Hanauer Straßenbahn

Hanauer Straßenbahn
Hanauer Straßenbahn GmbH
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Basisinformationen
Unternehmenssitz Hanau
Webpräsenz Webpräsenz
Bezugsjahr Mitte 2010
Eigentümer BeteiligungsHolding Hanau GmbH (100 %)
Geschäftsführung Dipl.-Ing Michael Takatsch
Verkehrsverbund RMV
Beschäftigte 167
Linien
Bus 12
Anzahl Fahrzeuge
Omnibus 54
Statistik
Fahrgäste 11 Mio.dep1
Fahrleistung 2,3 Mio. km pro Jahr
Haltestellen 161
Einzugsgebiet 96,2 km²
Länge Liniennetz
Buslinien 104 km

Die Hanauer Straßenbahn GmbH (HSB) ist der Verkehrsbetrieb der hessischen Stadt Hanau (Rhein-Main-Gebiet). Trotz des Namens gibt es in Hanau heute keinen Straßenbahnverkehr mehr.

Straßenbahn in der Nürnberger Straße
Paradeplatz (heute: Freiheitsplatz) mit dem Behördenhaus; rechts davor ein Wagen der Hanauer Straßenbahn

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Straßenbahnbetrieb

Die HSB wurde als Aktien Gesellschaft (AG) durch die Stadt Hanau, die Stadt Groß-Steinheim, die Gemeinde Klein-Steinheim sowie vier Banken gegründet. Nachdem im Rhein-Main-Gebiet die Städte Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden, Darmstadt, Bad Homburg und Mainz bereits elektrische Straßenbahnen in Betrieb genommen hatten, folgte auch Hanau im Jahr 1908. Er lag bis 1920 in den Händen der Firma Hecker & Co aus Wiesbaden. Die Straßenbahn besaß zu Beginn zehn Triebwagen von MAN mit 2×35 PS.

Das Netz der Hanauer Straßenbahn umfasste drei Linien:

  • 1 Hauptbahnhof – Markt – Rosenau (15. Juni 1908) – Beethovenplatz (ab 1928)
  • 2 Nordbahnhof – Markt – Westbahnhof (8. August 1908 bis 1. September 1928)
  • 3 Markt – Steinheim Obertor (heute: Kardinal-Volk-Platz) (30. September 1909–1933)

Die HSB musste am 5. November 1920 Konkurs anmelden. Der Fahrbetrieb lag daraufhin von 1922 bis 1924 im ganzen Netz vorübergehend still. Nach Abschluss des Insolvenzverfahrens im Jahre 1925 setzte sie den Fahrbetrieb – zunächst in bescheidenem Rahmen – fort. Als die HSB im Jahre 1933 die notwendigen Mittel für die Sanierung der Mainbrücke nicht leistete, musste die Linie nach Steinheim eingestellt werden und es verkehrte nur noch eine Linie.

1940 erwarb die Gesellschaft Beiwagen, die in Gießen nicht mehr gebraucht wurden, 1942 zwei weitere Triebwagen, ebenfalls aus Gießen.

Ende des Straßenbahnbetriebs

Letzte erhaltene Halle des Depots der Hanauer Straßenbahn am Kurt-Blaum-Platz, abgerissen 2007

Bei den Luftangriffen vom 12. Dezember 1944 wurden die Oberleitungen weitgehend zerstört und Trümmerschutt blockierte die Trasse. Seit diesem Tag fuhr die Straßenbahn nicht mehr. Im Luftangriff vom 6. Januar 1945 wurden dann das Depot, die meisten Fahrzeuge und das Verwaltungsgebäude zerstört. Die HSB betreibt seitdem nur noch ein Omnibusnetz.

Nach dem Krieg entschied sich die Stadt Hanau – zunächst 1947, dann endgültig 1950[1] – gegen eine Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebs, obwohl die Gleise noch weitgehend unbeschädigt in den Straßen lagen. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen verfolgte die Stadt in der Nachkriegszeit eine Modernisierungspolitik, in deren Bild Kraftfahrzeuge, wie Omnibusse, viel besser passten als Straßenbahnen. Zum andern ist der Stadtkern von Hanau zu etwa einem Dreiviertel von Eisenbahngleisen umgeben, über die die Ausfallstraßen damals alle noch mit schienengleichen Bahnübergängen geführt wurden. Ein niveaugleiches Kreuzen mit einer Straßenbahn wurde ausgeschlossen. Die Straßenbahngleise wurden 1951 aus den Straßen entfernt. (Ausbau unter anderem in der Nürnberger Str. sowie Nordstraße).[2]

Eine Halle des ehemaligen Straßenbahndepots mitsamt dem letzten vorhandenen Gleisstück war an der Ecke Kurt-Blaum-Platz / Leipziger Straße bis zum Herbst 2007 erhalten, bevor sie abgerissen wurde, ebenso wie wenige Jahre zuvor eine parallel stehende zweite.

Relikte der früheren Straßenbahn sind heute nur noch in der Westerburgstraße sowie in der Nordstraße (Nähe Wilhelmsbrücke) vorhanden, dort sind an wenigen historischen Häuserwänden noch Oberleitungsrosetten erhalten geblieben.

In der Nordbahnhofunterführung nahe der früheren Tram-Endhaltestelle (Linie 2) erinnert zudem seit Herbst 2007 ein Zeitstrahl der Künstlergruppe Hanau-Radau an den Beginn der HSB-Ära im Jahre 1908.

Omnibusbetrieb

Die erste Buslinie wurde 1928 eingerichtet. Bis auf drei Fahrzeuge überstand auch keiner der Busse den Zweiten Weltkrieg.

Nachkriegszeit

Seit 1944 und der Einstellung des Straßenbahnbetriebs sind Busse der einzige von der HSB regelmäßig betriebene Verkehrsträger. Mit den drei Fahrzeugen, die nach den Luftangriffen noch fahrfähig gehalten werden konnten, wurde am 2. Januar 1946 der Fahrbetrieb, zunächst behelfsmäßig, mit einer Linie zwischen Kesselstadt und dem Freigerichtviertel wieder aufgenommen. Nur Schüler und Facharbeiter wurden befördert. Der Laufweg wurde dann auf Hauptbahnhof – Kesselstadt – Beethovenplatz – Lamboystraße erweitert. So bediente er die nach der Zerstörung der Innenstadt nun am dichtesten besiedelten Stadtteile Hanaus.[3] Ab dem 8. Dezember 1947 gab es wieder fahrplanmäßigen Busverkehr für die allgemeine Öffentlichkeit.[3] Nach einem kurzen, vorübergehenden Einbruch in Folge der Währungsreform 1948 stiegen nun die Fahrgastzahlen kontinuierlich[4] und zusätzliche Linien wurden eingerichtet. Seit 1950 war die HSB Teil der Hanauer Stadtwerke.

Heutiges Liniennetz

Busse der Hanauer Straßenbahn AG
Citaro am Freiheitsplatz
  • 1 Hohe Tanne – Wilhelmsbad Bahnhof – Freiheitsplatz – DunlopHanau Hauptbahnhof (20 min Takt, abends und sonntags 30 min Takt)
  • 2 Hauptbahnhof – Freiheitsplatz – Lamboy/Lärchenweg (20/30 min Takt)
  • 3 Freiheitsplatz – Schlossplatz (Altstadt) – August-Schärttner-Halle (30/60 min Takt)
  • 4 Freiheitsplatz – Steinheim – Friedhof Klein-Auheim (15/30 min Takt)
  • 5 Hauptbahnhof – Marktplatz – Kesselstadt Friedhof (20/30 min Takt)
  • 6 Freiheitsplatz – Wolfgang – Großauheim – Friedhof Klein-Auheim (15/30/60 min Takt)
  • 7 Freiheitsplatz – Hauptbahnhof/Auheimer Str. - Großauheim/Vosswaldestr. (15/30/60 min Takt)
  • 8 Ikea/Industriegebiet Nord – Freiheitsplatz – Hafen (30 min Takt, sonntags 60 min Takt und keine Anbindung an Ikea)
  • 9 Freiheitsplatz – Wilhelmsbad Bahnhof – Mittelbuchen (60 min Takt) Sonntags AST-Verbindung
  • 10 Kesselstadt Königsberger Straße – Marktplatz – Lamboy/Ulmenweg (20/30 min Takt, nur Mo–Sa)
  • 11 Wolfgang/Technologiepark – Hauptbahnhof/Auheimer Str. - Steinheim (15/30 min Takt, nur Mo-Fr zur Hauptverkehrszeit)
  • 12 Steinheim/Albrecht-Dürer-Str. - Freiheitsplatz (30/60 min Takt)

Im Liniennetz heutzutage eingesetzte Fahrzeuge sind die Mercedes-Benz-Typen O 405, O 405N, Citaro und deren jeweiliges Gelenkbus-Pendant.

Wiedereinführung des Straßenbahnbetriebs

2001 wurde in Hanau die Wiedereinführung der Straßenbahn als Regionalstadtbahn geplant. Initiator war der damalige Chef der HSB, Herr Ulrich Hoffmann. Geplant war eine Line vom Hanauer Hauptbahnhof durch die Innenstadt (über Marktplatz und Freiheitsplatz) zum Nordbahnhof. Von dort sollte die Strecke auf die Eisenbahnlinie Hanau-Friedberg verschwenken und über Bruchköbel nach Nidderau-Heldenbergen führen. Die schon weit gediehenen Pläne wurden dann allerdings im März 2004 von der Stadtverordnetenversammlung aus Kostengründen abgelehnt. Im Jahr 2004 versuchte sich die HSB gleichwohl einige Monate lang als Eisenbahnverkehrsunternehmen und betrieb eine Regionalstadtbahn MainLinie von Hanau nach Rüsselsheim, ausschließlich auf dem Schienennetz der DB AG mit geliehenen Fahrzeugen der Karlsruher Verkehrsbetriebe.

Neue Entwicklungen

Im Dezember 2002 beteiligte sich die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) als „strategischer Partner“ an der HSB. Diese Beteiligung wurde mit der engeren Verflechtung der VGF mit den Offenbacher Verkehrsbetriebe (OVB) im Jahre 2005 wieder aufgegeben.

2006 wurde die Aktiengesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Sie gehört zu 100 % zur BeteiligungsHolding Hanau GmbH.

Am 15. Juni 2008 feierte die HSB ihr 100-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür auf dem Betriebsgelände Daimlerstraße (Nähe Hauptbahnhof).

Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2009 wurde eine Linienreform in Hanau durchgeführt um mehr umsteigefreie Verbindungen bei der Hanauer Straßenbahn im Stadtgebiet zu schaffen. Die Buslinien werden seitdem fortlaufend neu nummeriert und farblich markiert. Unter anderem wird die Linie 1 (hellgrün) wie schon vor 1945 (damals als Tramlinie 1) vom Hauptbahnhof via Freiheitsplatz Richtung Beethovenplatz/Hohe Tanne fahren. Die neue Linie 5 (orange) ersetzt die bisherige Linie 10 (Kesselstadt via Marktplatz zum Hauptbahnhof). Auch die Linie 7 (blau) verkehrt auf neuer Strecke, nämlich vom Freiheitsplatz via Hauptbahnhof und Rauschsiedlung nach Großauheim. Die Linie 8 (dunkelgrün) fährt nun vom Hafen via Freiheitsplatz und Bruchköbeler Landstr. ins Gewerbegebiet Nord. Die Linie 10 (dunkelblau) wird auf der neuen Strecke Weststadt via Freiheitsplatz ins Lamboy eingesetzt. Neu eingeführt wurde die Linie 11 (hellblau) von Steinheim über Hauptbahnhof zum Industriepark Wolfgang. Im Vergleich zu 2006 fahren durch die Fußgängerzonen ein Viertel weniger Busse.

Literatur

  • Dieter Höltge, Günter H. Köhler: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. 2. Auflage. 1: Hessen, EK-Verlag, Freiburg 1992, ISBN 3-88255-335-9.
  • Markus Häfner: Der Wiederaufbau der deutschen Mittelstädte nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel der Stadt Hanau = Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2009/1.
  • Marianne Jacoby und Martina Raskop: Hanau und die Straßenbahn. 100 Jahre HSB. Hrsg.: Baugesellschaft Hanau GmbH, Magistrat der Stadt Hanau, Hanauer Geschichtsverein 1844 e. V. Hanau 2008.ISBN 978-3-000250866

Weblinks

 Commons: Hanauer Straßenbahn AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Häfner, S. 153f.
  2. Häfner, S. 154f.
  3. a b Häfner, S. 153.
  4. Häfner, S. 154.

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