Gymnosophist

Gymnosophist

Als Gymnosophisten (gebildet aus altgriechisch γυμνός gymnós „nackt“ und altgriechisch σοφία sophía = „Weisheit“ griechisch γυμνοσοφισταί, „nackte Weise“) bezeichneten die Griechen indische Asketen, denen Alexander der Große während seines Feldzugs nach Indien begegnet war. Über ihre Ansichten und Lebensweisen berichtet Onesikritos, der eigens von Alexander zu den Gymnosophisten entsandt wurde, weil diese sich weigerten, Alexanders Einladung zu folgen und Alexander es unpassend fand, persönlich zu den Gymnosophisten zu gehen.

Inhaltsverzeichnis

Ablauf der Begegnung

Circa 5 Kilometer von Taxila entfernt habe Onesikritos 15 Gymnosophisten angetroffen, die nackt in verschiedenen Körperhaltungen in der glühenden Sonne verbrachten. Der Gymnosophist Kalanos habe ihn aufgefordert, sich ebenfalls zu entkleiden, wenn er denn an der Weisheit und den Gesprächen der Gymnosophisten teilhaben wollte. Mandanis, der älteste vor Ort, habe jedoch interveniert und sich mit Onesikritos auf ein Gespräch über die eigenen Ansichten sowie die Lehren von Pythagoras, Sokrates und Diogenes eingelassen.

Sadhu im heutigen Indien. Ein Nachfolger der Gymnosophisten?

Weltbild und Lebensweise

Nach Ansicht der Gymnosophisten waren Übersättigung und Luxus eine Quelle des Übels. Bevor sich die Menschen der Verblendung ergeben hätten, habe ein paradiesischer Zustand geherrscht. Es habe sprudelnde Quellen voll Wasser, Milch, Öl, Honig und Wein gegeben. Da die Verblendung der Menschen Gott jedoch ein Dorn im Auge gewesen sei, habe er die Quellen versiegen lassen und die Menschen gezwungen, ihr Leben bei harter Arbeit zu fristen. Dadurch habe sich die Tugend wieder ausgebreitet, was erneut einen Überfluss an guten Dingen habe entstehen lassen. Genau das habe aber ein zweites Mal zur Vermessenheit geführt, weswegen die Gefahr bestehe, dass alles wieder verloren geht. Dem entsprechend übten sich die Gymnosophisten in asketischer Tugend. Sie propagierten die Befreiung der Seele von Lust und Leid. Das Leiden des Körpers sahen sie dabei als wirksames Mittel, um die Leiden der Seele zu heilen. Krankheit galt ihnen als solche Schande, dass sie sich gegebenenfalls lieber auf einem selbstgebauten Scheiterhaufen in stoischer Ruhe verbrannten.

Soziale Stellung

Offensichtlich genossen die Gymnosophisten im antiken Indien großes Ansehen. Es war ihnen erlaubt, sich ohne Bezahlung an Marktständen zu bedienen und sie hatten Zugang zu den Häusern der Reichen, wo man sie verköstigte. Selbst Frauengemächer durften sie betreten.

Literatur

  • Georg Luck: Die Weisheit der Hunde. Texte der antiken Kyniker. Alfred Kröner Verlag 1997, ISBN 3-520-48401-3.
  • W. H. Willis und K. Maresch: The Encounter of Alexander with the Brahmans. Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 74 (1988), Seite 59-83.
  • Plutarch: Alexander, Cäsar. Reclam Verlag Ditzingen 1980, ISBN 3-150-02495-1.

Weblinks


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  • Gymnosophist — Gym*nos o*phist (j[i^]m*n[o^]s [ o]*f[i^]st), n. [Gr. gymnosofisth s; gymno s naked + sofisth s philosopher; cf. F. gymnosophiste.] One of a sect of philosophers, said to have been found in India by Alexander the Great, who went almost naked,… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • gymnosophist — c.1400, from Gk. gymnosophistai the naked philosophers, from gymnos naked (see NAKED (Cf. naked)) + sophistes sophist (see SOPHIST (Cf. sophist)). Ancient Hindu holy men whose self denial extended to clothes; they were known to the Greeks through …   Etymology dictionary

  • gymnosophist — [jim näs′ə fist] n. [ME genosophis < L gymnosophistae, pl. < Gr gymnosophistai: see GYMNO & SOPHIST] a member of an ancient Hindu sect of ascetics who wore little or no clothing …   English World dictionary

  • gymnosophist — noun /ʤɪmˈnɒsəfɪst/ One of a school of ancient Indian ascetic philosophers, reported in antiquity, who wore little clothing; a mystic. I was speaking today with an unclothed Hindu religious, a parama hamsa, on the steps of a Portuguese church, a… …   Wiktionary

  • gymnosophist — noun Etymology: Latin gymnosophista, from Greek gymnosophistēs, from gymnos + sophistēs wise man, sophist Date: 15th century any of a sect of ascetics in ancient India who went naked and practiced meditation …   New Collegiate Dictionary

  • gymnosophist — gymnosophy, n. /jim nos euh fist/, n. one of a group of Jainist philosophers, existing from ancient times to c1000, characterized by refusal to wear clothes and the abandonment of caste marks; a member of the Digambara sect. [1400 50; late ME < L …   Universalium

  • Gymnosophist — Gym|no|so|phịst, der; en, en [griech. gymnosophiste̅s]: indischer Asket in der griechischen Literatur u. in der Historiographie …   Universal-Lexikon

  • Gymnosophist — Gym|no|so|phist der; en, en <aus gr. gymnosophiste̅s, eigtl. »nackter Weiser«> griech. Bez. für einen indischen ↑Asketen (↑Jogi) …   Das große Fremdwörterbuch

  • gymnosophist — [dʒɪm nɒsəfɪst] noun a member of an ancient Hindu sect who wore very little clothing and were given to asceticism and contemplation. Derivatives gymnosophy noun Origin ME: from Fr. gymnosophiste, via L. from Gk gumnosophistai (plural), from… …   English new terms dictionary

  • gymnosophist — gym·nos·o·phist …   English syllables

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