Henriette Hiebel

Henriette Hiebel

La Jana (bürgerlicher Name: Henriette Margarethe Hiebel; * 24. Februar 1905 in Mauer bei Wien; † 13. März 1940 in Berlin) war eine deutsche Tänzerin und Schauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Henriette Hiebel war die zweite und jüngste Tochter des Ehepaares Hiebel. Ihr Vater war in Wien Vergoldungsmeister und zog mit seiner Familie nach Frankfurt am Main, als beide Töchter noch sehr klein waren. Henny, wie sie in der Familie genannt wurde, hatte eine ältere Schwester, die Anny genannt wurde und später als Opernsängerin ausgebildet wurde.

Henny absolvierte eine Tanzausbildung am Opernballett in Frankfurt am Main. Sie wuchs in der Frankfurter Altstadt auf, genauer gesagt im Großen Hirschgraben, ganz in der Nähe des Goethe-Hauses. Schon als Achtjährige trat sie im Kinderballett der Frankfurter Oper auf und wurde später Revuetänzerin.

Angeblich in Paris traf sie Géza von Cziffra, der sie, laut seiner Autobiografie, nach Berlin, zu Friedrich Zelnik und zum Film brachte. Er schreibt in seiner Biografie:

„...Und dort sah ich sie zum ersten Mal tanzen: diese Frau besaß den herrlichsten Körper, den ich in meinem Leben erblickt hatte. Das Mädchen, das sich hier im Scheinwerferlicht auf und ab bewegte (...) war knabenhaft gebaut: schlanke Hüften, fast nur die Andeutung von Busen. Sie war ein einfaches, nettes, zugängliches Mädchen, aber für Sex hatte sie ebensoviel Interesse wie Immanuel Kant.“

Diese Information von Géza von Cziffra ist vage und sehr umstritten. Es gibt mindestens drei verschiedene Versionen zur Entdeckung von La Jana. Laut zeitgenössischen Quellen soll La Jana zuerst in Frankfurt am Main, im Kabarett Weinklause, von einem Nachtclubbesitzer aus Paris entdeckt worden sein, bevor sie als Tänzerin nach Berlin zurückkehrte. Ein anderer Bericht spricht davon, dass La Jana über Nacht als Ersatz für Claire Bauroff, den erkrankten Star einer Revue in Dresden engagiert wurde und so später auch Engagements nach Berlin erhielt.

La Jana verlobte sich um 1926 mit dem Schauspieler Ulrich Bettac. In jenem Jahr trug sie noch den bürgerlichen Namen Henny Hiebel und zog mit ihrem Verlobten nach Berlin um. Wenige Jahre später wurde diese Verbindung gelöst.

Sie trat als Revuetänzerin unter anderem in Berlin, Stockholm (1933) und London (1934/35) auf und wirkte mit bei den Shows An und Aus von Herman Haller, Casanova von Erik Charell und Die schöne Helena von Max Reinhardt. In der Revue Casanova wurde La Jana halbnackt, auf einem silbernen Tablett, dem Publikum serviert. Der Dank des Publikums war entsprechend: La Jana war das Tagesgespräch von Berlin. Géza von Cziffra erzählt in seiner Autobiografie noch mehr pikante Details über La Jana; unter anderem sei er Zeuge gewesen, wie ihr Liebhaber, kein Geringerer als seine kaiserliche Hoheit Kronprinz Wilhelm sie in ihrer Wohnung besucht habe. Auch soll über eine Affäre zwischen La Jana und Joseph Goebbels gemunkelt worden sein, laut Géza von Cziffra konnte sich das nicht einmal er vorstellen. Ihr wird ebenfalls eine Affäre mit dem Opernsänger Michael Bohnen nachgesagt. Dass beide lange intensiven Briefkontakt hatten, wurde durch die Enkelin von Michael Bohnen bestätigt.

Ehrengrab La Jana in Berlin

Die Show Streamline von Charles B. Cochran führte La Jana 1934 auf eine Tournee durch ganz England und Schottland. Sie verkörperte in dieser Show eine spanische Tänzerin. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland drehte sie ab 1936 fast jedes Jahr einen oder mehrere Filme. Neben Frauen wie Zarah Leander verkörperte sie den nicht-„arischen“ Typ Frau, der dem Standardbild der „echten“ deutschen Frau völlig widersprach. Truxa machte La Jana auf einen Schlag in ganz Deutschland bekannt. Als sie später mit Richard Eichberg nach Indien reiste, bewunderten Millionen im Kino den exotischen Zauber La Janas in den dort entstandenen Filmen Der Tiger von Eschnapur und Das indische Grabmal, in denen sie unter anderen neben Frits van Dongen, Theo Lingen und Gisela Schlüter vor der Kamera stand. Im Film Menschen vom Variete und Es leuchten die Sterne spielte sie unter anderen an der Seite von Hans Moser und Grethe Weiser.

La Jana verpflichtete sich im Winter 1939/40 für eine Wehrmachtstournee in mehreren Theatern in Deutschland aufzutreten, da ihr damaliger Ruhm sie zu einem sicheren Publikumsmagneten machte. Sie erkrankte im Februar 1940 an einer beidseitigen Lungenentzündung und starb am 13. März 1940 um 19:05 Uhr in der Landhausstraße 33-35 in Berlin-Wilmersdorf. Die Uraufführung ihres letzten Films Stern von Rio hat sie nicht mehr erlebt, diese fand erst am 20. März 1940 im Berliner Ufa-Palast am Zoo statt.

La Jana wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem begraben. Nach dem Krieg wurde die Grabstätte eingeebnet, da die Zahlungen der Schwester (Anny Bittlinski) für die aufwändige Pflege des Grabes eingestellt wurden. Der eigentliche Beerdigungsplatz der Künstlerin von 1940 ist daraufhin nach Ablauf von 25 Jahren 1965 eingeebnet worden. Anlässlich ihres 80. Geburtstages erklärte die Stadt Berlin das Grab zum Ehrengrab (Feld 007 - 319 (Abt. 22 B 87)). Auf der Stelle selbst erhebt sich nun eine geschliffene Grabplatte mit giebelartigem Abschluss. Im oberen Drittel der Platte ist ein Rundmedaillon aufgesetzt, darunter der Künstlername der Tänzerin. Das Medaillon präsentiert das Profil von La Jana im Flachrelief. Das klare, idealisierte Porträt zeigt sich ganz im Sinn der zeitgenössischen Ästhetik. Es ist nicht sicher, ob es sich hierbei um das Original von 1940 handelt. Dereinst wurde der Stein abgeräumt. Er fand einen Platz im Garten des damaligen Leiters des Heimatmuseums Steglitz. Hier blieb er bis zu seiner Rückführung auf das Grab.

Bedeutung des Namens

Der Name „La Jana“ soll angeblich aus der indischen Sprache stammen und „Die Blumengleiche“ bedeuten. Dies wurde in zeitgenössischen Quellen verbreitet. Richtiger ist, dass La Jana ein reiner Phantasiename ist und nur Ähnlichkeiten mit Wörtern aus dem Sanskrit hat. Woher der Künstlername stammt und wer ihn Henny Hiebel verlieh oder wie sie zu diesem Namen kam, ist nicht überliefert. Henny Hiebel trat eine Zeit mit einer Partnerin unter dem Namen „The Charming Sisters“ auf. Aus Schweden sind Autogrammkarten von ihr bekannt, die den Künstlernamen „Lary Jana“ tragen.

Filmografie

Stummfilme

  • 1924/25: Wege zu Kraft und Schönheit (Deutschland)
  • 1924/26: Die Weiße Geisha (Schweden)
  • 1926/27:Die Lady ohne Schleier (Schweden/Deutschland)
  • 1927: En Perfekt gentleman (Schweden)
  • 1927: Um seine Ehre (Schweden)
  • 1927/28:Thérèse Raquin – Du sollst nicht ehebrechen (Deutschland)
  • 1928: Der Biberpelz (Deutschland)
  • 1928: Zwei rote Rosen (Deutschland)
  • 1928: Der Ladenprinz (Deutschland)
  • 1928: Gaunerliebchen (Deutschland)
  • 1928: Ritter der Nacht (Deutschland)
  • 1928: Der Herzensphotograph (Deutschland)
  • 1929: Spanisches Intermezzo (Deutschland)
  • 1929: Meineid – Ein Paragraph der Menschen tötet (Deutschland)
  • 1929: Der Lustige Witwer (Deutschland)

Tonfilme

  • 1930: Die Warschauer Zitadelle (Deutschland)
  • 1931: Der Schlemihl (Deutschland)
  • 1934: Ich bin Du (Deutschland)
  • 1937: Truxa (Deutschland)
  • 1938: Der Tiger von Eschnapur (Deutschland)
  • 1938: Das indische Grabmal (Deutschland)
  • 1938: Es leuchten die Sterne (Deutschland)
  • 1939: Menschen vom Varieté (Deutschland)
  • 1940: Der Trichter Nr. 10 - Kurzfilm (Deutschland)
  • 1940: Stern von Rio (Deutschland)

Revuen

  • 1924: An und Aus (Berlin)
  • 1927/28: Alles aus Liebe (Wien)
  • 1928: Helene (Berlin)
  • 1928: Casanova (Berlin)
  • 1928–1933: Die drei Musketiere (Berlin)
  • 1930–1932: Die schöne Helena (Berlin)
  • 1930–1932: Hoffmanns Erzählungen (Berlin)
  • 1933: Casanova (Stockholm)
  • 1934–1935: Streamline (Berlin, London mit anschließender Tournee durch England und Schottland)
  • 1935: A Kingdom For A Cow (London)
  • 1937: Piccadilly (Berlin)

Literatur

  • Helena Lehmann: La Jana, Biografie, Eigenverlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3000200731
  • Wolfgang Carlé, Heinrich Martens: Das hat Berlin schon mal gesehen. Eine Historie des Friedrichstadt-Palasts, Henschelverlag, Berlin 1978
  • Géza von Cziffra: Es war eine rauschende Ballnacht. Eine Sittengeschichte des deutschen Films, Ullstein, Frankfurt/M. 1987, ISBN 3-548-20733-2
  • Christa Bandmann:Es leuchten die Sterne. Aus der Glanzzeit des deutschen Films, Heyne Verlag (Dez. 1984), ISBN 3-45301-128-7
  • Ingo Schiweck, Hans Toonen: Maharadscha, Tschetnik, Kriegsheimkehrer. Der Schauspieler Frits van Dongen oder Philip Dorn, Der Andere Verlag, Osnabrück 2003, ISBN 3-89959-058-9
  • Gerith von Ulm: Charlie Chaplin – King of Tragedy, The Caxton Printers, Caldwell, Id. 1940
  • Trude Hesterberg: Was ich noch sagen wollte, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1971

Weblinks



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