. Magdeburg war Festungsstadt und daher in seiner Ausdehnung eng durch den Festungsgürtel begrenzt. Die Entwicklung zur modernen Großstadt machte jedoch eine Erweiterung erforderlich. Ansiedlungen von Industriebetrieben war innerhalb der Stadt praktisch nicht möglich und erfolgten daher in den Vororten, insbesondere in Buckau. 1867 erfolgte zunächst die Eingemeindung Sudenburgs. 1871 gelang es Magdeburg große Teile des Festungsgeländes im Westen und Süden der Stadt, insgesamt 54 Hektar, zu erwerben, wofür Kredite aufgenommen wurden. Die so gewonnenen Gebiete (im Westen bis Bahnhofstraße im Süden bis heutigem Hasselbachplatz) wurden bis 1885 bebaut. Es entstanden private Gebäude aber auch städtische Einrichtungen, wie Schulen, das Stadttheater und die Wache der Berufsfeuerwehr, die zum Teil bis heute erhalten sind. 1874 wurde auf diesem Gelände ein neuer zentrale Bahnhof errichtet, der Magdeburg wieder eine große Bedeutung für den Eisenbahnverkehr gab. Mit der Erweiterung war die Einschnürung der Stadt durchbrochen. Magdeburg entwickelte sich zur Industriestadt. Es entstanden die großen Maschinenfabriken Rudolf Wolf; Hermann Gruson und Schäffer & Budenberg.

Politisch blieb Hasselbach konservativ und gehörte diversen Organisationen konservativer und klerikaler Ausrichtung an. So verweigerte er für die Durchführung einer Trauerfeier für den Ehrenbürger Leberecht Uhlich die Bereitstellung des Rathaussaales. Er bekämpfte mit staatlichen Mitteln die entstehende Sozialdemokratie.

1881 wurde Hasselbach, zu seinem 30-jährigen Dienstjubiläum, Ehrenbürger der Stadt und schied aus dem Amt. Kurze Zeit später verstarb er.

Ehrungen

Im November 1890 setzte die Stadt Magdeburg ihm am südlichsten Punkt der durch ihn erreichten Stadterweiterung, dem heutigen Hasselbachplatz, ein Denkmal. Nach Hasselbach wurde im Erweiterungsgebiet sowohl eine Straße (Hasselbachstraße), als auch ein Platz (Hasselbachplatz) benannt.

Literatur

  • Mathias Tullner: Magdeburger Biographisches Lexikon, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1
  • Martin Wiehle, Magdeburger Persönlichkeiten, 1993, Magdeburg, ISBN 3-910146-06-6
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Gotha, Justus Perthes, 1907.
  • Magdeburger Burgermeister. Magdeburg, Stadtarchiv Magdeburg, 1993.
  • Magdeburger Wochens’shau. 3 Apr 1877.
  • Magdeburgischen Zeitung. Nachruf. 21 Apr 1882.



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hasselbach — ist ein Ortsname: Hasselbach (Hunsrück), Gemeinde im Rhein Hunsrück Kreis, Rheinland Pfalz Hasselbach (Sinsheim), Stadtteil der Großen Kreisstadt Sinsheim in Baden Württemberg Hasselbach (Taunus), Gemeindeteil von Weilrod im Hochtaunuskreis,… …   Deutsch Wikipedia

  • Hasselbach — is the name of:Places in Rhineland Palatinate, Germany: * Hasselbach, Altenkirchen * Hasselbach, Rhein HunsrückPeople: * Carl Gustav Friedrich Hasselbach (1809–1882), German politician * Harald Hasselbach (born 1967), American football player *… …   Wikipedia

  • Hasselbach — est un patronyme et un toponyme pouvant désigner: Sommaire 1 Patronyme 2 Toponyme 2.1  Allemagne 3 Voir aussi …   Wikipédia en Français

  • Gustav Schneider (Bürgermeister) — Gustav Schneider Gustav Schneider (* 23. Mai 1847 in Sontra bei Kassel; † 17. Mai 1913 in Magdeburg) war Jurist und Oberbürgermeister von Erfurt und Magdeburg. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Köpke — (Georg) Gustav (Samuel) Köpke (* 4. Oktober 1773 in Medow; † 28. Juni 1837 in Berlin) war ein deutscher Pädagoge, Philologe und Theologe, Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin und 1830–1832 einer der Lehrer Otto von Bismarcks.… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Gustav Friedrich Hasselbach — (* 21. März 1809 in Stettin; † 21. April 1882 in Magdeburg) war Geheimer Regierungsrat, Kommunalpolitiker und über 30 Jahre (Ober)bürgermeister der Stadt Magdeburg. Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Gustav Friedrich Hasselbach — (March 21, 1809 ndash; April 21, 1882) was a privy councillor, member of the Prussian House of Lords, and served as Lord Mayor of the city of Magdeburg from 1851 to 1881. Life Born in Stettin (Szczecin) to a shipping lawyer, Hasselbach attended… …   Wikipedia

  • Friedrich von Hasselbach — Friedrich Oscar von Hasselbach (* 3. April 1846 in Minden; † 7. Januar 1903 in Wolmirstedt) war Landrat und Mitglied des Deutschen Reichstags. Leben Hasselbach war der Sohn des Magdeburger Oberbürgermeisters Carl Gustav Friedrich Hasselbach. Er… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Heinrich Julius Bötticher — Dieser Artikel erläutert Friedrich Bötticher, für Friedrich von Boetticher siehe unter Friedrich von Boetticher. Friedrich Bötticher Friedrich Heinrich Julius Bötticher (* 24. Januar 1826 in Magdeburg; † 19. Januar 1895 in Berlin) war Oberbürger …   Deutsch Wikipedia

  • August Wilhelm Francke — (* 14. März 1785 in Karow (bei Genthin); † 23. Mai 1851 in Magdeburg) war Oberbürgermeister von Magdeburg. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken als Oberbürgermeister von Magdeburg 3 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”