Herbert Röttgen

Herbert Röttgen

Victor Trimondi (geb. 1940) ist Schriftsteller, Religionsforscher und ehemaliger Verleger. 2004 ersetzte er seinen ursprünglichen Namen Herbert Röttgen durch sein bis dahin für seine Publikationen genutztes Pseudonym Victor Trimondi [1].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herbert Röttgen schloss an der Universität zu Köln sein Jurastudium ab und studierte anschließend in Frankreich und München Philosophie und Kunstgeschichte. 1967 gründete er zusammen mit Gisela Erler den Trikont-Verlag in Köln/München. Der Verlag war aufs engste mit der 68er-Bewegung und deren späteren Metamorphosen verknüpft. Ab 1973 gab er mit Thomas Schmid die Zeitschrift „autonomie - Materialien gegen die Fabrikgesellschaft“ heraus, in der auch Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit schrieben.

Ende der 70er Jahren publizierte Röttgen im eigenen Verlag eine Kritik des linksradikalen Milieus: Vulkantänze – linke und alternative Ausgänge. In einem „radikalen Bewusstseinswandel“ sah er eine vielversprechende Möglichkeit, um die anstehenden Probleme der menschlichen Gesellschaft zu lösen. in der Folge wandte er sich spirituellen Themen zu und entwickelte ein neues Verlagsprogramm, das „einen Diskurs zwischen Religion und Wissenschaft, Tradition und Moderne sowie zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen fördern“ sollte. Zugleich wurde der Verlag in Dianus-Trikont-Verlag umbenannt. Zu Beginn der 1980er-Jahre veranstaltete er einige Kongresse unter anderem mit dem XIV. Dalai Lama und der Hopi-Indianerin Carolyne Tayangyoma, mit Carl Friedrich von Weizsäcker, Joseph Needham und anderen. 1986 wurde der Verlag geschlossen.

1989 heiratete Röttgen seine jetzige Frau Mariana. Unzufrieden mit den Ergebnissen der interkulturellen und interreligiösen Treffen, wandten sie sich Themen wie der „Rolle der Geschlechter in den Kulturen und Religionen“, dem „Einfluss der Kultmysterien und Mythen auf Geschichte und Politik“ und der „Bedeutung des Opferritus in den Religionen und seiner sozialpolitischen Funktion“ zu. Von 1989 bis 1991 planten und organisierten sie interkulturelle Veranstaltungen wie „Die Kunst und das Sakrale“.

1990 gründeten sie die „Interkulturelle Gesellschaft für kreative Symbolforschung“ mit der sie die „mythologischen und symbolischen Hintergründe der modernen Wissenschaftsgeschichte“ untersuchen wollten. Von 1991 bis 1993 verarbeiteten sie künstlerisch verschiedene Reisen. 1994 begannen sie das mehrjährige Forschungsprojekt „Die Bedeutung der traditionellen Religion für die Wertebildung und Kreativität in einer Kultur der Zukunft“.

In den Jahren 1994 bis 1998 erstellten sie im Rahmen ihres Projekts zur „Bedeutung der traditionellen Religionen für die Wertebildung und Kreativität in einer Kultur der Zukunft“ eine Kritik des tibetischen Buddhismus. In ihrem ersten gemeinsam verfassten Buch „Der Schatten des Dalai Lama – Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus“ [2] setzten sie sich mit dem sexualmagischen Ritualwesen des buddhistischen Tantrismus, mit der Geschichte des tibetischen Buddhismus sowie der Rolle des XIV. Dalai Lama in der Gegenwart auseinander. Das Buch wurde in den Medien kontrovers diskutiert. Während es von manchen als Entmystifizierung des (tibetischen) Buddhismus begrüßt wurde, kritisierten andere, dass unseriöse und nicht belegte Quellen verwendet worden seien und dass die tibetischen Texte und Darstellungen nicht in ihrem symbolischen Gehalt erfasst, sondern buchstäblich interpretiert würden.

Mit „Hitler-Buddha-Krishna – Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute“ veröffentlichten Victor und Victoria Trimondi, gefördert von der Hans Sauer-Stiftung (München), 2002 ihr zweites gemeinsames Buch. Darin stellen sie dar, wie Heinrich Himmler und die Orientalisten der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V. („SS-Ahnenerbe“) versucht hatten, den Nationalsozialismus in eine politische Religion zu transformieren und sich dabei östlicher Religionssysteme wie der Vedanta, der Puranas, der Bhagavad Gita, des tibetischen Buddhismus bis hin zum Zen-Buddhismus bedienten und wie dieser „religiöser Hitlerismus“ bis heute unter Neonazis verbreitet ist.

2004 übernahmen Herbert Röttgen Victor Trimondi und Mariana Röttgen Victoria Trimondi als ihre bürgerlichen Namen.

2006 erschien im angesehenen Wilhelm Fink Verlag das Buch „Krieg der Religionen – Politik, Glaube und Terror im Zeichen der Apokalypse“, in dem die Autoren die monotheistischen Religionen auf den Prüfstand stellen und deren fundamentalistische Züge und ihre Auswirkung auf die Gegenwart untersuchten.

Wie schon die vorhergehenden Publikationen wurde auch dieses Buch von Kritikern sehr unterschiedlich aufgenommen. Burkhard Müller beschreibt es in der Süddeutschen Zeitung „als ein unerschöpfliches Schatzhaus der Zitate. Man mag es kaum glauben, welche Orgien aus Feuer und Blut in den drei Heiligen Schriften erscheinen und mit welcher Wut und Genugtuung sie von ihren modernen Verkündern gefeiert und eingefordert werden.“ [3] Der Theologe, ehemalige katholische Priester und Religionssoziologe Adolf Holl hingegen sieht in dem Buch einen „Steinbruch fürs Feuilleton [...] wenn es wieder einmal irgendwo gekracht hat“ [4].

Schriften

  • Victor und Victoria Trimondi: Der Schatten des Dalai Lama. Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus". Patmos Verlag, Düsseldorf 1999, ISBN 3491724074
  • Victor und Victoria Trimondi: Hitler - Buddha - Krishna. Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute. Verlag Ueberreuther, Wien 2002, ISBN 3800038870
  • Victor und Victoria Trimondi: Krieg der Religionen. Politik, Glaube und Terror im Zeichen der Apokalypse. Wilhelm Fink Verlag, München 2006, ISBN 377054188X

Quellen

  1. Autobiographien von Victor und Victoria Trimondi
  2. The Shadow of the Dalai Lama - Sexuality, Magic and Politics in Tibetan Buddhism, englische Übersetzung von Mark Penny
  3. SZ-mediathek, Burkhard Müller: 'Der Friede hängt an einem weißen Haar, Rezension zu Krieg der Religionen, 14. März 2006
  4. Adolf Holl (Die Presse): Trimondi: Mit Stechen vollauf beschäftigt, Kritik zu Krieg der Religionen, 25. Februar 2006

Weblinks


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