Hans Saphoy

Hans Saphoy
Steinmetzzeichen von Hans Saphoy
Münster und Schloss Salem

Hans Saphoy von Salmansweiler (eigentlich Johann II. Saphoy; * in Salem, damals dem habsburgischen Vorderösterreich eingegliedert, heute im Bodenseekreis in Baden-Württemberg; † 8. November 1578 in Wien), stammte aus einer seit dem 14. Jahrhundert nachweisbaren Baumeisterfamilie. Er war ein Steinmetzmeister, Festungs- und Dombaumeister der Renaissance.

Saphoy war ein universell geschulter Meister, der im profanen und im sakralen Bereich versiert war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hans Saphoy war Untertan der schwäbischen Reichsabtei Salem. Seine Berufung nach Wien ist mit den vorderösterreichischen Besitzungen des Hauses Habsburg in Verbindung zu bringen. Er errichtete 1552 die Befestigungsbauten der Kärntner-Bastei in Wien, war 1555 als Begutachter beim Bau des Münsters und der Befestigungsanlagen in Überlingen tätig.

Dombaumeister von St. Stephan in Wien

Von 1556 bis 1578 war er Dombaumeister von St. Stephan in Wien. Im Februar 1556 predigte Petrus Canisius im vollbesetzten Dom. Er zählte zu den ersten Jesuiten, die seit 1551 nach Wien beordert wurden, um die Gegenreformation einzuleiten.

Mit der Instruktion zum Kauf von Marmorsteinen 1556 und als Baumeister zu St. Stephan erhielt er das Recht, das er ainen oder zwen gesellen auf seinen aigen Unkosten halten mag, die im in der Stainhuttn aus Merblstain Epitaphia machen. Über die Ankäufe von Marmor (bis in das 16. Jahrhundert ausschließlich der rote Marmor von Adnet bei Hallein) gibt es keine Belege.

Saphoysche Haube

1556 ist auch ein Caspar Saphoy als leitender Meister in der Dombauhütte bezeugt. Meister Hans Saphoy erneuerte die Gewölbe. In seiner Ära musste der Plan, den Adlerturm (Nordturm) zu vollenden, endgültig fallengelassen werden, da Wien eine protestantische Stadt geworden war. Die Niederösterreichischen Stände gingen wieder schärfer gegen die Protestanten vor, lutherische Gottesdienste wurden in den Bürgerhäusern verboten und die evangelischen Predigten im Rathaus untersagt.

Saphoy löste dieses architektonische Problem mit Einfühlungsvermögen. Er setzte auf den gewaltigen gotischen Turmstumpf ein kleines achteckiges Glockentürmchen, eine Kuppel als schlichten Abschluss, die sogenannte Saphoysche Haube.

Ab 1558 war für den Dombaumeister die Obrigkeit Bischof Anton Brus von Müglitz, Großmeister im Ritterorden der Kreuzherren mit dem Roten Stern und von Kaiser Ferdinand I. ernannter oberster Feldprediger und Generalvikar für die kaiserlichen Truppen. 1563 folgte Administrator Urban Sagstetter, Bischof von Gurk, der um einen Ausgleich mit den Protestanten bemüht war und 1568 resignierte. Saphoys letzter Bischof war Johann Caspar Neubeck, der in der von Jesuiten geleiteten Universität Freiburg ausgebildet wurde.

Renaissancegrabmal Rafael Podmanickýs in Považská Bystrica

Die tschechische Akademie identifizierte 2005 diese Steinskulptur aus dem Jahre 1559 in Považská Bystrica als Arbeit von Hans Saphoy.

Stallburg der Wiener Hofburg

In der Stallburg, dem Renaissancepalast um einen quadratischen Arkadenhof, erfolgte im Auftrage von Kaiser Ferdinand I. von 1558 bis 1562 der Umbau der Hofstallungen unter der Leitung Hans Saphoy, Dombaumeister zu St. Stephan, mit den Steinmetzen und Bildhauern Antonius und Pietro Solari und Antonius Gardesoni aus dem kaiserlichen Steinbruch.

In erster Ehe heiratete er Regina Eggsteiner, Tochter des Bürgermeisters von Eggenburg. Eine zweite Ehe schloss er 1563 mit Ursula Eberlin. Diese erhielt zwei Jahre nach seinem Tod für ihre fünf Kinder 50 fl Gnadengeld.

Kaiserlicher Baumeister

Am 14. Juli 1569 wurde er an Stelle Benedict Kölbls zum kaiserlichen Baumeister der niederösterreichischen Lande mit einer jährlichen Besoldung von 200 fl ernannt. Kaiser Maximilian II. verlangte 1570 die Entlassung seines Baumeisters aus der Leibeigenschaft der Reichsabtei Salem.

Renaissanceportal, 1571
Stiege zur Verordnetenstube, harter Kaiserstein

Niederösterreichisches Landhaus

Saphoy leitete in den Jahren 1567 bis 1578 die Bauarbeiten. Das von den Niederösterreichischen Ständen 1513 angekaufte Liechtenstein´sche Haus wurde umgestaltet und durch Zubauten und Aufstockungen erweitert. Die Stände kauften Mitte des 16. Jahrhunderts die erforderlichen Steine selbst ein: für eine kunstvolle Tür, den Aufgang in das Verordnetenzimmer, Burgschleinitzer Stein, also Zogelsdorfer Stein, etc. Laut Rechnung hatte Saphoy die Steine für die Stiege zur Verordnetenstube als stiegenstaffel von hartem stain vom Leyterberg, also von hartem Kaisersteinbrucher Stein bezogen.

Durch Saphoy entstand der Kernteil des Palastes, mit Vorhalle und großem Saal, der Verordnetenstube. Er wölbte die Stuben und setzte die malerischen Pfeilerlauben der Stiegenaufgänge vor die schlichten Fassaden des Hofes. Von ihm stammen die großen Marmorportale und die weite Kassettenwölbung des 1710 barock ausgemalten Saales. Die verschiedenen Kapitelle des großen Marmorportales in der Verordnetenstube zeigen in der Variation der Formen wie weit sich Saphoy von den klassischen Vorbildern der italienischen Renaissance entfernt hatte. Der Umfang dieses Auftrages kann aus den Gesamtkosten von 5.553 Gulden ermessen werden.

Der weiße kristalline Marmor von Strechau in der Steiermark wurde der Überlieferung nach für die Tür- und Fenstergewände des neuen Landhauses 1569 bestellt. Hans Saphoy reiste zweimal nach Strechau, um das Brechen und den Transport der Stücke einzuleiten. Da sich jedoch an noch erhaltenen Marmorteilen nur Material aus Adnet befindet, ist die Lieferung wohl wegen Transportschwierigkeiten nicht zustande gekommen.[1]

Er kaufte 1569 das Haus 1; Wipplingerstraße 10 (Stoß im Himmel 1, „Zum goldenen Esel“), das er seinen Kindern Sebastian (nachmals Wassermautbeschauer in Stein/Donau) und Anna Maria, verehelichte Jäger, hinterließ.

Der kaiserlicher Baumeister der NÖ-Lande arbeitete von 1569 bis 1578 mit Pietro Ferabosco in der Hofburg und am Arsenal, 1571 bei Ausbesserungen am Schloss Ebenfurth, 1575 in Steyr wo er die durch das Hochwasser von 1572 entstandenen Schäden an der Stadtmauer und an den Häusern besichtigte, und in Wolfpassing, hier plante er für Heinrich von Hardegg ein Herrenhaus.

Burg Weitra

Ab 1508 wurde Weitra mehrfach verpfändet. Obwohl Hans Saphoy die ärgsten Mängel der alten Burg beseitigt hatte, entsprach sie nicht mehr den Vorstellungen eines herrschaftlichen Sitzes. 1582 schenkte Kaiser Rudolf II. Burg und Stadt seinem Oberstkämmerer Wolf Siegmund Rumpf Freiherr von Wielroß (Wullroß). 1584 legte der kaiserliche Architekt Pietro Ferabosco Pläne für die Umwandlung der Burg in ein zeitgemäßes Schloss vor.

Familienepitaph in der Klosterkirche zu Salem

Von Wien aus stiftete er 1570 für die Klosterkirche in Salem ein Epitaph für seine dort bestatteten Vorfahren, den Mitgliedern der Savoyen-Salem-Sippe. Durch das Haus Habsburg ist die Ansiedlung der ersten Savoyen-Meister um 1330 in Salem erfolgt.

Am 8. November 1578 starb Hans Saphoy und wurde am St. Stephansfriedhof begraben. Seine Grabtafel ist verschollen.

Einzelnachweise

  1. Alois Kieslinger: Einkäufe von Marmor im 16. Jahrhundert. In: Restauratorenblätter. Band 3. 1979, S. 26–107

Literatur

  • Alois Kieslinger: Die Steine von St. Stephan. Herold 1949.
  • Harry Kühnel: Forschungsergebnisse zur Geschichte der Wiener Hofburg im 16. Jahrhundert I.+ II.In: Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung Nr. 6+9, 1956/1957.
  • Reclam-Kunstführer Österreich: Baudenkmäler Wien. 1961.
  • Baldass, Feuchtmüller, Mrazek: Renaissance in Österreich. Wien 1966.
  • Rupert Feuchtmüller: Der Wiener Stephansdom. Dom-Verlag, Wien 1978.
  • Franz Loidl, Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Wien 1983, ISBN 3-85268-080-8.
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 5. Wien 1995, ISBN 3-218-00547-7.
  • Österreich Lexikon. 2 Bände. Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon 1995, ISBN 3-95004-380-2.
  • Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände. Museums- und Kulturverein, Kaisersteinbruch 2002–2004.

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