Hanau-Wolfgang

Hanau-Wolfgang
Wolfgang
Stadt Hanau
Wappen von Wolfgang
Koordinaten: 50° 7′ N, 8° 58′ O50.1205555555568.9666666666667108Koordinaten: 50° 7′ 14″ N, 8° 58′ 0″ O
Höhe: 108 m ü. NN
Einwohner: 1.683 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 31. Dez. 1971
Eingemeindet nach: Großauheim
Postleitzahl: 63457
Vorwahl: 06181

Wolfgang ist ein Stadtteil der Stadt Hanau im Main-Kinzig-Kreis in Hessen. Er liegt am östlichen Rand der Stadt und zählt etwa 1.700 Einwohner. Wolfgang bildet mit dem Nachbarort Großauheim einen gemeinsamen Ortsbezirk mit Ortsbeirat. Ortsvorsteher von Großauheim/Wolfgang ist Gerhard Luber (SPD).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wolfgang wurde im Jahr 1468 gegründet, als mitten im Bulau-Wald eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Wolfgang von Regensburg errichtet wurde. Aus der Kapelle entstand 1492 ein Servitenkloster, das im Bauernkrieg 1525 zerstört wurde. Damit endete die erst kurze Geschichte Wolfgangs für fast 200 Jahre.

1715 ließ Graf Johann Reinhard III. von Hanau neben der alten Klosterruine ein Jagdhaus errichten, das 1868 zur Oberförsterei erhoben wurde, das heutige Hessische Forstamt Wolfgang. 1838 wählte Clemens Brentano die Klosterruine als Schauplatz für sein Märchen Gockel, Hinkel und Gackeleia.

1880 wurde in Wolfgang eine Pulverfabrik errichtet, zu der Betriebs- und Wohngebäude gehörten. Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung der Fabrik wurde Wolfgang 1885 zum Gutsbezirk im Landkreis Hanau erhoben. 1888 und 1889 kamen bei Explosionen in der Fabrik insgesamt 23 Menschen ums Leben. Am Ende des Ersten Weltkriegs beschäftigte die Pulverfabrik 5000 Personen.

Die Fabrik beendete nach Kriegsende die Pulverproduktion und stellte nun zivile Erzeugnisse her, nämlich Kunstleder und Erdölprodukte. Wolfgang entwickelte sich in der Folge zu einem bedeutenden Industriestandort am Rande Hanaus, unter anderem als Standort der Degussa (Industriepark Wolfgang).

Im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen schloss sich Wolfgang noch vor Jahresende 1971 mit dem Nachbarort Großauheim zusammen und wurde mit diesem zusammen am 1. Juli 1974 durch Gesetz in die Stadt Hanau eingegliedert.

Das „Atomdorf“

In den 1980er Jahren wurde Wolfgang bundesweit als Standort umstrittener Nuklearanlagen bekannt, im „Hanauer Atomdorf“ hatten Unternehmen wie Alkem (Alpha-Chemie und -Metallurgie), Nukem, Reaktor-Brennelement-Union (RBU) oder Transnuklear ihren Sitz. Am Streit um die Hanauer Nuklearbetriebe scheiterte 1987 die hessische Regierung Börner, die erste rot-grüne Landesregierung in Deutschland.

Das Umweltministerium der folgenden CDU-geführten Regierung Wallmann untersagte im selben Jahr aufgrund von Sicherheitsmängeln den Weiterbetrieb der Nukem-Anlagen. Nach Skandalen um Atommülltransporte entzog das Bundesumweltministerium wenig später der Transnuklear die Konzession. Die Herstellung von Plutonium in Wolfgang wurde 1991 auf Anweisung des damaligen hessischen Umweltministers Joschka Fischer eingestellt. Die Siemens-Töchter Alkem und RBU verlegten 1995 die Produktion von Kernbrennstäben an andere Standorte.

Die Stadt Hanau versucht, das ehemalige „Atomdorf“ und heutigen „Industriepark“ als Standort für High-Tech-Industrien zu etablieren und sich vom Image der Nuklearbranche zu befreien. Derzeit (2009) versucht die Nuclear Cargo + Service neben den zwei vorhandenen Zwischenlagern für schwachen und mittelstarken Atommüll ein drittes zu errichten. Die Stadt Hanau hatte die Baugenehmigung jedoch auf Grund von Planungsmängeln verweigert.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frankfurter Neue Presse: Atommülllager in Hanau: Nuklear-Logistikfirma NCS klagt weiter. Abgerufen: 3. März 2009.

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