Heinrich Mauersberger

Heinrich Mauersberger

Heinrich Mauersberger (* 11. Februar 1909 in Neukirchen bei Crimmitschau; † 16. Februar 1982 in Bestensee, bei Berlin) war ein deutscher Ingenieur und Erfinder in der Textilindustrie. Er entwickelte von 1946 bis 1949 in seiner Garage das Nähwirkverfahren Malimo (DDR-Patent Nr. 8194, Anmeldetag: 3. Februar 1949; U.S. Patent #2,890,579, 16. Juni 1959). Das Wort ist eine Abkürzung aus seinem Namen und seinem Wohnort Limbach-Oberfrohna (Große Kreisstadt bei Chemnitz).

Die Serienfertigung von Malimo-Maschinen begann 1957 in Chemnitz, dem damaligen Karl-Marx-Stadt. Malimo revolutionierte die Textilindustrie der DDR und wurde in großen Mengen hergestellt. Malimo-Erzeugnisse fanden sich später in fast allen Privathaushalten der DDR. Typische Produkte waren Handtücher und Gardinen.

Abgewandelte Verfahren waren Maliwatt, Malipol und Malivlies. Malimo-Maschinen wurden in zahlreiche Länder exportiert (u. a. Norwegen, Schweden, Island, Dänemark, Frankreich, Schweiz, Japan, Österreich, Australien, Kuwait, USA). In der Gegenwart hat das Verfahren zur Herstellung technischer Textilien Bedeutung.

Heinrich Mauersberger erhielt für seine Erfindung in der DDR 1954 den Nationalpreis III. Klasse für Wissenschaft und Technik, 1963 den Ehrentitel „Held der Arbeit“ und 1964 den Orden „Banner der Arbeit“. In Limbach-Oberfrohna ist er seit 1963 Ehrenbürger der Stadt, und eine Straße ist nach ihm benannt. Auch im Ausland wurde Heinrich Mauersberger für seine Erfindung geehrt. So wurde er am 29. November 1979 zum Ehrenmitglied des Textile Institute of Manchester ernannt. Diese Ehre wurde vor ihm erst einem Deutschen zuteil: Paul Theodor Schlack, dem Erfinder des Perlons im Jahre 1963.[1]

Heinrich Mauersberger war trotz großen Druck nicht in die SED eingetreten. Daraufhin wurde ihm die Mitgliedschaft in der „Kammer der Technik“ gekündigt. Ihm wurde ein Redeverbot auf Fachkonferenzen erteilt. Er protestierte energisch dagegen. Daraufhin wurde ihm eine Beurlaubung nahegelegt. Er wurde für 3 Monate in die Psychiatrie nach Waldheim gebracht und verlor seinen Posten als Malimo-Institutsleiter. Er zog daraufhin nach Berlin und erwarb im Jahre 1967 ein Anwesen in Bestensee und hatte kein eigenes Einkommen mehr. Die Malimo-Lizenzeinnahmen wurden ihm nicht ausgezahlt. 1969 starteten einige westdeutsche Kollegen in einer Fachzeitschrift einen Solidaritätsaufruf: „DDR-Erfinder nagt am Hungertuch“. Daraufhin erhielt Mauersberger eine Ehrenpension des Ministerrates. Wie hoch die von der SED vereinnahmten Lizenzen waren, konnte auch nach 1990 nicht festgestellt werden.[2]

Bis heute wird seine Nähwirktechnik in der Industrie sowie in der Raumfahrt genutzt.

Die Gemeinde Bestensee verlieh Heinrich Mauersberger am 5. Februar 2009 die erste Ehrenbürgerschaft der Gemeinde.

Literatur

  • Dieter Bock: Vor 50 Jahren. Patentanmeldung durch Ingenieur Mauersberger zur Nähwirktechnik MALIMO - Heinrich Mauersberger zum Gedenken (1909-1982). in: Sächsische Heimatblätter Heft 1/1999, S. 48-53
  • Heinrich Mauersberger u. Heinz Kemter: Neue Textiltechnologien MALIMO, Berlin 1961
  • Heinz Kemter: Malimo, Maliwatt, Malipol. Fachbuchverlag, Leipzig 1961.
  • Siegfried Ploch: Malimo-Nähwirktechnologie. Fachbuchverlag, Leipzig 1978.
  • Jörg Roesler: Mauersbergers Malimo - Legenden und Tatsachen um eine originäre DDR-Innovation. in: Hefte zur DDR-Geschichte. Berlin 1997,48.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ehrenmitglieder des Textile Institute of Manchester
  2. Ortschronik Bestensee und MDR-Feature

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