Günther Amendt

Günther Amendt

Günter Amendt (* 8. Juni 1939 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler und Autor zu den Themen Sexualität und Drogen.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Tätigkeit

Als „prägende Erfahrung“ seiner Jugend und Beginn seiner Politisierung bezeichnet Amendt Probleme mit der Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer in den 50er Jahren. [1] Anschließend studierte er Soziologie, Psychologie und Germanistik. Nach einem Aufenthalt an der University of California, Berkeley 1964-1966 kehrte er nach Deutschland zurück und betätigte sich auch politisch: zunächst im Sozialistischen Deutschen Studentenbund, nach dessen Auflösung in der neu gegründeten Deutschen Kommunistischen Partei.

Amendt promovierte 1972 in Gießen mit einer empirischen Untersuchung zum „Sexualverhalten von Jugendlichen in der Drogensubkultur“. In den 1970er-Jahren war Amendt Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sexualforschung und gehörte dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung an. Aus dieser Zeit stammen seine bekanntesten Bücher „Sex-Front“ (seit 1970 mehr als 50.000 Exemplare)[2] und „Das Sex-Buch“ (1979). Amendt bezeichnet sich selbst als „einen Mann, der aus seiner Homosexualität keinen Hehl macht“. [3]

Anfang der 90er-Jahre hat sich Amendt aus der sexualwissenschaftlichen und sexualpolitischen Diskussion zurückgezogen. Die Schwerpunkte seiner heutigen Arbeit sind Drogenpolitik und das so genannte Drogenproblem. Er hat als Therapeut in der Hamburger Drogenklinik gearbeitet und mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht.

Für den Hörfunk schrieb er zahlreiche Radio-Features, Hörspiele und Essays, zum Beispiel bei Deutschlandfunk dreistündige „Lange Nächte über Bob Dylan (Juni 2006) und über LSD (Februar 2006).

Günter Amendt lebt und arbeitet in Hamburg. Der Soziologe Gerhard Amendt ist sein Zwillingsbruder.

Rechtslage zum „Sex-Buch“

Mindestens zwei deutsche Gerichte stuften ein im Sex-Buch abgedrucktes Foto als „kinderpornografisch“ ein. Damit könnte bereits der bloße Besitz eines der insgesamt etwa 200.000 verkauften Exemplare [4] dieses populären Aufklärungsbuchs strafbar sein. Das Amtsgericht Mannheim ließ im Dezember 1998 beim Herausgeber einer Schülerzeitung, in der das Bild abgedruckt wurde, neben den Restexemplaren der Zeitschrift selbst auch die in seinem Besitz befindlichen Exemplare von Amendts Büchern Sexfront und Das Sex-Buch beschlagnahmen.[5] In einem anderen Fall bezeichnete das Amtsgericht Mühldorf am Inn das Bild als „eindeutig kinderpornographisches Material“ und erwirkte im November 1999 gegen eine Privatperson eine Hausdurchsuchung wegen Besitzes desselben.[6] Allerdings existiert bisher kein bundesweit gültiger gerichtlicher Beschlagnahmungsbeschluss nach § 184b StGB und es wurde auch keine Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ausgesprochen. Daher wird das Buch weiterhin im Buchhandel sowie Antiquariatshandel angeboten und von öffentlichen Bibliotheken auch für Kinder und Jugendliche frei zur Ausleihe vorgehalten. Die Rechtslage kann somit als derzeit ungeklärt betrachtet werden.

Werke

  • Kinderkreuzzug oder beginnt die Revolution an den Schulen (1968)
  • Sexfront (1970)
  • Das Sex-Buch (1979)
  • Sucht, Profit, Sucht. Politische Ökonomie des Drogenhandels (1984)
  • Reunion Sundown - Bob Dylan in Europa (1985)
  • The Never Ending Tour - Günter Amendt über Bob Dylan (1991)
  • Die Droge - Der Staat - Der Tod. Auf dem Weg in die Drogengesellschaft (1996)
  • XTC. Ecstasy und Co. Alles über Partydrogen. Zusammen mit Patrick Walder (1997)
  • Back to the Sixties - Bob Dylan zum Sechzigsten (2001)
  • No Drugs No Future. Zweitausendeins (Frankfurt 2003)
  • Jörg Auf dem Hövel (Interviewer): "Der Leistungssport wird seine 'Unschuld' nie wieder zurückgewinnen". In: Telepolis. Heise, 15. August 2004 (HTML ; Stand: 8. April 2008). 
  • Fornika auf Fornika von Die fantastischen Vier
  • Die Legende vom LSD. Zweitausendeins (Frankfurt 2008)

Quellen

  1. Günter Amendt: Eine Absage als Nachwort. In: Werner Pieper (Hg.): Alles schien möglich... Die grüne Kraft, Löhrbach 2007, S. 246
  2. Laut verzeichneter Publikationen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, Stand Februar 2007
  3. Günter Amendt: Eine Absage als Nachwort. In: Werner Pieper (Hg.): Alles schien möglich... Die grüne Kraft, Löhrbach 2007, S. 246
  4. fluter - Das Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung 29.7.2003.
  5. die tageszeitung Nr. 5742, 22. Januar 1999, S. 16.
  6. Johannes Glötzner: „Der Zensor geht um“ oder „In welcher Zeit leben wir?“ In: Mitteilungen der Humanistischen Union Nr. 116 (2000), S. 16; Autopsie 19. Februar 2007.

Weblinks


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