Hasan al-Basri

Hasan al-Basri

al-Hasan al-Basriالحسن البصري‎ / al-Ḥasan al-Baṣrī (* 642 in Medina; † 728 in Basra) war ein muslimischer Theologe, Koranexeget und Asket (zahid).

Er war der Sohn eines persischen Sklaven, der während der Eroberungskriege nach Medina gebracht worden war. Nach der Schlacht von Siffin ließ sich al-Hasan in Basra nieder, wo er wegen seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit allgemein geschätzt wurde. In seinen jungen Jahren, zwischen 663 und 666, nahm er an mehreren Eroberungszügen muslimischer Truppen in den Iran teil. Er war ein politischer Gegner des zweiten Umayyadenkalifen Yazid I. (680-683), während dessen Herrschaft der zweite Bürgerkrieg (Fitna) den gesamten Irak, Syrien und den Hedschas erfasste.

Da unter seinen Schülern auch die Begründer der Mu'tazila – Wasil ibn 'Ata' und 'Amr ibn 'Ubaid – genannt werden, nennt man al-Hasan al-Basri ebenfalls unter den ersten Vertretern der mu'tazilitischen Theologie. Bekannt ist er auch als Anhänger der Lehre von der Willensfreiheit, die in seinen koranexegetischen Ausführungen manchmal ihre Spuren hinterließ. Er betrachtete Willkür und Ungerechtigkeit der Obrigkeit als den Ausdruck von Gottes Willen, gegen den man sich nicht erheben dürfe (taghyir al-ma'asi ‏ تغيير المعاصي‎ / taġyīru ʾl-maʿāṣī), sondern diese mit Geduld zu ertragen habe. Zugleich sprach er dem Sünder das Recht ab zu behaupten, dass Gott der Schöpfer aller Handlungen des Menschen sei; vielmehr sei der Sünder für seine Taten selbst verantwortlich.

Sein Beitrag zur arabischen Prosa seiner Zeit muss enorm gewesen sein, da seine Sprüche zur Frömmigkeit in späteren Prosaschriften und anthologischen Sammlungen, z.B. bei al-Mubarrad, von der Nachwelt eifrig zitiert werden: ‏اجعل الدنيا كالقنطرة تجوز عليها ولا تعمرها‎ / iǧʿali ʾd-dunyā ka-ʾl-qanṭarati taǧūzu ʿalayhā wa-lā taʿmuru-hā /„Mach aus der Welt eine Art von Brücke, die du überschreitest, sie aber nicht errichtest“.

al-Hasan al-Basri hatte großen Einfluss auf die mystische Richtung der Theologie, wodurch er bei den Sufis (islamische Mystiker) als ein sehr früher Vertreter ihrer Lehren betrachtet wird.

Auf dem Weg zur Kanonisierung des Korantextes auf die Initiative des Kalifen Abd al-Malik ibn Marwan (regiert zwischen 685-705), rund 50 Jahre nach der ersten „Redaktion“ des Korans, war al-Hasan al-Basri als anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Koranwissenschaften eine der zentralen Gestalten unter den Gelehrten des Irak.

Seine Beiträge zur Gestaltung der Jurisprudenz (Fiqh) sind in einigen isoliert stehenden Fragmenten in der Hadith-Literatur überliefert, deren Authentizität allerdings umstritten ist.

Von seinen Schriften ist nichts erhalten; seine koranexegetischen Ausführungen zu einigen Versen der Offenbarung und seine Lesevarianten (qira'at) zum Korantext sind durch irakische Vermittlung in den späteren tafsir-Werken verarbeitet worden. Die erste, im 2. muslimischen Jahrhundert (8. Jahrhundert n. Chr.) schriftlich überlieferte und in ihrer ursprünglichen Form heute noch erhaltene Koranexegese, in der die Auslegungen von al-Hasan al-Basri zum Koran konsequent berücksichtigt worden sind, ist das Werk des ägyptischen Gelehrten Abd Allah ibn Wahb († 817). Sein Sendschreiben mit moralischen Ermahnungen an den Kalifen Umar Ibn Abd al-Aziz ist in seiner relativ spät zusammengestellten Biographie bei Abu 'l-Nu'aim al-Isfahani aus dem 11. Jahrhundert überliefert.

Literatur

  • G.H.A. Juynboll: Muslim Tradition. S. 49-55. Cambridge University Press 1983. ISBN 0-521-25382-9
  • Gotthelf Bergsträsser: Die Koranlesung des Hasan von Basra. In: Islamica 2 (1926) 11-57.
  • Omar Hamdan: Studien zur Kanonisierung des Korantextes. Al-Ḥasan al-Baṣrīs Beiträge zur Geschichte des Korans.Harrassowitz, Wiesbaden 2006
  • Helmut Ritter: Studien zur Geschichte der islamischen Frömmigkeit. In: Der Islam 21 (1933)1-83
  • L. Massignon: Essai sur les origines du lexique technique de la mystique musulmane. Paris 1922, 152-75
  • Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. Bd. I. 591-594. Brill, Leiden 1967
  • Encyclopaedia of Islam. New Edition.III.247. Brill, Leiden

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