Helmut Kämpfe

Helmut Kämpfe

Helmut Kämpfe (* 31. Juli 1909; † 9. oder 10. Juni 1944) war während des Zweiten Weltkriegs Sturmbannführer in der Waffen-SS. Seine Gefangennahme durch Angehörige der Résistance wurde als Begründung des Massakers von Oradour angeführt.

Leben

Kämpfe wurde am 10. Dezember 1943 das Eiserne Kreuz für Verdienste an der Ostfront verliehen. Wahrscheinlich im Dezember 1943 wurde er mit seiner Division nach Frankreich verlegt[1], wo er Kommandeur des III. Bataillons des 4. SS-Panzergrenadierregiments „Der Führer“ war.

Am 9. Juni 1944 auf dem Weg in die Schlacht um die Normandie wurde Kämpfe von Angehörigen der französische Widerstandsgruppen Francs-Tireurs et Partisans (FTP) gefangengenommen. Anschließend wurde er zunächst nach Cheissoux und in der Nacht über Limoges nach Breuilaufa gebracht. In Limoges gelang es ihm, persönliche Unterlagen aus dem Fahrzeug zu werfen, die später von Regimentskommandant Stadler gefunden wurden.[2] Der Regimentskommandeur befahl daraufhin dem Kommandeur des ersten Bataillions des SS-Regiments „Der Führer“, Sturmbannführer Adolf Diekmann, einem engen Freund Kämpfes, im Ort Oradour-sur-Glane 30 Geiseln zum Austausch für Kämpfe gefangen zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt war Kämpfe jedoch vermutlich bereits tot. Diekmann erteilte den Befehl, den Ort Oradour-sur-Glane auszulöschen.[3] Diekmann ließ die Männer des Ortes, in fünf Gruppen aufgeteilt, in Scheunen erschießen. Dann sperrten die SS-Männer die Frauen und Kinder in die Dorfkirche ein und versuchten, sie zu ersticken und zu verbrennen. Vor dem Gebäude postierte SS-Männer erschossen die Frauen und Kinder, die versuchten, dem Feuer zu entkommen. Nach Zeugenaussagen fegten die SS-Schützen dabei den Boden sauber, bevor sie sich hinter die Maschinengewehre legten, damit ihre Uniformen nicht dreckig werden. Danach betraten die Mörder das Kirchengebäude, um diejenigen, die das Inferno überlebt hatten, zu erschießen. Nach diesem Massaker zogen die SS-Männer weiter durch das Dorf und plünderten die Wohnhäuser der Dorfbewohner. Anschließend brannten sie das Dorf nieder.[4] Dieses Kriegsverbrechen, die Ermordung von 642 oder mehr Menschen, darunter mindestens 207 Kinder und 254 Frauen, wurde als Massaker von Oradour bekannt.[5]

Die Bedeutung der Gefangennahme des SS-Sturmbannführes Kämpfe für die Ermordung der Zivilisten von Oradour-sur-Glane ist zu bezweifeln. Da Kämpfes Gefangennahme nach dem Krieg einigen Leuten als Rechtfertigung für das Verbrechen diente, andere Motive, etwa die rassistisch Ideologie des Herrenmenschentums und der Taktik der Verbrannten Erde, die Frustration der Truppe und der Auftrag des SS-Regiments „Der Führer“ zur Partisanenbekämpfung vernachlässigt wurden.[6] Eine Rolle bei der Eskalation der Kriegsverbrechen spielten aber auch die verstärkten Aktivitäten der FTP im Limousan nach der Landung in der Normandie am 6. Juni und damit einhergehende Kriegsverbrechen der Resistance an deutschen Soldaten, bspw. Leichenschändung.[7]

Kämpfes Leichnam wurde später verbrannt und zunächst in Breuilaufa anonym begraben. Nach Erkenntnissen des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurden die Überreste aber 1963 auf den Soldatenfriedhof in Berneuil umgebettet.[8]

Einzelnachweise

  1. Kämpfe auf www.oradour.info (englisch)
  2. Bericht der Geschehnisse bei oradour.info
  3. http://www.geschichtsthemen.de/oradour.htm#Das%20Massaker%20an%20642%20M%C3%A4nnern,%20Frauen,%20Greisen,%20Kindern%20und%20Babys Er (der Bataillonskommandeur) ordnete an, unverzüglich die Marschbereitschaft der 3. Kompanie herzustellen. Mittag habe sie nach Oradour-sur-Glane anzurücken, den Ort niederzubrennen und ohne Ausnahme alle Personen, vom Säugling bis zum Greis, zu vernichten.
  4. Deutsches Historisches Museum (Lemo) zu den Verbrechen von Oradour-sur-Glane und deren Ahndung in Deutschland
  5. Eugen Georg Schwarz: Massaker - 60 Jahre Traurigkeit, Focus Nr. 24 (2004)
  6. Meyer, Ahlerich, Kriegs- und Besatzungsverbrechen in Frankreich 1940-1944, in: Wette, Wolfram; Ueberschär, Gerd (Hg.), Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert, Darmstadt 2001, S. 274-287.
  7. Lieb, Peter: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg?, Oldenbourg Verlag München 2007. S. 366f.
  8. Grab von Helmut Kämpfe in Berneuil bei oradour.info

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