- Henning Wiesner
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Henning Wiesner (* 22. November 1944 in Neiße O/S) ist ein deutscher Tierarzt und war bis Ende 2009 Direktor des Tierparks München-Hellabrunn. Mit einer Amtszeit von fast 30 Jahren ist er der dienstälteste Zoodirektor Deutschlands.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Die Familie Wiesner flüchtete zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus Neiße vor der russischen Armee und landete in Weil am Rhein. Nach seinem Abitur 1964 in Lörrach leistete er den Militärdienst ab. Danach wollten seine Eltern (der Vater war Professor der Archäologie und die Mutter Ärztin), dass er Humanmedizin studiert. Jedoch entscheidet sich Henning Wiesner für die Tiermedizin und studiert von 1965 bis 1971 Veterinärmedizin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 1971 schließt er seine Promotion mit der Arbeit „Studie zur Anwendung der Umbelliferen in der Rossarznei des 16. Jahrhunderts“ an der tierärztlichen Fakultät der Universität München mit „summa cum laude“ ab. Sofort danach bekommt er eine Assistenzstelle am „Institut für Krankheiten des Haus- und Wildgeflügels“ an der LMU. Dort behandelte er unter anderem auch die berühmten Graugänse des Verhaltensforscher Konrad Lorenz. 1972 wird er Zootierarzt im Münchner Tierpark Hellabrunn. In seiner Zeit als Tierarzt kann er die gefährliche Papageienkrankheit bekämpfen und so den Zoo vor der Schließung bewahren. Darüber hinaus fand er heraus, dass die weltberühmten und in freier Wildbahn ausgestorbenen Przewalski-Pferde aufgrund einer behandelbaren Streptokokken-Infektion sich nicht mehr vermehrten.[1]
1980 wurde er Zoologischer Direktor und ein Jahr darauf Vorstandsmitglied der Münchner Tierpark AG Hellabrunn. 1987 wurde ihm der Titel „Professor“ verliehen.[1] Als Honorarprofessor ist er seitdem nebenbei an der biologischen Fakultät sowie der tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. In seiner Position als Zoodirektor setzte er sich für seine Idee ein, die Tiere nicht in einer künstlichen sondern in einer natürlichen Landschaft zu integrieren. Darüber hinaus ließ er die meisten Mauern und Zäune abbauen und setzte als Absperrung Benjeshecken ein. Gemäß seinem Motto „Klasse statt Masse“ hat der Zoo heute weniger Tiere als zu Beginn seiner Tätigkeit. Trotzdem kommen seit 25 Jahren jährlich im Durchschnitt 1,3 Millionen Besucher, mehr als nach Schloss Neuschwanstein.[1]
Wiesner ist seit 1975 wissenschaftlicher Berater für die verschiedensten Tierschutzorganisation und Zoos auf allen Erdteilen der Welt tätig. In dieser Funktion war er in mehr als 50 Institutionen tätig und unterstützte rund 20 Projekte weltweit. Für Tierschutzzwecke konnte er rund 800.000 Euro an Spenden einsammeln.[1] Weltweit bekannt ist er für seine ausgefeilte Technik, Tiere in schonender Weise mit Blasrohren zu betäuben. Diese Technik wird ursprünglich vor allem von verschiedenen Ethnien Südamerikas und Asiens zur Jagd eingesetzt. Wiesner hingegen hat das Blasrohr weiter entwickelt und perfektioniert: Dabei wird eine geladene Spritze zusätzlich unter Luftdruck gesetzt und die seitliche Öffnung an der Nadel mit einem Kunststoffring verschlossen. Beim Auftreffen in die Haut verschiebt sich der Ring, so dass die Spritze automatisch entlädt. Darüber hinaus entwickelte er eine spezielle pharmazeutische Mischung, die es ermöglicht, Tiere jeder Größenart behutsam zu betäuben. 1998 wurde er dafür mit dem Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis geehrt. 2006 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.[1] Am 31. Oktober 2009 trat er als Direktor des Tierparks in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist Andreas Knieriem [2].
Wiesner übernahm im August 2011 die wissenschaftliche Leitung der Bemühungen, die drei Monate zuvor entlaufene Kuh Yvonne einzufangen.[3] Am 2. September betäubte er mit einem Blasrohr die Kuh, die auf einer Weide aufgetaucht war und danach auf den Gnadenhof Gut Aiderbichl verbracht wurde.[4]
Schriften
- "Die Praxis der Wildtierimmobilisation", Parey Berlin 1982, ISBN 3826380061, zusammen mit Hans-Heinrich M. Hatlapa, R. Fritsch (Illustrator), E. Eriksen (Illustrator), A. Merkel-Gottlieb (Illustrator)
- "Hellabrunn - Der Münchener Tierpark", 1984, ISBN 3922394477
- "Zootiere. Merkmale und Lebensweise der wichtigsten Arten", BLV 1985, ISBN 3405131111
- "Viechereien. 53 tierische Fragen und Antworten", Heyne 1998, ISBN 3453137728, zusammen mit Walli Müller, Günter Mattei
- "Müssen Tiere Zähne putzen? Und andere Fragen an einen Zoodirektor.", Hanser 2005, ISBN 3446206116, zusammen mit Walli Müller, Günter Mattei
- "Das große Buch der Tiere. Ein Zoodirektor erzählt.", Hanser 2006, ISBN 3446207384
Weblinks
- Literatur von und über Henning Wiesner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite von Henning Wiesner (Tierpark Hellabrunn)
- Interview mit Hennig Wiesner vom Bayerischen Rundfunk
Quellen
- ↑ a b c d e f Ein Visionär tritt ab. Artikel über Henning Wiesner in der Süddeutschen Zeitung. Nr. 235/09, 13. Oktober 2009, S. 38
- ↑ "Münchens Zoodirektor geht in den Ruhestand"
- ↑ Lost and not Found: Herr Professor macht Jagd auf Kuh Yvonne. In: Spiegel Online. 29. August 2011, abgerufen am 30. August 2011.
- ↑ Eingefangene Kultkuh: Yvonne wankt, schwankt und fällt. In: Spiegel Online. 2. September 2011, abgerufen am 2. September 2011.
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