HMS Glory IV

HMS Glory IV
Geschützter Kreuzer Askold nach Indienststellung
(1902)
Geschützter Kreuzer Askold
(1904)
Geschützter Kreuzer Askold von achtern
(1904)
Geschützter Kreuzer Askold in Port Arthur
(1904)
Geschützter Kreuzer Askold im Ersten Weltkrieg

Die Askold (russisch: Аскольд) war ein Geschützter Kreuzer der Kaiserlich Russischen Marine von 1902. Gebaut wurde sie in Deutschland als Einzelschiff der Askold-Klasse. Der Kreuzer hatte eine ereignisreiche Laufbahn und war sowohl im Russisch-Japanischen Krieg als auch im Ersten Weltkrieg im Einsatz. Die Askold war eines der ganz wenigen Schiffe bzw. das einzige Kriegsschiff, das über fünf Schornsteine verfügte. Im Jahre 1918 wurde sie nach der Oktoberrevolution von Großbritannien in Besitz genommen und in HMS Glory IV umbenannt. Nachdem die Sowjetunion 1921 ein Angebot zur Rückgabe ablehnte, wurde sie ausgemustert und 1922 in Hamburg verschrottet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1899 wurde die Askold von Russland als schneller Geschützter Kreuzer gemäß den Wünschen der Admiralität in Deutschland in Auftrag gegeben. Seine Kiellegung (russische Schiffe wurden als „männlich“ betrachtet) erfolgte am 20. Juli 1899 bei der Krupp Germaniawerft in Kiel. Der Bau verlief ohne Schwierigkeiten. Der Stapellauf war am 15. März 1900 und die Indienststellung bei der Kaiserlich Russischen Marine fand am 25. Januar 1902 statt. Das Schiff wurde nach dem legendären Waräger Askold benannt und war seinerzeit der schnellste größere Kreuzer der russischen Flotte. Sie blieb entgegen ursprünglichen Planungen ein Einzelschiff.

Besonderes Kennzeichen dieses Schiffes waren die fünf langen und schlanken Schornsteine, die es aufgrund der damit verbundenen unverwechselbaren Seitenlinie schon von weitem gut erkennbar machten. Entsprechend aufgrund ihres Aussehens gaben britische Seeleute der Askold den Spitznamen Packet of Woodbines (= Schachtel Woodbines), in Anlehnung an die in der Royal Navy populären dünnen Zigaretten der Marke Woodbine. Allerdings hatte dies mehr als nur symbolische Bedeutung, da in jener Zeit die Anzahl der Schornsteine eines Schiffes allgemein mit ihrem Leistungsvermögen gleichgesetzt wurde. In jener Zeit gab es tatsächlich einige Begebenheiten, in denen die Kommandanten von Kriegsschiffen noch auf See Schornstein-Attrappen aufstellen ließen, um in den entfernten Häfen die sie zu besuchen gedachten, die örtliche Bevölkerung zu beeindrucken. Diese Umstände wären bei der Askold nicht erforderlich gewesen, da sie genau das zu halten vermochte, was sie nach damaliger Auffassung mit ihren fünf Schornsteinen optisch versprach. Ihre außerordentlich schlanke und langgezogene Form des Rumpfes ermöglichte eine Geschwindigkeit von nahezu 24 Knoten – eine damals kurz nach der Jahrhundertwende beeindruckende Leistung.

Das Schiff kam als Teil der Russischen Pazifikflotte bereits 1904 im Russisch-Japanischen Krieg zum Einsatz. Sie nahm dort zuerst mit passablem Erfolg an der Seeschlacht vor Port Arthur teil und spielte ihren Vorteil bei der Geschwindigkeit aus. Den angreifenden japanischen Schiffen setzte sie heftigen Widerstand entgegen, wurde dabei jedoch beschädigt. Die weiteren russischen Kreuzer Bajan, Diana und Nowik erlitten bei diesem Gefecht schwere Schäden. Nach der Seeschlacht im Gelben Meer lief sie aufgrund der mittlerweile schweren Schäden mit einigen anderen russischen Kampfschiffen den neutralen Hafen von Schanghai an und wurde daraufhin von China bis zum Friedensschluß mit Japan interniert. Durch diesen Umstand entging sie mit einiger Sicherheit der Versenkung in der Seeschlacht von Tsushima von 1905, jener entscheidenden Schlacht dieses Krieges auf See in der die russische Flotte faktisch vernichtet wurde.

Im Jahre 1906, etwa ein Jahr nach dem verlorenen Krieg gegen Japan, wurde sie das neue Flaggschiff der Sibirischen Flottille mit Stützpunkt in Wladiwostok. Bis 1914 waren hier außer Ausbildung und Seeraumüberwachung keine nennenswerten Ereignisse zu verzeichnen.

Während des Ersten Weltkriegs verließ sie im Jahre 1915 den Fernen Osten und lief über die arktischen Gewässer nördlich von Russland und den Atlantik ins Mittelmeer, um hier an den Operationen mit der verbündeten britischen Flotte sowie den Kampfschiffen anderer Alliierter Staaten an den Operationen gegen das Osmanische Reich in den Dardanellen teilzunehmen. Noch während des Krieges, 1916 und 1917, wurde die Askold zwei Mal in Frankreich und Großbritannien überholt.

Kurz nach der Oktoberrevolution von 1917 und dem Ausscheiden Russlands aus dem Ersten Weltkrieg, kämpfte die Askold zu Beginn noch auf Seiten der Weißen Armee gegen die Bolschewiki. Doch im Dezember 1917 geriet das Schiff in arktischen Gewässern unter die Kontrolle der Kommunisten. Als Reaktion darauf, wurde es Anfang des Jahres 1918 im Nordmeer von der britischen Royal Navy in Besitz genommen und nach Gareloch in Schottland überführt, wo sie sogleich im August jenes Jahres in HMS Glory IV umbenannt wurde. Das Schiff erwies sich für die Briten jedoch entgegen allen Erwartungen von eher geringem Nutzen und wurde daher nach wenigen Fahrten in der Folgezeit fast nur noch als Depotschiff genutzt.

Im Jahre 1921 bot die britische Regierung der im Jahre 1919 neu entstandenen Sowjetunion als Rechtsnachfolger des zaristischen Russlands die Rückgabe der Askold an. Allerdings lehnte diese das Angebot ab, nachdem eine sowjetische Kommission die Askold besichtigt hatte und diese in einem eher schlechten Zustand vorfand.

Die Royal Navy musterte das Schiff daraufhin noch im selben Jahr aus und bot es zum Verkauf an. Da sich keine Interessenten mehr dafür fanden, wurde es zum Abbruch nach Deutschland abgegeben. Die Askold wurde daraufhin 1922 in Hamburg verschrottet.

Einsatz

Technische Daten

  • Kiellegung: 20. Juli 1899
  • Stapellauf: 15. März 1900
  • Indienststellung: 25. Januar 1902
  • Verdrängung (Standard): 5.910 tons
  • Verdrängung (maximal): 6.200 tons
  • Länge: 131,20 m (über alles)
  • Breite: 15,00 m
  • Tiefgang: 6,20 m
  • Maschinenanlage:
    9 Schulz-Thornycroft-Kessel, kohlegefeuert
    3x Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen
  • Leistung: 19.650 PSi (maximal: 20.620 PSi)
  • Schrauben: 3x dreiflügelig
  • Geschwindigkeit: 23,80 kn (44 km/h)
  • Reichweite:
    6.500 sm bei 10 kn
    3.140 nm bei 13,5 kn
  • Brennstoffvorrat: 1.050 t Steinkohle
  • Bewaffnung:
    12x 150 mm L/45 (5.9 in)
    12x 75 mm L/50 (3.0 in bzw. 11 pdr)
    8x 47 mm
    2x 37 mm (1 pdr) Pom Pom-FlaK (1916)
    6x Torpedorohre 381 mm (15 in) (davon zwei unter Wasserlinie front & achtern)
  • Panzerung:
    Decksböschungen 101-50 mm (2-4 in)
    Kommandoturm 152 mm (6 in)
  • Besatzung: 565 bis 580 Mann

Siehe auch

Weblinks


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