Heinrich Uhlendahl

Heinrich Uhlendahl

Heinrich Uhlendahl (* 4. März 1886 in Essen-Borbeck; † 28. Dezember 1954 in Leipzig) war ein deutscher Bibliothekar.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Uhlendahl besuchte das Gymnasium in Neuss und studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie an den Universitäten in Berlin und Münster, wo er 1912 mit einer Arbeit über Heinrich Heine und E. T. A. Hoffmann promovierte. Nach dem Kriegsdienst 1914 bis 1918 absolvierte er eine bibliothekarische Ausbildung und war seit 1919 an der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin tätig. Innerhalb kurzer Zeit stieg er vom Hilfsbibliothekar zum Assistenten des Direktors Fritz Milkau auf. Ab 1924 leitete Uhlendahl die Deutsche Bücherei in Leipzig. Er baute das System der Deutschen Nationalbibliografie auf, in deren verschiedenen Reihen das von der Deutschen Bücherei möglichst vollständig gesammelte Schrifttum der deutschsprachigen Länder verzeichnet wurde.

Von 1924 bis 1928 war er stellvertretender Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare, außerdem zählte er zu den Mitbegründern der IFLA. Während seiner Amtszeit wurden der Buchbestand und die Dienstleistungen der Deutschen Bücherei stetig ausgebaut, die Zahl der Mitarbeiter stieg von 50 auf 300.

Uhlendahl war Mitglied des Stahlhelms und gehörte dem Kampfbund für deutsche Kultur an.[1] Nach der „Machtergreifung“ wurde er 1933 durch die Nationalsozialisten kurzzeitig verhaftet und seines Amtes enthoben, dann aber wieder eingesetzt. Zwischen 1934 und 1938 war er im Rang eines Sturmmanns Mitglied der SA und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und wurde Beisitzer der obersten Prüfstelle für „Schmutz- und Schundliteratur“.[1] 1938 wurde er zum Generaldirektor der Deutschen Bücherei ernannt, die seit dem 30. Juni 1933 dem Reichsministeriums des Innern unterstellt war.[2]

Man sagte von dem Junggesellen Uhlendahl, er sei mit seiner Bibliothek verheiratet. Dabei schätzte er durchaus die Geselligkeit: Ende der 1930er Jahre war er Mitglied in 43 Vereinen.

Während des Zweiten Weltkrieges konnte er die Bestände der Bibliothek durch rechtzeitige Auslagerung vor Zerstörungen bewahren.

In der Nachkriegszeit gehörte er in der DDR dem Wissenschaftlichen Beirat des Bibliothekswesens an, wurde Leiter der Bibliothekskommission für Bibliographie und Dokumentation und unterstand dem Staatssekritär für Hochschulwesen.[1] 1951/52 überstand er den Versuch einiger SED-Funktionäre, ihn von seinem Direktorenposten zu entfernen. Uhlendahl starb im Alter von 68 Jahren an einem Herzinfarkt.

Ehrungen

Am 26. September 1932 verlieh Reichspräsident Paul von Hindenburg Uhlendahl anlässlich des 20jährigen Bestehens der Deutschen Bücherei die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Unter Adolf Hitler wurde er mit dem Treuedienst-Ehrenzeichen und 1954 anlässlich des 5. Jahrestages der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik durch den Staatspräsidenten Wilhelm Pieck mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber ausgezeichnet.

Werke

  • Als wir jüngst in Regensburg waren: eine literarhistorische Skizze. Propyläen, Berlin 1924
  • Etwas von der Kameliendame: was nicht bei Dumas steht. Poeschel & Trepte, Leipzig 1929
  • Bibliotheken gestern und heute. VDI-Verlag, Berlin 1932

Literatur

  • Erdmann Weyrauch: Heinrich Uhlendahl. In: Dialog mit Bibliotheken. 17 (2005), 1. S. 14–17
  • Ernst Rückert: Heinrich Uhlendahl 65 Jahre. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 65 (1951), 5/6. S. 167–172

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 624.
  2. Gerd Simon: Chronologie Uhlendahl, Heinrich, S. 34, 25

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