Herbert Sandberg

Herbert Sandberg
Grab von Herbert Sandberg auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.
Karikatur Hermann Kants

Herbert Sandberg (* 18. April 1908 in Posen; † 18. März 1991 in Berlin) war ein Grafiker und Karikaturist. Er wurde vor allem durch Karikaturen in der von ihm geleiteten Zeitschrift Ulenspiegel, seine Brecht-Skizzen und seine Kolumne Der freche Zeichenstift in der Zeitschrift Das Magazin bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach einem Studium an der Kunstgewerbeschule Breslau 1925/26 und an der dortigen Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe bei Otto Mueller arbeitete Herbert Sandberg von 1928 bis 1933 für verschiedene Berliner Zeitungen (Berliner Tageblatt, Wahrer Jacob u. a.). 1929 trat er der Assoziation revolutionärer bildender Künstler (ARBKD) bei. Aufgrund seiner illegalen Tätigkeit in der KPD und wegen aktiver Nazigegnerschaft wurde er 1934 mit dem Tatvorwurf „Vorbereitung zum Hochverrat“ in das Zuchthaus Brandenburg inhaftiert, von 1938 bis Kriegsende war Sandberg als Jude und Kommunist im KZ Buchenwald eingekerkert. 1944 entstanden dort 18 Zeichnungen aus Ruß und Schlämmkreide, die er später im Zyklus Eine Freundschaft veröffentlichte.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde Sandberg zusammen mit Günther Weisenborn von Dezember 1945 bis August 1950 Mitherausgeber der Satirezeitschrift Ulenspiegel. In der Zeit von 1947 bis 1961 entstanden in gemeinsamer Arbeit mit seiner Frau Eugenie zahlreiche Bühnenbilder für Berliner Theater unter dem Namen Sandbergkollektiv. Eugenie Sandberg (1923–1996) war ausgebildete Bühnen- und Kostümbildnerin. Anfänglich arbeitete auch Sandbergs Schwägerin Rosemarie Spies mit, die heute eine bekannte Keramikerin ist. Von 1954 bis 1957 war Herbert Sandberg als Nachfolger von Cay von Brockdorff Chefredakteur der Zeitschrift Bildende Kunst. Danach arbeitete er freischaffend in Berlin. Von 1970 bis 1972 unterrichtete er als Gastdozent an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 1972 wurde er zum Professor ernannt. Herbert Sandberg war Mitglied der Akademie der Künste der DDR.

Seine satirischen Kolumnen waren einem breiten Leserkreis bekannt. So stelle er von 1954–1990 in der Zeitschrift Das Magazin unter dem Namen Der freche Zeichenstift Karikaturisten aus dem In- und Ausland vor, zeichnete ab 1954 für die Sonntagsausgabe der Zeitung Neues Deutschland die Serie Mit spitzer Feder und ab 1967 die Porträtserie Sandbergs kleine Galerie in der NBI.

Von 1981 bis zu seinem Tod war Herbert Sandberg mit der Schauspielerin Lilo Grahn (1943–2007) verheiratet. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin. Die Trauerrede hielt sein Künstlerfreund Ronald Paris, die Skulptur auf seinem Grab stammt von der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger.

Werke (Auswahl)

Herbert Sandberg (links) auf dem VIII. Kongreß des Verbandes Bildender Künstler der DDR, 1978

Graphische Zyklen

  • 1944-46 "Eine Freundschaft"
  • 1957-61 "Atom, Atom"
  • 1958-65 "Der Weg"
  • 1959-68 "Erinnerungen an Brecht"
  • 1963 "Meister der Musik"
  • 1967-68 "Bilder zum Kommunistischen Manifest"
  • 1982/83 "Der anachronistische Zug"

Grafiken

  • 1927 "Der Dichter Klabund"
  • 1948 "Die Eiferer"
  • 1948 "Verschiedener Meinung"
  • 1957 "Anne Frank"
  • 1959 "Brechts Verhör"
  • 1975 "David und Goliath"

Eigene Bücher und Buchillustrationen

  • 1949 Eine Freundschaft. 30 Holzschnittskizzen. Aufbau-Verlag, Berlin 1949.
  • 1955 Der Herrenspiegel. 30 Köpfe. Verlag Volk und Welt, Berlin 1955.
  • 1956 Eine schöne Wirtschaft. Kongreßverlag, Berlin 1956.
  • 1958 Mit spitzer Feder. 50 bekannte Köpfe und unbekannte Anekdoten. Eulenspiegel Verlag, Berlin 1958.
  • 1963 Der freche Zeichenstift. Eulenspiegel Verlag, Berlin 1963.
  • 1967 Mein Brecht Skizzenbuch. Aufbau-Verlag, Berlin 1967.
  • 1988 Spiegel eines Lebens. Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1988. ISBN 3351010176

Auszeichnungen

Literatur

Filmografie

  • 1968, Fernsehen der DDR: “Geliebte Kunst, Herbert Sandberg - Der Weg”. Ein Film von Irmtraut Wecks
  • 1969, DEFA: “Ein Weg zum Manifest”. Ein Film von Gerhard Jentsch über die Arbeiten an der gleichnamigen Grafikfolge.
  • 1980, DEFA / Fernsehen der DDR: “Der freche Zeichenstift”. Regie: Hanna Emuth

Weblinks

Zum 100. Geburtstag am 18. April 2008


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