Heinrichsheim

Heinrichsheim
Heinrichsheim
Koordinaten: 48° 44′ N, 11° 14′ O48.73055555555611.231944444444379Koordinaten: 48° 43′ 50″ N, 11° 13′ 55″ O
Höhe: 379 m
Einwohner: 2.618 (30. Juni 2008)
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 86633
Vorwahl: 08431

Heinrichsheim ist ein Stadtteil von Neuburg a.d. Donau im oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Heinrichsheim liegt rund fünf Kilometer östlich von Neuburg am nordwestlichen Rand des Donaumooses. Inzwischen ist der Ort zum größten Stadtteil von Neuburg angewachsen und zählte 2732 Einwohner. (Stand: 31. Dezember 2008)

Zur Gemarkung Heinrichsheim gehören 2 Ortsteile:

  • Bürgerschwaige
  • Heinrichsheim

Geschichte

Entstehung

Die Eichelgartenstraße in Heinrichsheim

Das ringförmig um einen breiten Anger gruppierte Heinrichsheim bildete sich erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts als Siedlung meist neu zugewanderter Kolonisten. Die Gemeindeflur, Boden ziemlich schlechter Ertragsqualität in teilweise sumpfigem Gelände, lag südlich angrenzend an den Auwald der Donau und westlich der alten Laubwälder um Grünau und Bruck. Sie war zuvor im Wesentlichen Brachland. Am 25. Januar 1806 ordnete der König von Bayern, Maximilian I. Joseph, den Verkauf von Grundstücken in der Holzwies an. Am 25. Februar 1806 und am 25. April 1806 waren die ersten Versteigerungsdaten. Verschiedene Käufer witterten dabei ein Geschäft, kauften und verkauften die Grundstücke wieder. Darunter auch der königlich bayerische Kämmerer von Neuburg, Joseph Askanus Graf von Verri de la Bossia. Der erste Siedler war jedoch kein Weitgereister, sondern war Andreas Kerner und kam aus Sinning. Der Ort ist nur 16 Kilometer entfernt. Wahrscheinlich hat er noch 1806 das Wohnhaus aus Holz gezimmert und ist 1807 eingezogen. Aber schon am 4. Januar 1809 verkaufte Kerner das kleine Söldneranwesen für 450 Gulden. Drei Häuser zählte zu dieser Zeit die Holzwies, wie ursprünglich der neue Ort genannt wurde. Aufgrund der Herkunftsgebiete der Neusiedler – viele von ihnen kamen aus der Pfalz, Württemberg oder Baden – wies Heinrichsheim eine für altbayerische Gemeinden sehr außergewöhnliche Besonderheit auf. Lange Jahre war nämlich über die Hälfte der Einwohner evangelischen Glaubens. Ein hoher Prozentsatz an Protestanten war auch für die Donaumoos-Gemeinden typisch. 1837 zählte die Kolonie schon 34 Familien mit 225 Seelen.

Eine eigene Gemeinde

So einfach waren früher die Ortsschilder

Die Heinrichsheimer Bürger waren der Zeller Gemeinde eingeordnet. Bei dieser jetzigen Größe kam 1837 der Wusch nach einer eigenen Verwaltung. Als Begründung wurde aufgeführt, dass Heinrichsheim ringsum von sumpfigen Moorwiesen umgeben ist und nur schlechte Wege nach Zell führen. Ebenso soll im Frühjahr und im Herbst der Weg nach Neuburg kaum gangbar sein.

Eine Unterschriftenliste wurde jetzt den Dorfbewohnern vorgelegt mit dem Antrag auf eine eigene Gemeinde. Von den 34 Familien leisteten 30 Ihre Unterschrift. Das Landgericht Neuburg hatte mit einem Schreiben von 1838 nichts gegen die Ausgliederung. Auch die Gemeinde Zell hatte nichts dagegen. Jetzt mussten die Bürger von Zell, Bruck und Maxweiler ebenfalls einwilligen. Dazu wurden Versammlungen anberaumt. Ein Formfehler hatte sich allerdings eingeschlichen und so mussten die drei Ortschaften nochmals ihre Unterschriften wiederholen.

Am 11. März 1838 genehmigte das Ministerium eine „Gemeinde Heinrichsheim", damit hatte die Geburtsstunde geschlagen. Für den 27. April 1838 wurden die Gemeinderatswahlen angesetzt. 35 Personen waren stimmberechtigt und 31 gingen zur Wahl. Leonhard Treiber wurde Gemeindebevollmächtigter und Thomas Vogelsang Gemeindepfleger. Josef Ganshorn übernahm als 1. Bürgermeister die Geschicke der neuen Gemeinde für fünf Jahre.

Die Gemeinde ist gewachsen. Immer wieder kamen Zuzügler in das Dorf. 1873/74 mussten schon 50 Familien mit 333 Einwohner registriert werden. Im Jahre 1933 ist die Einwohner auf 68 Haushaltungen angestiegen, davon wurden 42 Bauern ausgewiesen, 14 Arbeiter und Landwirte und 6 Arbeiter. Heinrichsheim hatte an öffentlichen Einrichtungen nur Dorfschule, Feuerwehrhaus und Friedhof. Für die Angehörigen der am Ort vorhandenen drei Glaubensrichtungen katholisch, evangelisch-lutherisch und evangelisch-reformiert waren immer die Pfarreien in Neuburg an der Donau und Marienheim zuständig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte der Zuzug von Heimatvertriebenen erstmals eine deutliche Bevölkerungszunahme. Seit den 1970er Jahren setzte in dem Neuburger Vorort ein umfangreicher Neubau privater Eigenheime ein. Bei der Eingemeindung entschieden sich die Bürger von Heinrichsheim für eine Eingliederung in die Stadt Neuburg an der Donau. Nach 134 Jahren Selbständigkeit liegten sie ihr Schicksal zum 1. Juli 1972 in die Hände der Kreisstadt.

Der Kirchenwunsch

Der kleine Glockenturm auf dem Leichenhaus ist der einzige im Stadtteil Heinrichsheim

Der Ort und die Gemeinde Heinrichsheim ist gewachsen und gewachsen. So ist es auch verständlich, wenn der Wunsch nach einer eigenen katholischen Kirche laut wurde. Am 7. Oktober 1860 wurde dieser Gedanke den Behörden unterbreitet. Das Landgericht nimmt schon am 13. Oktober 1860 Stellung und befürwortet den Antrag. Und die Feststellung: „Eine Kirche wäre für die Katholiken in Heinrichsheim um so wünschenswerter, als gerade in Heinrichsheim - wie in den übrigen Kolonien - die sittlichen Zustände nicht die besten sind und unmittelbare Einwirkungen eines Seelsorgers nötig wäre." Das Landgericht respektiert die angebotenen Leistungen, da ja nicht gerade günstige Vermögensverhältnisse herrschen.

Aber die Regierung lässt sich nicht erweichen und lehnt am 13. Januar 1861 einen Kirchenbau ab. Und die Begründung: Die Katholiken werden durch die Pfarrei Hl,. Geist in Neuburg versorgt. Nach Zell ist auch nur eine halbe Stunde und die Beihilfe ist unbedeutend.

Daraufhin wurde nie mehr ein Versuch unternommen. So ist nach wie vor der heute größte Stadtteil von Neuburg ohne einem eigenen Gotteshaus. Es gibt hier auch keine Kapelle. Die einzige Glocke in Heinrichsheim ist das Glöcklein im Turm vom Leichenhaus.

Der Friedhof

Entstehung

Der schmucke Friedhof von Heinrichsheim

Heinrichsheim ist ein Ort, der aus dem Nichts gewachsen ist. So ist es auch zu verstehen, wenn weder eine Schule noch eine Kirche oder Friedhof hier zu finden ist. Es waren schon schwere Zeiten für die Kolonisten der „Holzwies", wie sie auch im Volksmund genannt wurden.

So mussten die Betroffenen bei einem Todesfall so manche Strapazen auf sich nehmen. Für die Katholiken war der nächste Geistliche in der Pfarrei Heilig Geist in Neuburg. Ein Fußmarsch aus Heinrichsheim von vier Kilometern, also mindestens fünfzig Minuten Gehweg. Die Reformierten mussten nach Marienheim marschieren und hatten in etwa die gleiche Entfernung. Die Lutherischen hatten sogar einen Weg von zehn Kilometer, um den Seelsorger in Untermaxfeld zu erreichen, per Fuß also rund zwei Stunden einfach.

Dabei war die Sterblichkeit einst enorm hoch. Von 1809 bis 1842 mussten 112 Personen von Heinrichsheim beerdigt werden, davon 83 Kinder und 29 Erwachsene. Die Not und Armut waren dazu noch ein wesentliches Kennzeichen. Die amtlichen Eintragungen wie Geburten und Sterbefälle sowie Trauungen führten deshalb die Geistlichen der Pfarrei unentgeltlich durch, egal welcher Konfession der Betroffene angehörte. Zur Bestattung wurde der Seelsorger der jeweiligen Konfession hinzugezogen.

So ist es auch verständlich, wenn der Wunsch noch einem eigenen Friedhof laut wurde. 1834 ist es endlich soweit. Jakob Schallenberger aus Heinrichsheim schenkte den Protestanten ein Grundstück, jedoch mit einer Einschränkung. Nur zwölf Mitberechtigte durften ihn nutzen. Dazu wurde ein „Requisitenhäuschen" errichtet, um die notwendigen Geräte für eine Bestattung zu deponieren.

1960 wurde der Friedhof erweitert und ein Leichenhaus gebaut, Kostenaufwand 15000 Mark. Längst nicht alle Toten von Heinrichsheim werden hier beerdigt, dafür ist das Friedhofsgelände viel zu klein. Aber es wird geschätzt und gepflegt. Im Jahre 2001 wird die desolate Außenanlage wieder instand gesetzt, die Friedhofsmauer bekam einen neuen wetterfesten Anstrich. Der Eingang wurde erweitert und mit eleganten Eisentoren versehen. Der Friedhof ist nach wie vor eine zentrale Gedenkstätte zu Ehren der Toten.

Ein besonderes Ehrenmal

Das Grab der russischen Kriegsgefangenen Irene Hnedez in Heinrichsheim
Die Namenstafel der russischen Kriegsgefangenen

Der Friedhof hat seine eigene Sprache, dazu muss er nicht immer groß sein. In Heinrichsheim steht ein schlichtes Holzkreuz, darauf kurz und bündig die Worte: Irene Hnedez, * 26.04.1927 in Lubischuk/Kiew, + 31.05.1944 in Heinrichsheim. Da liegen doch zwei Welten dazwischen.

Eine Spurensuche gibt interessante Informationen. Es handelt sich hier um eine russische Kriegsgefangene, die bei der Familie Konrad Dettweiler im Einsatz war. Der Landwirt selbst lernte das Mädchen nur bei seinem Heimaturlaub kennen und schätzen. Die Kriegsgefangene erkrankte 1944, kam ins Neuburger Krankenhaus und starb dort aus Mangel an Medikamenten.

Doch die Familie Dettweiler hatte ihre „Irene" so lieb gewonnen und zeigten sich dafür auch dankbar. Nicht nur für kurze Zeit pflegten sie das Grab, sondern ganze 57 Jahre. Als dies aus Altersgründen nicht mehr möglich war, suchte Dettweiler Hilfe und bekam sie auch. Der Heinrichsheimer Gartenverein hat die Pflege übernommen. So wurde dieses Grab zu einem Denkmal weit über den Tod hinaus.

Die Bürgerschwaige

Die Bürgerschwaigstraße

Wesentlich älter als der Stadtteil Heinrichsheim ist die Bürgerschwaige. Über ihre Entstehung ist nichts bekannt.1579 wird sie erstmals als Einöde erwähnt. Im Jahre 1581 ist festgehalten, dass aus dem Wald so wenig herausgewirtschaftet wird, dass kaum der Förster bezahlt werden kann.

Um 1800 soll das Gehöft noch ganz vom Wald mit mächtigen Eichen umgeben gewesen sein. Die Bürgerschwaige war lange Zeit ein beliebtes Ausflugsziel und so manche Rast wurde eingelegt. 1806 bewohnte ein Franz Xaver Appel die Einöde. 1828 kaufte Appel vom Neuburger Stadtmagistrat das Gehöft. Wegen der vielen Todesfälle in der Familie wechselte die Bürgerschwaige öfters den Besitzer. Aber die Gaststätte ist auch 1848 noch erhalten. Später wurde die Einöde nur noch als landwirtschaftlicher Betrieb geführt. Heute ist die Bürgerschwaige ein ganzer Straßenzug und in seine Flur gehört auch die „Schwaigholzstraße" sowie die Straßengliederung „An der Wolfsschütt". Die Bürgerschwaige ist heute im Stadtteil Heinrichsheim integriert und von zahlreichen Häusern umgeben.

Persönlichkeiten

Personen und ihre Straßennamen

Adam Brüderle

Er kam aus dem damaligen Großherzogtum Baden und ist 1793 in Muckenloch geboren. Im Jahre 1817 kam er nach Heinrichsheim, der neue Ort wurde zu seiner zweiten Heimat. Dort erwarb er sich bald ein Ansehen der Dorfbewohner. Schon am 31. Dezember 1818 wurde er vom Gemeindevorsteher als Wunschlehrer vorgeschlagen. Die Regierung stimmte dem auch zu. Am 12. März 1819 bekam er die Bewilligung, die Kinder privat zu unterrichten. Damit erfüllte sich für Brüderle ein Wunschtraum. Er wurde zugleich der erste Lehrer des Ortes. Die Dorfbewohner waren arm, so musste er von einem spärlichen Einkommen zehren und nebenbei noch eine Landwirtschaft betreiben, aber auch im nahe liegenden Gut Rohrenfeld als Taglöhner arbeiten. Einen Raum seines Wohnhauses stellte er als Schulraum unentgeltlich zur Verfügung, aber auch reinigen, tünchen und heizen gingen auf Kosten von Brüderle. Die Einnahmen waren so gering und der Gehalt als Lehrer so niedrig, dass er in bitterster Armut mit seiner Frau und neun Kindern leben musste. 1842 übergab der ungelernte Pädagoge das verschuldete Anwesen seiner Tochter. Schließlich wohnte der Lehrer in einem Dachstübchen. Am 25. Mai 1856 stirbt er und wird im Neuburger Friedhof zu Grabe getragen und mit ihm trauriges Lehrerkapitel. Brüderle war 37 Jahre Lehrer in Heinrichsheim. Doch im Nachhinein zeigte man sich dankbar und würdigte seine Verdienste mit der Straßenbezeichnung „Adam-Brüderle-Straße".

Matthias Bauer

Er war Landwirt, Bürgermeister und Kirchenmann. Über sein Leben wissen wir nicht allzu viel. Aber trotzdem sind einige markante Fakten erhalten geblieben. Matthias Bauer ist 1885 geboren und übernahm 1910 die elterliche Landwirtschaft.

Er erwarb sich bald in der Gemeinde ein großes Ansehen und wurde 1924 zum Bürgermeister gewählt. 1933 musste er den Bürgermeistersessel räumen, das Naziregime hat ihn verdrängt, da er nicht in die NSDAP eingetreten ist. Aber nach einem Jahr Pause wurde Bauer trotzdem wieder für das Bürgermeisteramt geholt. Bis 1942 führte er jetzt als Gemeindechef Regie.

1945 jagten die Amerikaner bei der Besetzung Angst ein, denn sie holten den einstigen Bürgermeister mit einem Amijeep und fuhren mit ihm durch Heinrichsheim. Die Besetzer waren gut informiert und wussten, dass er trotz seines Amtes kein Freund von Adolf Hitler war. So wurde er an diesem Tag zu einem Vorzeigeobjekt. Die Amerikaner setzten ihn abermals als Bürgermeister ein. Er führte die Amtsgeschäfte bis 1952 und brachte es damit auf 25 Jahre Bürgermeistertätigkeit. Im Nachruf war die Rede vom seltenen Fleiß und einer großen Pflichtreue, berichtete die Heimatzeitung.

Matthias Bauer war aber auch eine religiöse Persönlichkeit und bei der reformierten Gemeinde Marienheim geschätzt. Von 1929 bis 1955, also bis zu seinem Tode, war er im Presbyterium und vertrat die kirchlichen Belange. Er war sogar lange Jahre im Synodalausschuss der Evangelisch-reformierten Kirche Bayerns und durfte dort die Heimatpfarrei vertreten.

Dem verdienten Gemeinde-Bürger wurde durch die Bezeichnung „Matthias-Bauer-Straße" ein Denkmal gesetzt.

Arthur Behr

Sein Leben spielte vor allem in der Nachkriegszeit, zumindest für seine berufliche Tätigkeit. Behr ist im Jahre 1922 in Heinrichsheim geboren, aufgewachsen und verbrachte dort auch sein Leben. Über zehn Jahre war er der Posthalter und über zwanzig Jahre ein Angestellter der Bundeswehrverwaltung.

Volle 26 Jahre war er in der Kommunalpolitik von Heinrichsheim tätig, davon 12 Jahre als erster Bürgermeister. Dann musste er im Rahmen der Gebietsreform seinen Ort Heinrichsheim in einer freiwilligen Eingemeindung zum 1. Juli 1972 in die Hände der Kreisstadt Neuburg legen. Dadurch ist es möglich geworden, erhebliche Staatsmittel zum Ausbau von Heinrichsheim zu sichern. In einem Zwölf-Punkte-Programm wurden verschiedene Investitionen für Heinrichsheim festgeschrieben und gesichert. Bis 1978 vertrat er im Stadtrat die Belange von Heinrichsheim. Bei seinem 65. Geburtstag im Jahre 1987 zog der „Alt-Bürgermeister" nochmals Bilanz und bemerkte: „Wir haben die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt. Ein Herzinfarkt setzte seinem Leben noch im gleichen Jahr ein jähes Ende. Auch er bleibt durch die „Arthur-Behr-Straße" in bleibender Erinnerung.

Literatur

Chronik Zweihundert Jahre Heinrichsheim 1805 - 2005 - Ein Blick zurück, Verfasser Ludwig Wagner, Herausgeber: Heinrichsheimer Vereine

Weblinks


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