Hawaiianische Religion

Hawaiianische Religion

Die traditionelle hawaiische Religion hat die Entdeckung des Hawaiʻi-Archipels durch Europäer im Jahre 1778 keine 50 Jahre überlebt. Sie kannte viele Übereinstimmungen mit den Religionen anderer polynesischer Völker.

Die Hawaiische Sprache zeichnet sich durch charakteristische Lautverschiebungen gegenüber anderen polynesischen Sprachen aus. Die wichtigsten sind *K zu hawaiisch ʻOkina (Glottalverschlusslaut), *T zu hawaiisch K, *R zu hawaiisch L und *NG zu hawaiisch N. Die ursprüngliche, "gemeinpolynesische" Form ist zum besseren Verständnis beim Vergleich mit anderen polynesischen Göttern und religiösen Institutionen in Klammer hinzugefügt.

Hauptartikel: Hawaiische Sprache

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die traditionelle hawaiische Religion stimmt in so vielen Bereichen mit der anderer polynesischer Völker überein, dass man sicher davon ausgehen kann, dass ihre wesentlichen Elemente bei der Besiedelung Hawaiʻis von Zentralpolynesien aus bereits ausgebildet waren. Danach ist kein Einfluss von außerhalb Polynesiens nachweisbar.

Da Hawaiʻi keine eigene Schrift ausgebildet hatte, ist man beim Studium der Religion auf mündliche Überlieferungen angewiesen, die teilweise in den Jahrzehnten nach der Entdeckung durch Europäer und Amerikaner aufgezeichnet wurden. Des weiteren ist man auf die Berichte von Europäern angewiesen, die entweder Hawaiʻi besuchten oder dort ansässig wurden. Es gab keine systematische Erforschung der hawaiischen Religion zu einer Zeit, als sie noch intakt war.

Bereits wenige Jahre nach den ersten Kontakten waren viele Tabus durch den Kontakt mit den Europäern erschüttert, obwohl die Europäer sich den Tabus meist beugen mussten. Nach dem Tode Kamehamehas I. im Jahre 1819 wurde das wichtige Tabu, dass Frauen und Männer nicht gemeinsam essen dürfen, abgeschafft. Oft wird behauptet, dass damals alle Tabus abgeschafft worden seien, was nachweislich nicht der Fall war. Noch Jahre später sind neue Tabus erlassen worden. Mit der Abschaffung dieses zentralen Tabus war die traditionelle hawaiische Religion entscheidend geschwächt. Bereits 1820 kamen christliche Missionare ins Land, die die Unterstützung eines Teils der Adelsklasse hatten. In den nächsten Jahren traten die meisten Hawaiianer zum Christentum über und es wurden Verbote der alten Religion erlassen.

Der hawaiische Götterhimmel

Steinfigur aus Hawaiʻi
Kuka'ilimoku oder einfach Ku, Federskulptur des hawaiianischen Kriegsgottes, 18. Jahrhundert

Die vier großen Götter (ke kokoʻoha o ke akua = "Vereinigung der vier Götter") Lono, Kū, Kāne und Kanaloa galten als vor der Welt erschaffen und ewig.

Lono (*Rongo) war ein Fruchtbarkeitsgott, der auch für die Musik zuständig war. Er wurde mit dem Osten verbunden. Er stieg auf einem Regenbogen zur Erde hinab um dort Laka zu ehelichen. Ihm zu Ehrem wurde jedes Jahr das Makahiki Fest gefeiert.

(*) war der Mann der Göttin Hina, mit der er zusammen ein Götterpaar bildet, das einen Gegensatz in sich vereinigt. Nur ihm zu Ehren wurden Menschenopfer dargebracht.

Kāne (*Tāne) war der Schöpfer von Himmel und Erde. Er galt als guter Gott und wurde mit dem Norden verbunden. Er besaß eine kleine Muschelschale, die zu einem großen Schiff wurde, wenn sie auf das Wasser gesetzt wurde. In Pflanzenanbau wurde er mit der Sonne identifiziert.

Kanaloa (*Tangaroa) ist der Gott des Meeres und des Südens.

Göttinnen (akua wahine):

Hina, auch gleichgesetzt mit Haumea und Papa, ist der Prototyp der Göttin. Sie verkörpert alle Eigenschaften des Weibes.

Laka wird mit Schönheit und Tanz (hula) verbunden.

Pele ist die Göttin des Feuers und der Vulkane. Sie ist die Tochter von Haumea.

Kapo ist eine Schwester Peles und eine gefürchtete Hexe. Ihre mörderische Vagina fängt Männer.

Mana

Hauptartikel: Mana

Ein zentrales Element hawaiischer Glaubensvorstellungen ist „Mana“: In der hawaiischen Weltsicht ist dieser Begriff ungleich weiter gespannt, als in unserem Kulturkreis üblich, da die Hawaiianer eine Trennung zwischen jenseitiger und diesseitiger Welt in einer Form, wie sie uns geläufig ist, nicht kannten. Mana besitzt in der hawaiischen Kultur deshalb eine starke spirituelle Komponente. Es bezeichnet eine Kraft, die gleichermaßen die jenseitige Welt der Götter und Ahnen durchdringt, als auch die diesseitige Welt des täglichen Lebens.

Kapu

Mit dem Begriff Kapu (*Tapu), der als Tabu auch ins Deutsche drang, wurde in der traditionellen hawaiischen Gesellschaft ein unbedingtes Verbot bezeichnet, dessen Übertretung schwerste Strafen nach sich zog.

Könige hatten die Macht, Tabus zu erlassen und aufzuheben. Beispielsweise wurde ein Platz, auf dem Kapitän Cook wissenschaftliche Geräte aufstellte, tabuisiert. Ebenso wurde Cooks Schiff „Iphigenia“ von König Kamehameha I. auf Cooks Bitte mit einem Tabu belegt.

Wichtige Tabus betrafen bestimmte Speisen, Orte, Gegenstände, Tiere und Personen, die als Sitz oder Träger einer besonderen Art von Mana gekennzeichnet waren. Auch das Aussprechen bestimmter Worte oder Begriffe konnte auf solche Weise mit einem Verbot belegt sein.

Männer und Frauen durften nicht gemeinsam essen, außer auf Seereisen in kleinen Kanus. Den Frauen war der Verzehr von Schwein, Meeresschildköte und Hunden, sowie Bananen und Kokosnüssen durch Tabu grundsätzlich verboten.

Während der Menstruation war Geschlechtsverkehr verboten.

Auch gab es Tabus, die den in der gesellschaftlichen Rangordnung tieferstehenden Mitgliedern der Gemeinschaft etwa verboten, über den Schatten eines Oberen zu steigen oder diesem auf gleicher Augenhöhe zu begegnen.

Der Vollzug der Todesstrafe wegen Tabubruchs war keine Seltenheit. Darüber hinaus war das Brechen der Knochen und das Herausreißen der Augen als Strafe üblich.

Zwei Orte galten als Asylplätze (puʻuhonua), wo Tabubrechern Schutz gewährt wurde. Der eine befand sich bei Waipo im Distrikt Kohala, der andere bei Hōnaunau, südlich von Nāpoʻopoʻo an der Kealakekua-Bucht.

siehe auch: Tabu

Literatur

  • Samuel H. Elbert (Herausgeber): Selections from Fornander's Hawaiian Antiquities and Folk-Lore. University Press of Hawaii 1959.
  • Martha Warren Beckwith: Hawaiian mythology. With a new introd. by Katharine Luomala. University of Hawaii Press, Honolulu 1970 [Originally published in 1940] ISBN 0870220624
  • Valerio Valeri: Kingship ans Sacrifice. Ritual and Society in ancient Hawaii. University of Chicago Press 1985
  • Th(oma)s Achelis: Über Mythologie und Cultus von Hawaii. Braunschweig 1895.
  • David Malo: Hawaiian Antiquities (Bernice Pauahi Bishop Museum Special Publication). Bishop Museum Press, Honolulu 1987, ISBN 0-910240159

Polynesische Religion

  • Edward Smith Craighill Handy: Polynesian Religion. Honolulu: Museum, 1927
  • Rudolf Lehmann: Die Polynesischen Tabusitten. Leipzig 1930.
  • Hans Nevermann: Götter der Südsee. Die Religion der Polynesier. Stuttgart 1947.
  • Patrick Vinton Kirch und Roger C. Green: Hawaiki, Ancestral Polynesia. Cambridge University Press 2001

Weblinks


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