Heidelsberg

Heidelsberg
Heidelsberg
Blick auf den Heidelsberg von der Friedenskirche

Blick auf den Heidelsberg von der Friedenskirche

Höhe 512 m ü. NN
Lage Aue, Sachsen, Deutschland
Gebirge Westerzgebirge
Geographische Lage 50° 34′ 49″ N, 12° 42′ 20″ O50.58027777777812.705555555556512Koordinaten: 50° 34′ 49″ N, 12° 42′ 20″ O
Heidelsberg (Sachsen)
Heidelsberg
Siedlung Bergfreiheit am Fuße des Heidelsbergs

Der Heidelsberg ist ein dem Eichert vorgelagerter Berg mit einer Höhe von 512 Metern. Beide Berge gehören seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zum Auer Stadtteil Eichert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits 1526 fand der Heidelsberg eine erste Erwähnung in einer Urkunde über ein an der Mulde liegendes Hammerwerk. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts fanden Arbeiter bei Felsarbeiten Zinnerzgänge, die eine reiche Ausbeute versprachen. Bergarbeiter zogen in den Ort, errichteten am Berg aus ein- und zweigeschossigen Häusern eine eigene Siedlung, die Bergfreiheit. Sie brachen in Gruben, Brüchen und Stollen das Erz, bis die Vorkommen nicht mehr ergiebig waren. Außer Zinneinschlüsse (Zwitter) sind im Heidelsberg auch Granit, Schiefer, Quarz, Hornstein und Lamprophyr vorhanden, die ebenfalls abgebaut und verarbeitet wurden. Das im 20. Jahrhundert eingerichtete Museum an der Bockauer Straße entstand durch Ausbau eines historischen Stollenzuganges und eines Huthauses. Die Besucher können das Mundloch, den Zugang des früheren Stollens, und zahlreiche bergbautechnische Werkzeuge anschauen.[1] 1994 gründete sich der historische Bergbauverein Aue e. V., der die Bergbaugeschichte von Aue erforscht und den Oberen Vestenburger Stolln (früher Irrgänger) für Besucher wieder erschloss („aufwältigte“). Das Museum, die frühere Weißerdenzeche St. Andreas und der Stollen sind zu einem rund 2 km langen Bergbaulehrpfad verbunden, der sich am Hang des Heidelsberges entlang zieht[2] und können besichtigt werden.

Blick auf den Heidelsberg mit Fernsehumsetzer; im Vordergrund einige Gebäude des Stadtteils Auerhammer
Parkwarte im Stadtpark, nach Wiederaufbau 2008

Stadtpark

Mit der starken Industrialisierung zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden ab 1893 die stadtseitigen Hänge als Erholungspark mittels eines Promenadensystems, Bänken, Blumenbeeten und Pavillons hergerichtet. Ab 1900 wurde der Stadtpark auf 10 Hektar erweitert und auf der Kuppe des Heidelsberges konnten eine steinerne Parkwarte mit Aussichtsturm und eine öffentliche Gaststätte Schützenhaus erbaut werden. Die Gaststätte warb mit einem großen mit Bäumen bestandenen Garten sowie mit einem Konzert- und Ballsaal.[3] Nach der Fertigstellung des Parkgeländes fanden jährlich gut besuchte Parkfeste statt. Das Schützenhaus wurde nach dem Ersten Weltkrieg zu einer städtischen Gastwirtschaft und erhielt den Namen Parkschlösschen. 1926 war das Gebäude heruntergewirtschaftet und musste umfassend erneuert werden. Dabei wurden durch Umbau der Säle mehrere kleine Räume gewonnen, in einem weihte der Auer Keglerverband 1927 zwei Kegelbahnen ein. – In der nationalsozialistischen Zeit wurde der Stadtpark neu gestaltet: Eine als „Sommer-Bobbahn“ beworbene Vergnügunganlage, auf der auf Holzplanken und Stahlschienen flache Holzschlitten abwärts fahren konnten, wurde aufgebaut. 1937 wurde eine Heimathalle im Stile einer Berghütte eingefügt[4], die von Auer Zimmerleuten innerhalb von 20 Tagen fertiggestellt worden war und den Kleinhändlern zur Verfügung stand. Die Parkfeste wurden zwischen 1940 und 1945 nicht mehr organisiert, da sich der früher als Träger des Stadtparks gegründete Verschönerungsverein wegen Insolvenz auflösen musste.[5] In den 1950er-Jahren nahm die Stadt die Tradition der Parkfeste wieder auf, aus diesem Anlass wurde die Sommel-Rodelbahn wieder instand gesetzt und kleinere Festplätze am Parkschlösschen sowie um die Parkwarte eingerichtet. (Erst nach einem tödlichen Unfall 1953 wurde die Bahn außer Betrieb genommen und später abgerissen.) Die Heimathalle wurde in den 1970er-Jahren zu einem Jugendklubhaus umfunktioniert, um 1990 wurde sie aus baulichen Gründen abgerissen.[6]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dienten die Parkanlagen wieder der Erholung für die Einwohner. Durch weitere Angebote wie der Einrichtung eines kleinen Wildgeheges für Wildschweine und Rotwild[7], dem Bau und der Nutzung einer Skisprunganlage an den Hängen des Parks[8] und der Inbetriebnahme eines Freilichtkinos wurde das Angebot nach und nach verbessert. Die Gebäude allerdings verfielen: der Turm der Parkwarte war seit Kriegsende wegen Baufälligkeit geschlossen und die Terrasse musste 1970 ebenfalls gesperrt und später abgetragen werden.

Als ab 1963 weitere Veranstaltungen, wie das Fest des Liedes und des Tanzes direkt im Stadtgebiet organisiert wurden, verlor der Stadtpark seine Bedeutung. Die Grünanlagen wurden nicht mehr gepflegt und verwilderten, die Freilichtbühne und die Sprungschanze wurden beseitigt.

Erst 1990 begann die Wiederbelebung des Stadtparks, ein kleiner Rundtempel wurde saniert, die Wege neu gestaltet und die Bäume und Sträucher mit Erklärungstafeln versehen. Als 1996 Privatleute die alte Parkwarte von der Stadt erwarben, setzten sie die noch vorhandenen Gebäude sanieren und nicht mehr vorhandene neu aufbauen. Seitdem ist der Stadtpark mit der Parkwarte samt Aussichtsturm und Gaststätte zu einer neuen Touristenattraktion geworden. Es werden auch wieder gut besuchte und attraktive Parkfeste organisiert, zum Beispiel gab es 1996 einen Auftritt von Frank Zander in einem Zelt auf dem Festplatz des Heidelsbergs.[9]

Bauten am Heidelsberg

Der nordwestliche Teil des Heidelsbergs wurde in den 1920er-Jahren kleinteilig bebaut. Für die Kinder der Bewohner gibt es eine Grundschule für maximal 100 Schüler am Oberen Festplatz (Buchenweg).[10]

Die Stadt Aue kümmerte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts intensiv um gesundheitliche Belange, insbesondere wurden für Kinder Walderholungskuren durchgeführt. Zuerst wurde ein Unterkunftshaus des Naturheilvereins Prießnitz auf dem Zeller Berg dafür genutzt. Dann errichtete die Stadtverwaltung 1925 am Osthang des Heidelsbergs eine eigene Erholungsstätte. Als Tagesheim, mitten am bewaldeten Hang gelegen, wurden hier bis zu täglich 30 Kinder aufgenommen, jeweils für eine vierwöchige Kur. Es war ein einetagiger flacher Holzbau, der außer den sanitären und Kücheneinrichtungen einen Speisesaal, einen Liegeraum und eine breite offene Veranda besaß. - Das Gebäude existiert nicht mehr. Auf halber Höhe, am Zwitterweg, wurde 1927 für obdachlose Familien ein Asylgebäude errichtet. Es bot für insgesamt 33 Familien einfache aber zweckmäßige Unterkünfte mit Wohnküche, Schlafstube und zwei Wohnräumen. Im Keller befanden sich Waschküchen und Badegelegenheiten. In der heutigen Zeit wird dieses Gebäude - zwei Etagen mit ausgebautem Dachgeschoss - zu Wohnzwecken weiter benutzt.[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heidelsberg im Mineralienatlas
  2. Information zum Bergbaulehrpfad auf Erlebnisland Erzgebirge; abgerufen am 25. Oktober 2010
  3. private Seite des Gaststättenbetreibers der Gaststätte Parkwarte
  4. Zeittafel zur Auer Stadtgeschichte auf der Stadthomepage
  5. Schreiben zur Liquidation des Verschönerungsvereins von 1942
  6. Aue im Spiegel historischer Bilder der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts; Geiger Verlag Horb am Neckar, 1993, ISBN 3-89264-829-8; Seiten 24; 96-98; 87/88
  7. Chronik des Tiergartens Aue
  8. Private Erzählungen von Einwohnern
  9. Artikel aus dem 'Wochenspiegel für das Erzgebirge' vom 28. August 1996
  10. Sammelseite über Schulen in Aue
  11. Aue im Spiegel historischer Bilder der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts; Geiger Verlag Horb am Neckar, 1993, ISBN 3-89264-829-8; Seiten 79/80

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