Hausstaubmilbe

Hausstaubmilbe
Hausstaubmilben
Hausstaubmilbe

Hausstaubmilbe

Systematik
Stamm: Arthropoda
Unterstamm: Chelicerata
Klasse: Arachnida
Ordnung: Acari
Familie: Pyroglyphideae
Gattung: Hausstaubmilben
Wissenschaftlicher Name
Dermatophagoides
Bogdanov, 1864

Hausstaubmilben zählen als Milben zu den Spinnentieren. Die häufigsten Hausstaubmilbenarten sind Dermatophagoides pteronyssinus und Dermatophagoides farinae (Dermatophagoides = Hautfresser). Weltweit gibt es etwa 150 Arten. Sie sind ca. 0,1 bis 0,5 mm groß und haben 8 Beine.

Hausstaubmilben ernähren sich von abgefallenen Hautschuppen, von denen der Mensch pro Tag bis zu 1,5 g verliert. Diese Schuppen müssen aber erst von dem Pilz aspergillus repens verdaut werden, bevor sie für die Milben nutzbar sind. Da die Milben diesen Pilz auch auf ihrem Körper tragen, wird er bei deren Bewegungen ständig verteilt. Die Milben leben in Betten, Teppichen und Polstermöbeln. Ihr Kot enthält allergieauslösende Bestandteile, diese verteilen sich als feiner Staub (Partikelgröße etwa 35 µm[1]), werden eingeatmet und können Allergien, wie zum Beispiel Hausstauballergien hervorrufen. Hausstaubmilben haben ideale Lebensbedingungen bei Raumtemperaturen von 25 Grad und einer relativen Luftfeuchte von 70 %. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von weniger als 50 % sterben sie ab.

Inhaltsverzeichnis

Vermehrung

Die Entwicklung vom Ei zur Erwachsenenform dauert drei bis vier Wochen. Erwachsene Milben leben in dieser Form sechs Wochen, in der weibliche Exemplare 40-80 Eier legen. Paarungsbereite Tiere finden sich durch Sexuallockstoffe (Pheromone).

Feinde

Angelockt durch den Sexuallockstoff wird auch die milbenfressende Milbe Cheyletus, von der es aber wenige gibt. Ein weiterer natürlicher Feind ist der Bücherskorpion. Auch Silberfischchen ernähren sich unter anderem von Hausstaubmilben.

Ökologie

Über 1200, nach anderen Aussagen über 1700 Höhenmetern haben die Milben keine günstigen Lebensbedingungen mehr. Hochgebirgsaufenthalte können deshalb Allergikern Linderung verschaffen. Höhenluft enthält weniger Luftfeuchtigkeit, was Milben nicht mögen. Die höchste Konzentration von Hausstaubmilben findet sich meist in Kopfkissen, weil dort reichlich Hautschüppchen als Futter sowie viel Wärme und Feuchtigkeit vom Kopf des Schlafenden zu finden sind. Allein durch Atmen scheidet der Mensch pro Nacht 250-400 ml Wasser aus. Ein milbenfreies Kopfkissen gibt es daher nicht. Selbst gereinigte Kissen enthalten einige 10.000 der 0,3 mm großen Milben (Dermatophagoides pteronyssinus). Jahrelang ungewaschene Kissen (wenn nur der Bezug gewaschen wird) enthalten bis zu 400.000 Milben. Da Milben nur gut 6 Wochen leben, machen die lebenden und toten Milben in solch einem jahrelang nicht gewaschenen Kissen 10 % seines Gesamtgewichtes aus. Eine Hausstaubmilbe produziert ca. 20 Kotkügelchen am Tag. In ihrem ca. 6-wöchigen Leben summiert sich das Gewicht der Kotbällchen auf das 200-fache des Eigengewichts der Milbe. Ein Teelöffel voll Schlafzimmerstaub enthält im Schnitt fast 1000 Milben und 250.000 winzigster Kotkügelchen. Diese verbleiben weniger in den Kissen als tote Milben, sondern werden aufgrund ihrer Leichtigkeit und Form überwiegend in die Luft geschüttelt.

Maßnahmen gegen Milben

siehe auch: Hausstauballergie

Maßnahmen zur Verminderung von Allergiesymptomen sind: milbendichte Matratzen, halbjährliches Waschen von Kopfkissen und Oberbetten, Regelmäßige Reinigung (häufig feucht aufwischen, womit der allergieauslösende Kot entfernt wird), Lüften (reduziert die Luftfeuchtigkeit und transportiert viele der in der Luft schwebenden Kotkügelchen nach draußen) und wöchentliches Waschen der Bettwäsche bei 90 Grad. Wassertemperaturen über 60 Grad töten Hausstaubmilben; bei 40 Grad dagegen werden nur 6,5 Prozent der Tiere getötet. Effektiv aber soll sein, die Oberbetten und Kissen in einer Wäscherei waschen zu lassen, denn dort wird mit großvolumigen Maschinen und Trocknern gearbeitet. Somit kann sich die Wäsche besser entfalten, der Reinigungseffekt wird dadurch erheblich gesteigert (so zumindest laut Jung-Won Park in einem Vortrag auf der Internationalen Konferenz der American Thoracic Society[2]). Befallene Stofftiere (oder nicht waschbare Teile) können 24 Stunden lang in der Tiefkühltruhe eingelagert werden, müssen aber in Folie verpackt werden und auch bis zum vollständigen Auftauen darin belassen werden. Ferner wird geraten, „Staubfänger“ (Pflanzen, Vorhänge, offene Regale) im Haus, möglichst auch Polstermöbel und langflorige Teppiche zu vermeiden.

Es gibt Hinweise, dass kurzflorige Teppiche / Teppichböden den Hausstaub (bestehend aus Milbenkot, Hausstaub, Blütenpollen etc.) wirkungsvoll binden und damit die Konzentration in der Atemluft reduziert wird. Um das zu nutzen, bedarf es dann eines guten Staubsaugers mit leistungsfähigen Filtersystem. Die normalen Sauger sind in ihrer Leistung, Filterwirkung und insbesondere langfristiger Funktionssicherheit umstritten. Das (aus medizinischer Sicht) eindeutig beste System ist ein Zentralstaubsauger, bei welchem die Abluft nach Grobfilterung nach draußen abgegeben wird.

Pilzbekämpfungsmittel können die Nahrungsgrundlage der Milben zerstören. Manchmal wird das aus dem Niembaum gewonnene Öl zur Bekämpfung empfohlen. Seit einiger Zeit gibt es auch ein Antimilbenmittel auf rein mineralischer Basis, welches die Milbenkopulation stoppt und die Eiablage verhindert. Die Wirksamkeit der Mittel ist umstritten [3][4][5].

Aktuelle Wissenschaft

Eine Studie an 1.600 Kindern in Vietnam zeigte, dass bei Kindern mit intestinalem Wurmbefall die Chance einer Allergie gegen Hausstaubmilben nur 60 % so groß ist wie bei Kindern ohne Wurmbefall [6]

Quellen

  • Peter Brookesmith: Kleine Ungeheuer: die geheime Welt der winzigen Lebewesen. Gondrom Verlag GmbH, 1999, S. 122-128, ISBN 3-8112-1735-6
  • Gøtzsche PC, Hammarquist C, Burr M.: House dust mite control measures in the management of asthma: meta-analysis, in: Br Med J 1998; 317: 1105-10
  1. Quarks & Co vom 13.04.2004 - Immer dieser Staub
  2. www.wissenschaft.de: Nur eine Wäsche bei mehr als 60 Grad tötet Hausstaubmilben zuverlässig ab
  3. Da lachen ja die Milben, ÖKO-TEST Jahrbuch Gesundheit für 2004
  4. Institut für Umweltkrankheiten (IFU) Bad Emstal: Untersuchung zur Wirksamkeit von Neem-öl (TN-MP100) auf lebende Milben (Feldversuch 1 Jahr). IFU Bad Emstal 1998. Nachzulesen im ÖKO-TEST Forum
  5. Artikel in BR-Online zu Antimilbenmitteln
  6. Zitiert nach "Intestinal worms may not be totally bad news", New Scientist, Ausgabe 2585, 6. Januar 2007, S. 15.

Weblinks


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