Hattusili I.

Hattusili I.

Hattušili I. († in Kuššara) war ein hethitischer Großkönig. Unter seiner Herrschaft gewann das Hethiterreich einen Status, der dem einer Großmacht nahe kommt. Allerdings gingen die Eroberungen unter seinen Nachfolgern verloren, da es zu Königsmorden und damit verbundenen Unruhen kam. Des Weiteren nahm er den Titel Labarna an und machte Hattuša zur Hauptstadt, die dies, mit kurzen Unterbrechungen, bis zum Ende des hethitischen Reiches blieb.

Inhaltsverzeichnis

Quellen

Quelle für die Regierungszeit Hattušilis ist ein Text (Annalen des Hattušili), der sich mit den Feldzügen Hattušilis befasst. Er ist während dessen Regentschaft geschrieben und behandelt nicht datierte (Datierungen sind bei hethitischen Texten allgemein unüblich) Kriegszüge in einem Sechsjahreszeitraum.

Eine weitere Quelle ist ein Text, der während des Sterbens Hattušilis verfasst wurde und sich mit den Problemen der Nachfolgeregelungen beschäftigt. Auch ist ein Brief Hattušilis an Tunip-Teššup bekannt.

Datierung

Ultra-kurze Chronologie Kurze Chronologie Mittlere Chronologie
1533 v. Chr. - 1508 v. Chr. 1565 v. Chr. - 1540 v. Chr. 1629 v. Chr. - 1604 v. Chr.

Leben

Herkunft und Feldzüge

Nach einem Annalentext Hattušilis war er ein naher Verwandter oder Neffe der Frau (Tawananna) des hethitischen Herrschers Labarna, dessen Identität ungeklärt ist. Ungefähr 1565 v. Chr. wurde er Großkönig und trug, wie alle seine Nachfolger, den Titel Labarna. Er stammte aus Kuššara. Da Hattusili kein direkter Nachkomme des Labarna war, sind Unregelmäßigkeiten bei der Thronbesteigung nicht auszuschließen. Allerdings rechnete er sich zur Familie des Pithana hinzu. So hat er zu Beginn seiner Kriegszüge die Stadt Sanahuitta belagert, welche sich schon gegen seinen Großvater erhoben hatte.

„... marschierte gegen Sanahuitta. Er zerstörte es nicht, nur das Land verwüstete er.“ (Auszug aus hethitischer Quelle)

Vermutlich war dieser Feldzug jedoch eine Niederlage, die später beschönigt wurde, da die Stadt bestand und Hattušili keine Geschenke aus ihr erhielt, was bei einem Sieg das Wenigste gewesen wäre. Zu beachten ist, dass Hattusilis Kriege eher den Charakter von Beutezügen hatten, deren Erfolg auf dem Überraschungsmoment basierte.

Hattusili zerstörte auch die Stadt Zalpa, an der Mündung des Marassanta (Halys) ins Schwarze Meer gelegen und brachte viele Gaben für die Götter daheim mit.

Ziel seiner nächsten Überfälle im 4. Jahr der Feldzüge war wohl das Reich von Jamchad mit der Hauptstadt Halpa in Syrien, das die Handelswege des Zinns kontrollierte, das vermutlich aus dem Gebiet des heutigen Usbekistan kam. Dieses war für die Bronzeherstellung wichtig. Das Reich von Jamchad war bisher wahrscheinlich keinen Bedrohungen vom Taurus her ausgesetzt gewesen und daher scheint Hattusili zunächst kaum auf Gegenwehr gestoßen zu sein. Die in der Nähe des Mittelmeers gelegene Vasallenstadt Halpas, Alalach, die dessen westliche Handelswege kontrollierte, wurde zerstört. Diese Zerstörung scheint archäologisch durch Auffindung von Verwüstungen in Schicht VII dieser Stadt nachgewiesen zu sein. Bevor Truppen aus Halpa zu Hilfe kommen konnten, zog sich Hattušili nach Nordosten zurück. Auf diesem Weg zerstörte er die Städte Ikakali, Tanšinija und Warsiwa. Letztere soll nach einem anderen Text schwer zu erobern gewesen sein, weil der Belagerungsring durchlässig war (also Nahrungsbeschaffer und feindliche Spione ungehindert passieren konnten) und sogar der hethitische Rammbock zerstört wurde. Es ist allerdings nicht gesichert, ob es sich um denselben Feldzug handelt.

Ein weiterer Feldzug richtete sich im darauf folgenden Jahr nach Arzawa im Westen. Das dortige Gebiet bestand aus einer Vielzahl kleiner Königreiche.

„Im folgenden Jahr marschierte ich gegen Arzawa und nahm Rinder und Schafe.“ (Auszug aus hethitischer Quelle)

Unabhängig davon, ob es sich um eine Strafexpedition oder einen Eroberungsfeldzug handelte, ist die Tatsache, dass in zitierten Annalen nur von Rindern und Schafen gesprochen wird, ein Hinweis auf einen eventuellen Misserfolg. Hätte er mehr erobert, hätte er es sicherlich auch angegeben.

Dieser Misserfolg ist darauf zurückzuführen, dass sich das Reich von Halpa mit den Hurritern (dem späteren Reich Mitanni) verbündeten und gemeinsam ein Heer nach dem hethitischen Kernland entsandten. Wohl als Reaktion hierauf fielen auch die anatolischen Fürsten von Hattusili ab, sodass dieser einige Monate mit dem Kampf gegen die Hurriter verbracht, ehe sie anzogen und der Großteil der abgefallenen Vasallen sich wieder unterwarf. Die Stadt Ulma (oder Ullamma), die ihm die Oberherrschaft verweigerte, wurde zerstört und ihr Wiederaufbau verboten. Sanahuitte hielt ein ganzes Jahr stand, wurde aber schließlich auch erobert.

Bei seinen folgenden militärischen Unternehmungen scheint Hattusili verstärkt auch auf Diplomatie zurückgegriffen haben. So ist ein in Akkadisch abgefasster Brief Hattušilis an einen gewissen Tunip-Teššup, den Fürsten der Stadt Tikunani, bekannt, in dem er diesen dazu bewegen will, einen gemeinsamen Kriegszug gegen dessen Nachbarn zu unternehmen und die Beute zu teilen.

Ein weiterer Feldzug nach Syrien folgte, wohl, weil nun Halpa im Fokus der Feldzüge Hattusilis stand. [1] Zaruna wurde zerstört und Hassuwa nach Überquerung des Flusses Puruna, trotz der Hilfe Halpas gegen die Hethiter, erobert. Dasselbe Schicksal widerfuhr Zippasna und Hahha. Die Herrscher von Hahha und Hassuwa wurden vor einen Ochsenkarren gespannt und es wurde große Beute gemacht:

„... zweimal zwei Wagen waren mit Silber beladen.“ (Auszug aus hethitischer Quelle)

Die meisten der besagten Städte sind noch nicht genau lokalisiert. Sicher ist aber, dass sich Hattusili über das Taurusgebirge nach Osten wandte und anschließend den Euphrat im Süden überquerte. Diese Tat hob er besonders hervor, da sie zuletzt dem 500 Jahre zuvor herrschenden Sargon von Akkad geglückt war, dessen Reich ungefähr den Umfang dessen Hattušilis hatte.

Verlegung der Residenz nach Hattusa und Tod

Hattusili (übersetzt: "der von Hattuša") verlegte die Hauptstadt von Kuššara nach Hattuša, wobei sowohl der genaue Zeitpunkt noch der Grund des Umzugs noch der Aufbau Hattušas vor dem Zeitpunkt des Umzugs vorhanden. Hattuša blieb, mit kurzen Unterbrechungen, bis zum Ende der Hethiterherrschaft Hauptstadt.

In seinen letzten Jahren berief er den Panku (eine Art Adeligenversammlung oder Hofrat) ein, auf dem über die Nachfolge entschieden werden sollte. Nachdem zwei seiner als Statthalter eingesetzten Söhne sowie seine Tochter in der Hauptstadt rebelliert hatten, sah er nach deren Niederlage zuerst seinen Neffen als Nachfolger vor. Dieser erregte jedoch bald sein Missfallen und wurde verbannt. Schließlich wurde sein Enkel Muršili, dem er im bereits oben erwähnten Text den Rat gab, sich an die Anweisungen des Panku zu halten, solange er minderjährig sei, Thronfolger. Dieser Text ist sprachlich reich an stilistischen Mitteln wie wörtlicher Rede und Metaphern. Kern des Schriftstücks ist die Einsetzung Mursilis als Nachfolger.

"[In meiner Familie] ist bis jetzt keiner meinem Willen gefolgt. [Du bist me]in [Sohn,] Mursili! Folge Du ihm. Achte [des Vaters Wo]rt. [...] Und Hattusa wird aufrecht dastehen und mein Land wird dann [in Frie]den sein. Wenn Ihr aber das Wort des Königs nicht achtet, werdet Ihr nicht [lange] leben und zugrunde gehen." [1]

Hattušili starb um in Kuššara.

Literatur

  • Birgit Brandau, Hartmut Schickert: Hethiter – Die unbekannte Weltmacht
  • Jörg Klinger: Die Hethiter, Beck, München 2007, ISBN 3-406-53625-5, S.27, 35-40, 49, 62, 65, 77, 87.

Anmerkungen und Belege

  1. a b Jörg Klinger: Die Hethiter, Beck, München 2007, S. 39-40.



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