Hans Mayr (österr. Politiker)

Hans Mayr (österr. Politiker)

Hans Mayr (* 27. Juni 1928 in Wien; † 25. Oktober 2006 in Wien) war österreichischer Kommunalpolitiker (SPÖ).

Inhaltsverzeichnis

In Gemeinderat und Nationalrat

Der im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring geborene Mayr war nach der HTL-Matura zunächst in der Pensionsversicherungsanstalt der Angestellten tätig und erreichte dort die Position eines Direktors. Bereits von Jugend an engagierte er sich in der Wiener Sozialdemokratie. Ab 1963 vertrat er die SPÖ im Wiener Gemeinderat und Landtag. Im 15. Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus wurde er 1971 SPÖ-Bezirksobmann, 1971–1973 war er Abgeordneter zum Nationalrat.

Wiener Finanzstadtrat und Vizebürgermeister

1973 wurde er von Bürgermeister Leopold Gratz zum Finanzstadtrat berufen, 1984 machte ihn der neue Bürgermeister Helmut Zilk außerdem zum Vizebürgermeister. Der zurückgetretene Gratz verabschiedete sich bald auch aus seinen Wiener Parteifunktionen. 1985 wurde Mayr stellvertretender Wiener Parteivorsitzender. Da Zilk sich nicht intensiv in die Parteipolitik involvieren wollte, um auch für Nicht-Sozialdemokraten wählbar zu sein, folgte Mayr 1988 Gratz als Wiener Parteichef nach.

Für Zilks oft spontane Ideen besorgte Mayr stets loyal die nötigen Mittel aus dem Stadtbudget; andererseits redete Zilk Mayr in dessen Wirtschaftspolitik (u.a. Führung der Wien Holding als externes Steuerungsinstrument für die vielen ganz oder teilweise im Besitz der Stadt befindlichen Unternehmen) nichts drein. So kamen die beiden sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten zumeist gut miteinander aus.

Zu den wichtigsten Investitionen in der Amtszeit Hans Mayrs gehörten die Weiterführung des U-Bahn-Baus, die Fertigstellung des neuen Allgemeinen Krankenhauses (Universitätskliniken), der Neubau mehrerer Donaubrücken, der Bau der UNO-City (die Stadt war Minderheitsbeteiligter), der Bau des von Hundertwasser gestalteten Fernheizwerks und die Etablierung des Theaters an der Wien als Musicalbühne. Er gründete gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien den Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, um Betriebe zur Ansiedlung in Wien zu gewinnen, und fungierte 1984–1996 als Präsident des Wiener Tourismusverbandes, den er finanziell stark unterstützte.

Nach 21 Jahren Tätigkeit als Finanzstadtrat trat Hans Mayr vor Ende 1994 gleichzeitig mit Bürgermeister Helmut Zilk zurück. 1995–2002 fungierte Mayr als Präsident des Aufsichtsrates der Allgemeine Baugesellschaft - A. Porr AG. Nach seinem Tod wurde Mayrs Urne in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Persönliches Profil

Mayr wirkte zumeist durchaus konziliant, übte anderen gegenüber aber bei Bedarf seine enorme reale Macht umstandslos und ohne Rücksicht auf Kritik aus. Mit den konservativen Wiener Wirtschaftspolitikern, insbesondere in der Wirtschaftskammer Wien, pflegte Mayr derart enge partnerschaftliche Verbindungen, dass diese als Kritiker der meist mit absoluter Mehrheit regierenden Wiener SPÖ ausfielen: Erstens waren sie in die Entscheidungen zumeist einbezogen worden, zweitens war die Stadtverwaltung als Auftraggeber der Wiener Wirtschaft einfach zu wichtig, um sich Totalopposition zu leisten.

Mayr galt als machtbewusster, pragmatischer Machertyp, der sich zuweilen aber auch für "visionäre" Projekte erwärmen konnte. So überraschte er die Öffentlichkeit 1984 mit dem Vorschlag, die Roßauer Kaserne aus Gründen der Tourismusförderung in ein Opernhaus umzubauen[1], und auch große Tunnelbauvorhaben quer durch Wien fanden seine Unterstützung[2]. Mayr gilt gemeinsam mit Jörg Mauthe als Vater des noch vor dem Ende des Ostblocks begonnenen Projekts Weltausstellung 1995 Wien - Budapest, das allerdings 1991 in einer Volksbefragung abgelehnt wurde.

Für Kritiker der sozialdemokratischen Wiener Stadtverwaltung war Mayr "die" Verkörperung des "roten Wien", eines riesigen, von außen kaum überblickbaren Macht- und Beziehungsgeflechts mit starkem Herrschaftsanspruch.

Einzelnachweise

  1. siehe die Wiener Tagespresse 12.–15. Dezember 1984, z. B. Arbeiter Zeitung vom 12. Dezember 1984
  2. siehe das einschlägige Medienecho um den 24. März 1983

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