Hans-Jürgen Quest

Hans-Jürgen Quest

Hans Jürgen Quest (* 7. Februar 1924 in Damnatz; † 1. August 1999 in Hamburg) war ein deutscher evangelischer Theologe und Hauptpastor der Hamburger St.-Michaelis-Kirche (Michel).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren als Sohn des Pfarrers Otto Quest (†1935) und seiner Frau Margarethe (geb. Klausing), wuchs Hans-Jürgen Quest in einem kleinen Dorf (300 Einwohner) an der Elbe auf. Hier besuchte er vier Jahre lang die Grundschule, wechselte dann nach Dannenberg an die Mittelschule und unterrichtete sich dort privat in Latein. Nach dem frühen Tod seines Vaters, der kritisch den nationalsozialistischen Bestrebungen gegenüberstand, zog die Mutter gemeinsam mit seinen drei Geschwistern Gertrud, Magdalena und Christian nach Osnabrück. Hier besuchte er zunächst das Ratsgymnasium der Stadt. Da die Schule unter den Nationalsozialisten zur Oberschule mit naturwissenschaftlichen Charakter gewandelt wurde, wechselte der an den alten Sprachen interessierte Quest an das katholische Gymnasium Carolinum).

Hier absolvierte er im Frühjahr 1942 sein Abitur, verlebte auf Sylt einen Sommer lang seinen Arbeitsdienst und wurde im Herbst desselben Jahres als Rekrut zur Wehrmacht bei der Infanterie eingezogen. Er absolvierte einen Offizierslehrgang im westfälischen Herford, wurde dann an der Ostfront im Raum Leningrad eingesetzt, absolvierte 1944 die Kriegsschule im Elsass als Leutnant und wurde als Kompanieführer im Mittelabschnitt der Ostfront. Ende 1944 wurde er durch eine Landmine, die ihm das Fußgelenk zerriss, verwundet. In einem Chemnitzer Lazarett wurde er behandelt, kehrte zur Genesung nach Osnabrück zurück und beteiligte sich dann bei Kämpfen in Nordwestdeutschland. Vor den Toren Hamburgs erlitt er eine weitere Verletzung und geriet in englische Gefangenschaft.

Während jener Zeit begann bei ihm das Umdenken, weg von der kämpferischen Auseinandersetzung, hin zum Wort Gottes. Daher begann er am 1. November in Bethel theologische Studien aufzunehmen. Diese setzte er im Folgejahr an der Universität Tübingen fort. Für ein halbes Jahr ging er im Wintersemester 1949 an die Universität Zürich und besucht unter anderem in jener Zeit die Vorlesungen von Karl Barth an der Universität Basel. 1950 bezieht er die Universität Göttingen und bestand dort am 16. März 1952 sein erstes theologisches Examen. Er ging zunächst zurück nach Tübingen, wo er an der evangelischen theologischen Fakultät Assistent bei Professor Helmut Thielicke wurde. Im Herbst 1952 trat er in das Predigerseminar auf Erichsburg ein, wechselte an das evangelische Predigerseminar St. Michael in Hildesheim und bereitete sich so auf eine Pfarrtätigkeit vor.

Am 15 und 16. September 1954 absolvierte er sein zweites theologisches Examen, wurde daraufhin in Hildesheim am 10. Oktober ordiniert und als Hilfspfarrer nach Hannover-Döhren entsandt, wo er am 1. November desselben Jahres eingeführt wurde. Am 16. Juli 1955 wurde er hier dritter Prarrer und gründete die Auferstehungsgemeinde als Tochtergemeinde. Dazu beteiligte er sich am Gemeindehausbau. Am 1. Oktober 1962 wurde er als Studiendirektor am Predigerseminar in Hildesheim berufen und am 3. November eingeführt. Am 1. Oktober 1967 übertrug man ihm das Amt des Hauptpastors an der Hamburger St. Michaeliskirche in Hamburg, welches er bis zu seinem Ruhestand am 1. Juli 1987 bekleidete.

Wirken

Quest der aus seiner Lebenserfahrung einen theologischen Weg ging, war bei weitem nicht der Dogmatiker im kirchengeschichtlichen Kontext. Seine theologische Grundeinstellung, die in der Praxis seines Lebens gewachsen war, beschäftigte sich wesentlich mehr mit irdischen Dingen. Als Seelsorger einer der touristisch häufigsten frequentierten Kirchen Deutschlands, hatte er sich im unmittelbaren Milieu der Hamburger Reeperbahn bewegt. So hatte er mit dem in Deutschland wenig akzeptierten Bevölkerungsgruppen von Obdachlosen, Prostituierten und Zuhältern zu tun. Trotzdem schaffte er es in Hamburg ein geistliches Gemeinwesen zu etablieren. Es war vor allem seine wahrherzige und den Problemen der Menschen zugewandte Seite, die ihm Zugang zu den Menschen verschaffte. In einer Zeit, in der sich die Menschen immer mehr von der Kirche als Gewissensbasis ihrer eigens Ichs distanzierten, fand er als Seelsorger neue Wege des Zugangs zur Seele der Menschen. So haben sich im Laufe seiner Amtszeit, auch immer mehr Leute wieder zu ihrem Glauben bekannt. Nicht zuletzt ist Quest als Mitinitiator des Pik As (einer Obdachlosenherberge) bekannt geworden, aber auch als Mitstreiter der Umweltbewegung Robin Wood.

Werkauswahl

  • Gott läßt mit sich reden: Gebete für den Gottesdienst. Kassel: Stauda- Verlag 1983 (Kirche zwischen Planen und Hoffen, Bd. 28) ISBN 3-7982-0162-5
  • Diesem Glauben wachsen Flügel. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses 1992 ISBN 3-7600-0585-3
  • Die dem Herrn vertrauen: ein Begleiter durch das Jahr mit Worten der Heiligen Schrift. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses, 1990 ISBN 3-7600-0557-8

Literatur

  • Hans-Hermann Tieman: Erinnerung an Hans-Jürgen Quest (1924-1999): Hamburger Hauptpastor "urbi et orbi". Berlin-Hamburg-Münster: LIT Verlag 2004 ISBN 3-8258-7384-6
  • Helge Adolphsen (Hrsg.): Oh, wie so herrlich stehst du da: Predigten im Hamburger Michel aus fünf Jahrhunderten. Hamburg: Murmann 2006, ISBN 3938017791

Weblinks



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