Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Logo des Hauses der Geschichte

Das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn ist ein Museum zur deutschen Zeitgeschichte. Mit 850.000 Besuchern jährlich (Stand 2008) ist es eines der meist besuchten Museen in Deutschland.[1] Ebenso wie das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig und die „Sammlung Industrielle Gestaltung“ in Berlin ist das Haus Teil der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Das Museum zeigt in seiner Dauerausstellung die deutsche Geschichte von 1945 bis zur Gegenwart und setzt in zahlreichen Wechsel- und Wanderausstellungen zusätzliche Akzente. Unweit des Museums unterhält das Haus der Geschichte eine Karikaturengalerie, in der politische Karikaturen der über 75.000 Exemplare umfassenden Sammlung gezeigt werden. Das Haus der Geschichte organisiert Führungen durch das Palais Schaumburg und den früheren Sitz des Bundesrats.

Das Haus der Geschichte in Bonn
Kellereingang von der U-Bahn-Haltestelle Heussallee/Museumsmeile

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Haus der Geschichte befindet sich an der Bundesstraße 9 an der Museumsmeile in der zum Bundesviertel gehörenden Gronau, dem ehemaligen Parlaments- und Regierungsviertel. Wenige Meter südlicher liegen das Kunstmuseum Bonn und die Bundeskunsthalle, die Museen gehören ebenfalls zur Museumsmeile. Diese Museen teilen sich die unterhalb des Hauses der Geschichte gelegene U-Bahn-Haltestelle Museumsmeile/Heussallee, von der aus es einen direkten Zugang ins Kellergeschoss des Museums gibt.

Geschichte

Der damalige Bundeskanzler und studierte Historiker Helmut Kohl forderte direkt nach seinem Amtsantritt in seiner Regierungserklärung vom 13. Oktober 1982 den Aufbau einer Sammlung zur Geschichte Deutschlands und der deutschen Teilung seit 1945. Im darauffolgenden Jahr konkretisierte er seine Vorstellungen in einer weiteren Regierungserklärung. 1986 begann die Umsetzung dieses Auftrages in Bonn mit dem Aufbau einer historischen Sammlung, der Planung der Dauerausstellung und dem Bau des Museumsgebäudes. Der Deutsche Bundestag bestätigte die Institution 1989 in einem eigenständigen Stiftungsgesetz. Erster Präsident der Stiftung war fast zwanzig Jahre lang Hermann Schäfer, im Juni 2007 wurde sein langjähriger Stellvertreter Hans-Walter Hütter als Nachfolger bestimmt. Das Museum wurde am 14. Juni 1994 von Helmut Kohl eröffnet.

Bau

Das Museumsgebäude wurde 1985 von dem Architektenehepaar Ingeborg und Hartmut Rüdiger aus Braunschweig im Rahmen eines Architekturwettbewerbs entworfen. Die Bauarbeiten begannen im September 1989. Der Museumsbau hat eine Gesamtnutzfläche von rund 22.000 m². Für die Dauerausstellung stehen über 4.000 m², für Wechselausstellungen mehr als 650 m² zur Verfügung.

Struktur

Die selbstständige Stiftung öffentlichen Rechts Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wird getragen und finanziert von der Bundesrepublik Deutschland. Die vier Organe der Stiftung sind das Kuratorium, der Wissenschaftliche Beirat, der Arbeitskreis gesellschaftlicher Gruppen und der Präsident. Das Kuratorium entscheidet als Aufsicht führendes Gremium über den Haushalt und die Grundzüge der Programmgestaltung sowie über Personalentscheidungen von wesentlicher Bedeutung. Es setzt sich drittelparitätisch aus Vertretern der Fraktionen des Deutschen Bundestages, der Bundesregierung und Repräsentanten aller Bundesländer zusammen. Die Beteiligung der Länder trägt ihrer Kulturhoheit Rechnung. Vorsitzende des Kuratoriums ist seit Juni 2008 Frau Dr. Berggreen-Merkel. Der Wissenschaftliche Beirat (Vorsitzender Lothar Gall) berät das Kuratorium und den Präsidenten der Stiftung im Rahmen des gesetzlichen Auftrags vor allem bei der konzeptionellen Vorbereitung der Wechselausstellungen und der inhaltlichen Arbeit an der Dauerausstellung. Der Wissenschaftliche Beirat, dem Historiker, Politikwissenschaftler, Völkerrechtler und Museumsfachleute angehören, ist ein wichtiger Garant für die Unabhängigkeit der Stiftung von politischer Einflussnahme. Der Arbeitskreis gesellschaftlicher Gruppen (Vorsitzender Karl Jüsten) versteht sich als Interessenvertretung der Besucher. Eine Vielzahl gesellschaftlich relevanter Kräfte, darunter die großen Religionsgemeinschaften, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, Vertreter des Bundesausländerbeirats, des Deutschen Frauenrats, des Deutschen Kulturrats, des Deutschen Sportbundes, des Bundes der Vertriebenen, des Deutschen Bundesjugendrings und der kommunalen Spitzenverbände, bündeln ihre Interessen innerhalb des Arbeitskreises, der sowohl das Kuratorium als auch den Stiftungspräsidenten berät. Der Präsident der Stiftung, Hans Walter Hütter, führt die Geschäfte der Stiftung und entscheidet in allen Angelegenheiten, sofern dafür nicht das Kuratorium zuständig ist.

Konzeption

Besonderen Wert legt das Museum auf Besucherorientierung sowie auf eine lebendige Darstellung der historischen Ereignisse. Unter dem Leitspruch „Geschichte erleben“ besteht das Konzept darin, historische Objekte „in Szene zu setzen“ und damit für die Besucher zum Leben zu erwecken. Dies geschieht auch unter Verwendung historischer Film- und Tondokumente. Während die politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der DDR den roten Faden der Dauerausstellung bildet, ermöglicht die Darstellung von Alltags- und Kulturgeschichte den Besuchern die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und fördert zudem den Dialog zwischen den Generationen. Neben den Ausstellungen finden im Haus der Geschichte in Bonn zahlreiche wissenschaftliche Tagungen und Veranstaltungen statt. Ein Informationszentrum mit einer Präsenzbibliothek ermöglicht die individuelle Vertiefung von historischen Themen.

Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig (ZFL) ist das zweite Museum der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Das auf Vorschlag der Unabhängigen Föderalismuskommission von Bundestag und Bundesrat von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland aufgebaute Museum wurde am 9. Oktober 1999 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnet. Die Dauerausstellung des Museums erinnert an Opposition, Widerstand und Zivilcourage in der DDR vor dem Hintergrund der deutschen Teilung. Die beiden Museen in Bonn und Leipzig arbeiten eng zusammen. Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig ist Rainer Eckert.

Römischer Keller

Beim Bau des Gebäudes wurden zahlreiche Funde aus dem römischen Bonn sichergestellt. Sie sind heute im Kellergeschoss des Hauses zu besichtigen. Zu diesen Funden gehören Teile eines Kellers, der zu einem Wohnhaus der zivilen Siedlung, dem „vicus bonnensis“, gehörte. Hier hatten sich Handwerker und Händler niedergelassen. Außerdem gehören Alltags- und Kultgegenstände zu den Funden.

Wechsel- und Wanderausstellungen

Das Haus der Geschichte präsentiert zahlreiche Wechselausstellungen zu historisch relevanten, oftmals lebensweltlichen Themen in seiner Wechselausstellungshalle (große Ausstellungen), im Foyer des Hauses (kleine Ausstellungen) sowie im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Die Wechselausstellungen werden in Bonn und Leipzig gezeigt. Einige der Ausstellungen werden von Beginn an als Wanderausstellungen konzipiert bzw. nachträglich modifiziert und an interessierte Institutionen weitergegeben.

Zahlreiche Wechselausstellungen entwickelten sich zum Besuchermagneten mit bis zu 170 000 Besuchen in Bonn. Besondere Anerkennung erfuhr das Haus der Geschichte für seine Wechselausstellung „Flucht, Vertreibung, Integration“, die sich mit dem sensiblen Thema der Flucht und Vertreibung von Deutschen in Folge des von Hitler entfesselten Zweiten Weltkrieges sowie ihrer anschließenden Integration in der Bundesrepublik und der DDR auseinandersetzt. Ebenfalls großer Beliebtheit erfreuten sich die Wechselausstellungen „Bilder und Macht im 20. Jahrhundert“ sowie „Bilder die Lügen“ oder die Musikschauen „Rock! Jugend und Musik in Deutschland“ und „Elvis in Deutschland“.

Wechselausstellungen

Für 2009 ist vorgesehen, im HdG die bisher größte Ausstellung zum Werk von Loriot (Loriot. Die Hommage zum 85. Geburtstag) zu zeigen. Sie wurde anlässlich seines 85. Geburtstag im November 2008 im Berliner Film- und Fernsehmuseum am Potsdamer Platz eröffnet.[2]

LeMO

Das Haus der Geschichte betreibt zusammen mit dem Deutschen Historischen Museum in Berlin ein umfangreiches Internetangebot, genannt LeMO (Lebendiges virtuelles Museum Online), mit Informationen zur deutschen Geschichte von 1871 bis zur Gegenwart. Über 30.000 HTML-Seiten, 165.000 Abbildungen, Audio- und Videoaufnahmen stehen im WWW bereit.

Auszeichnungen

Seit seiner Eröffnung wurde das Haus der Geschichte vielfach für seine Arbeit ausgezeichnet. Deutlichstes Urteil für die Qualität des Museums war die Empfehlung 1283 des Europarates aus dem Jahre 1996, überall in Europa nationale Geschichtsmuseen nach dem Vorbild des Hauses der Geschichte in Bonn zu errichten. Neben zahlreichen weiteren Preisen wurde 2002 der 360°-Video-Rundgang „Erlebnis Geschichte. Unterwegs im Museum für Zeitgeschichte“ und im Jahre 2000 das Internet-Projekt „Lebendiges virtuelles Museum online“ (LeMO) mit dem „Master of Excellence“ in der Kategorie „New-media-gestützte Kommunikationskonzepte“ durch die Corporate Media ausgezeichnet. Bereits 1995 erhielt das Haus in einer einstimmigen Entscheidung den Museumspreis des Europarates.

Literatur

  • Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Hg.), Tätigkeitsbericht 2003–2004, Bonn 2005.
  • Dies. (Hg.), Erlebnis Geschichte, 4., neu bearbeitete und ergänzte Auflage, Bergisch Gladbach 2003.
  • Dies. (Hg.), Begleiter durch die Ausstellung, Bonn 2002.
  • Dies./Zeitgeschichtliches Forum Leipzig (Hg.), Einsichten. Diktatur und Widerstand in der DDR, Leipzig 2001.
  • Dies./Zeitgeschichtliches Forum Leipzig (Hg.), Demokratie jetzt oder nie! Diktatur-Widerstand-Alltag, Leipzig 2008.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der Stiftung vom 15.Januar 2009, zitiert im Bonner General-Anzeiger, 16.Januar 2009, Seite 14
  2. Loriot. Die Hommage zum 85. Geburtstag

Weblinks

50.7173980845017.11853981018077Koordinaten: 50° 43′ 2,63″ N, 7° 7′ 6,74″ O


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