Guttrolf

Guttrolf
Replik eines Angsters
Heigenbrücker Wappen mit Kuttrolf
Georg Flegel (1566-1638), Stillleben mit Kuttrolf und Kirschen

Der Angster, auch Kuttrolf, Kutterolf, Gutterolf, Guttrolf oder Gluckerflasche ist eine mit einer unüblichen Saug-Blas-Technik hergestellte Flasche beziehungsweise ein Trinkgefäß. Seine Besonderheit liegt darin, dass es einen zwiebelförmigen Bauch und einen aus drei bis fünf Röhren bestehenden geradem oder gedrehtem Hals besitzt, dazu eine meist schalenartig gebildete Ausgussöffnung. Es wird auch Scherz- und Vexierglas genannt. Das Trinken aus einem solchen Gefäß ist absichtlich etwas schwierig. Neben der runden kürbisartigen oder zwiebelförmigern Körperform sind auch zylindrische oder mehreckige Formen belegt.

Die Herstellungstechnik gab es schon im Köln des 3. und 4. Jahrhunderts, und mehrröhrige Flaschen sind durchgehend bis ins Mittelalter und weiter bis ins 19. Jahrhundert belegt. Hauptverbreitungsgebiet war vor allem das Mittel- und Oberrheingebiet, und auch Norddeutschland. Die erstmalige Erwähnung des Angsters oder Kuttrolfs in Deutschland ist 1220 im Epos Willehalm von Wolfram von Eschenbach als "gutteral" für Wein belegt. Wegen seiner Beliebtheit in deutschen Landen gab es eine für 1409 belegte Massenproduktion von Angstern im Spessart. Im 14. Jahrhundert fand er ebenso in Frankreich Verwendung und wurde im 16. und 17. Jahrhundert in Venedig hergestellt.

Beim typischen Angster sind die Halsröhren vertikal und 90° tordiert. Wenn man aus einem Angster trinkt bzw. ausgießt, hört man ein lautes Gurgeln und Glucksen.

Eine Abart des Angsters ist die Angster- oder Kuttrolfflasche. Sie ist als Flasche (Vorrats- oder Serviergefäß) mit eingeschliffenem Stöpsel aus wertvollem Kristall oder normalem Glas mit Korkverschluss gefertigt und hat im unteren Flaschenkörpersegment eine eingearbeitete allseitige Verengung, die beim Ausgießen ebenfalls Glucksgeräusche erzeugt.

Im Mittelalter diente der Kuttrolf auch zur Signifizierung einer Braut, die noch Jungfrau war, wogegen eine Weinflasche mit weitem Hals, eine Krause (kugelförmiges Gefäß mit trichterartiger Gefäßmündung), für eine Nichtjungfrau verwendet wurde.[1].

Angster ist etymologisch vom lateinischen angustus = eng, schmal, dünn abgeleitet; derselbe Wortstamm steckt auch in Angst.

Der Name Kutt(e)rolf oder Gutterolf enthält das lateinische guttur, -uris Gurgel oder guttus, -i (Tropf)-Kanne. Der Kuttrolf ist als Gemeine Figur im Wappen von Heigenbrücken vertreten.

Inhaltsverzeichnis

Siehe auch

Quellen

  1. Theodorus Petrus van Baaren, Joseph Gutmann: Iconography of Religions. E. J. Brill, Leiden 1987

Literatur

  • Hans Löber: Guttrolfe, Formgebung und Herstellungstechnik. In: Glastechnische Berichte. 39, 1966, Heft 12, S. 539-548.

Weblinks


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