Günther Witzany

Günther Witzany

Günther Witzany (* 25. August 1953 in Salzburg) ist Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Witzany studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Moraltheologie in Salzburg und München. Er gründete 1985 die erste Philosophische Praxis in Österreich.[1]

Nach Aristoteles gibt es drei Wege die Welt zu erschließen, die theoretische Vernunft, die praktische Vernunft und die ästhetische Vernunft. Witzany widmet sich in seiner Philosophischen Praxis allen drei Ebenen.

In der ästhetischen Vernunft betreibt er Projekte und Diskussionen mit Künstlern wie z.B. Otto Beck in seinen Arche-Projekten (1986-1989), in einem Musikprojekt mit Wolfgang Seierl (2003, 2004) und in Gesprächen über Kunst und Philosophie mit Hermann Kremsmayer, Hermann Ober, Hans Müller, Johannes Grützke, Stefan Krön, Dieter Kleinpeter, Herwig Beyerl oder Dietmar Erlacher.

In der praktischen Vernunft war er an der Einführung des innovativen Wintersportgerätes Swingbo maßgeblich beteiligt (1986-1988), gefolgt von der Zusammenarbeit mit Christian Vötter in ökologischen Nachhaltigkeitsprojekten wie z.B. Alternativ-Technologie-Zentrum (1989-1998), K.O.H.R. (Kern-Orientierungen-Helfen-Regionen) (1998- ), mit Joseph Schörkmayer in der Musiktherapie für geistig bzw. geistig körperlich Schwerbehinderte (1985-1995); mit dem Kulturverein Tauriska und mit Alfred Winter in den Bereichen geistige Dorferneuerung, Kulturmanagement und anderen Nachhaltigkeitsprojekten (1988-). 1999 erfolgte die Gründung der „Fachstelle für barrierefreie Orts- und Stadtraumgestaltung (Mitglied im ÖNORM-Ausschuss). Als Herausgeber versammelte er in den 90er-Jahren führende österreichische Intellektuelle Paul Blau, Freda Meissner-Blau, Günther Gorbach, Alfred Haiger, Friedensreich Hundertwasser, Gerhard Jagschitz, Hermann Knoflacher, Leopold Kohr, Hanswerner Mackwitz, Günther Nenning, Rupert Riedl, Karl Socher, Heinz Stockinger, Peter Weish, Christian Felber, Roland Rainer, Alfred Winter) in zwei EU-kritischen Publikationen ("Verraten und Verkauft. Das EG-Lesebuch", Unipress 1993; "Zukunft Österreich.EU-Anschluß und die Folgen", Unipress 1998).[2]

In der theoretischen Vernunft betreibt er Philosophische Forschung in den Bereichen Naturphilosophie, Sprachphilosophie, Biokommunikation, Philosophie der Biologie, Biosemiotik, Friedensforschung, Technokratie.

1987–1990 entwickelt Witzany eine eigenständige Philosophie der Biologie (Theorie der kommunikativen Natur): Organismen koordinieren und organisieren ihr Verhalten durch Kommunikationsprozesse. Die Evolutionsgeschichte ist für Witzany deshalb eine Geschichte von Kommunikationslogik und -dynamik der Organismen. Der genetische Code ist sprachlich strukturiert und unterliegt kombinatorischen (grammatischen), inhaltsspezifischen (semantischen) und kontext-abhängigen (pragmatischen) Regeln. Da sich keine Sprache selber spricht und auch kein Code selbst codiert geschieht Evolution im genetischen Bereich deshalb nicht durch zufällige Mutationen, sondern durch Genom-bearbeitungskompetente Agenten. Die molekulare Syntax des genetischen Codes ist nicht das Ergebnis einer zufällig entstandenen Mischung sondern einer kompetenten Textbearbeitung. Die Agenten der genetischen Textbearbeitung sind nicht-lytische, sesshafte Virenstämme, deren bevorzugter Lebensraum Genome zellulären Lebens sind. Die Theorie der kommunikativen Natur entwickelt Witzany schließlich weiter zu einer Theorie der Biokommunikation, die er systematisch auf alle bekannten Organismenreiche anwendet.[3] [4] [5] Witzany veranstaltete zusammen mit Wolfgang Bauer 1991 das Symposium "Klein Sein oder Nicht Sein. Für eine Kultur der Selbstbeschränkung" (mit Erwin Chargaff, Peter Cornelius Mayer-Tasch, Robert Jungk und Leopold Kohr)[6], mit Wolfgang Hofkirchner 2006 den 1. Biosemiotik-Kongress in Österreich (Biosemiotics in Transdisciplinary Contexts, Helsinki, Umweb, 2007)[7] und mit Erich Hamberger 2008 den 1. internationalen Kongress über natürliche Gentechnik und natürliche Genom-Bearbeitung (u.a. mit James Shapiro, John Mattick, Eugene Koonin, Patrick Forterre, Eshel Ben Jacob, Peter Gogarten, Jürgen Brosius, Luis Villarreal, Jean Nicolas Volff, I King Jordan, Gertrudis Van de Vijver) [8] und 2009 "Cancer and Communication", sowie mit der Leopold Kohr Akademie und Wolfgang Bauer 2009 die Tagung "Zukunftsfähige Stadt- und Verkehrsplanung"[9].

Er war befreundet mit dem österreichischen Nationalökonomen und Philosophen Leopold Kohr. Seit 2001 ist Witzany zusammen mit Ewald Hiebl Herausgeber der gesammelten Werke von Leopold Kohr. Weiterhin ist er (a) Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Leopold Kohr Akademie, (b) der New York Academy of Sciences, (c) im Editorial Board der Internationalen Biosemiotik-Gesellschaft, und (d) des World Journal of Biological Chemistry.

Veröffentlichungen

Bücher
  • Philosophieren in einer bedrohten Welt. Vorträge und Essays wider die technokratische Vernunft. Die Blaue Eule, Essen. (1989).
  • Transzendentalpragmatik und Ek-sistenz. Normenbegründung – Normendurchsetzung. Verlag Die Blaue Eule, Essen. (1991).
  • Größenwahn, Geschwindigkeitsrausch, Vereinigungsfieber. Texte zum Ende der Fortschrittsreligion. Unipress, Salzburg. (1992).
  • Natur der Sprache - Sprache der Natur. Sprachpragmatische Philosophie der Biologie. Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg. (1993).
  • Life: The communicative Structure. A new Philosophy of Biology. Libri Books on Demand, Hamburg (2000).
  • The Logos of the Bios 1. Contributions to the foundation of a three-leveled biosemiotics. Umweb, Helsinki (2006).
  • The Logos of the Bios 2. Bio-Communication. Umweb, Helsinki, (2007).
  • Biocommunication and Natural Genome Editing. Springer, Dordrecht, (2010).
  • Biokommunikation und natürliche Bearbeitung genetischer Texte. BoD, Norderstedt, (2011).
Herausgeber
  • Bucher, Zeno (1992). Die Abstammung des Menschen als naturphilosophisches Problem. herausgegeben von Günther Witzany, Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg.
  • Witzany, Günther (1991). Zur Theorie der Philosophischen Praxis. Die Blaue Eule, Essen.
  • Hölzl, Bernhard (1991), Tractatus poetico-philosophicus. Über Simulation. Die Blaue Euele, Essen.
  • Berg, Melanie (1992). Philosophische Praxen im deutschsprachigen Raum. Die Blaue Eule, Essen.
  • Witzany, Guenther (1993). Verraten und Verkauft. das EG-Lesebuch. Unipress, Salzburg.
  • Witzany, Guenther (1998). Zukunft Österreich. EU-Anschluss und die Folgen. Unipress, Salzburg.
  • Kohr, Leopold (2002). Das Ende der Großen. Zurück zum menschlichen Maß. Otto Müller, Salzburg (Hg zusammen mit E.Hiebl)
  • Kohr, Leopold (2003). Die überentwickelten Nationen. Otto Müller, Salzburg (Hg zusammen mit E.Hiebl)
  • Kohr, Leopold (2004). Weniger Staat. Gegen die Übergriffe der Obrigkeit. Otto Müller, Salzburg (Hg zusammen mit E.Hiebl)
  • Kohr, Leopold (2005). Die Lehre vom rechten Maß. Otto Müller, Salzburg (Hg zusammen mit E.Hiebl)
  • Kohr, Leopold (2007). Entwicklung ohne Hilfe. Otto Müller, Salzburg (Hg zusammen mit E.Hiebl)
  • Kohr, Leopold (2008). Probleme der Stadt. Otto Müller, Salzburg (Hg zusammen mit E.Hiebl)
  • Kohr, Leopold (2010). Das akademische Wirtshaus. Otto Müller, Salzburg (Hg zusammen mit E.Hiebl)
  • Witzany, Guenther (2010). Zukunftsfähige Stadt- und Verkehrsplanung. Norderstedt, BoD.
  • Witzany, Guenther (2007) Biosemiotics in Transdisciplinary Contexts. Proccedings of the Gathering in Biosemiotics 6, Salzburg 2006. Helsinki, Umweb
  • Witzany, Guenther (2009) Natural Genetic Engineering and Natural Genome Editing, New York, Annals of the New York Academy of Sciences, Wiley & Sons
  • Witzany, Guenther (2011) Biocommunication in Soil Microorganisms. Springer Verlag

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. [2]
  3. „The Logos of the Bios 2. Bio-Communication“, Helsinki, Umweb, 2007
  4. Biocommunication and Natural Genome Editing, Springer, Netherlands, 2010
  5. als Herausgeber: Natural Genetic Engineering and Natural Genome Editing, Annals of the New York Academy of Sciences, 2009
  6. [3]
  7. [4]
  8. [5]
  9. [6]

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